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Kompaktwagen mit bivalentem 1,4-Liter-Motor für 10.000 Euro

Unterwegs im Dacia Sandero mit LPG-Anlage

Fahrberichte os
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Mit 10.000 Euro ist der kompakte Rumäne das billigste Flüssiggas-Auto in Deutschland. Wir wollten wissen, wie günstig man mit den 72 PS beziehungsweise 75 PS des 1.4 MPI LPG manövrieren kann

Mortefontaine (Frankreich), 12. Februar 2009 – Die Modellpalette von Dacia dürfte zu den Gewinnern der Abwrackprämie gehören, schließlich bietet der rumänische Renault-Ableger vom Start weg Autos an, die für schmale Budgest konzipiert sind. Multiple Spareffekte dank Schrottbonus und Alternativ-Kraftstoff verspricht der Sandero mit Flüssiggasantrieb. Wir haben dem 10.000-Euro-Kompaktwagen mit bivalentem 1,4-Liter-Triebwerk auf den Zahn gefühlt.

Kofferraumvolumen bleibt erhalten

Die Flüssiggasanlage des Sandero ist speziell auf das Dacia-Modell abgestimmt worden und wird ab Werk installiert. So bleibt die Neuwagen-Garantie von drei Jahren oder 100.000 Kilometer erhalten. Der 34 Liter fassende Gastank ist anstelle des Ersatzrades platzsparend unter der Ladefläche im Kofferraum untergebracht und stört beim täglichen Gebrauch nicht. Rein äußerlich ist kein Unterschied zu einem herkömmlich angetriebenen Sandero festzustellen. Lediglich der zusätzliche Stutzen für das LPG (Liquified Petroleum Gas) hinter der Tankdeckelklappe verrät das alternative Konzept.

Kraftstoffwahl per Knopfdruck

Im Innenraum informiert eine kleine Bordanzeige darüber, ob man gerade im Gas- oder Benzinmodus unterwegs ist. Mittels Knopfdruck lässt sich dies auch während der Fahrt problemlos ändern. Eine separate Tankanzeige zeigt den Füllstand des Gastanks an. Im Gasbetrieb besitzt der Sandero eine Reichweite von etwa 400 Kilometern. Danach schaltet das System automatisch auf Benzinbetrieb um.

Unterwegs im Dacia Sandero mit LPG-Anlage

Wie Sie merken, merken Sie nichts

"Wie Sie merken, merken Sie nichts" könnte das Motto des Flüssiggasantriebs sein. Im Alltagsgebrauch bleibt der bivalente Antrieb völlig unauffällig. Der Start erfolgt im Benzinmodus, sobald die Betriebstemperatur erreicht ist, stellt das System auf LPG um.

Kein ESP erhältlich

Im Gasbetrieb leistet das 1,4-Liter-Aggregat 72 PS, das sind 3 PS weniger als im Benzinbetrieb. In der Praxis fällt der Leistungsunterschied aber nicht ins Gewicht, beide Modelle sind mit einer Sprintzeit von 13,0 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 161 km/h angegeben. Damit ist der Sandero recht gemächlich unterwegs, aber der typische Dacia-Käufer wird auch eher ein Transportmittel als einen spurtstarken Sportler suchen. Bei den Kurvengeschwindigkeiten sollte man sich tunlichst etwas zurücknehmen, ESP gibt es auch für Geld und gute Worte für den Sandero nicht zu kaufen. Zu großes Vertrauen in das Fahrwerk des kleinen Rumänen quittiert er prompt mit Untersteuern. Bei Schlaglöchern und kleinen Unebenheiten ist die Federung überfordert und gibt Stöße unbarmherzig an die Insassen weiter, ansonsten ist der Komfort ausreichend.

Spartanischer Innenraum

Der Spar-Zweck heiligt die Mittel, und so kann der Innenraum unseres Testwagens mit der Ausstattungsvariante Ambiance durchaus als spartanisch bezeichnet werden. Selbst die Stoffverkleidung der Fahrertüren ist dem Rotstift zum Opfer gefallen. Stattdessen verbreitet nacktes Hartplastik den unverkennbaren Dacia-Charme. Der Rest des Interieurs scheint von einem Praktikanten und nicht von einem hochdekorierten Designer entworfen worden zu sein. Sprich: Funktionell ja, schön nein.

Unterwegs im Dacia Sandero mit LPG-Anlage

40 Prozent weniger Kraftstoffkosten

Kommen wir zurück zum Eingangsthema: dem Sparen. Durch den geringeren Brennwert von Flüssiggas steigt der Verbrauch gegenüber Benzin um bis zu 15 Prozent. Da Flüssiggas an der Tankstelle aber wesentlich günstiger ist, lassen sich laut Dacia dennoch bis zu 40 Prozent der Kraftstoffkosten einsparen. Der Preisunterschied zwischen Flüssiggas und Benzin entsteht unter anderem durch steuerliche Vergünstigungen, die zunächst bis in das Jahr 2018 gesetzlich festgelegt sind.

Weniger CO2-Emissionen

Zweiter positiver Nebeneffekt des alternativen Antriebs ist der geringere Kohlendioxid-Ausstoß. Aufgrund einer anderen chemischen Zusammensetzung des Propan-Butan-Gemisches sinkt der CO2-Ausstoß um etwa zehn Prozent. In Zahlen sind das 165 Gramm CO2 pro Kilometer im Benzinbetrieb und 149 Gramm pro Kilometer im Gasbetrieb. Auch werden weniger Schwefeldioxid, Partikel und weitere umweltbelastende Abgasbestandteile emittiert, so der Hersteller.

Langer Marsch zum Sparen

Der Mehrpreis für einen Flüssiggas-Sandero im Vergleich zu einem Benzin-Sandero beträgt 1500 Euro. Bei einem durchschnittlichen Preis von 63 Cent pro Liter Flüssiggas und einem Verbrauch von 9,2 Liter sowie 1,19 Euro pro Liter Super und einem Verbrauch von 7,0 Liter ergibt sich bei den Spritkosten eine Differenz von 2,53 Euro pro 100 gefahrener Kilometer zugunsten des LPG-Betriebs. Das klingt beeindruckend, doch – konstante Spritkosten vorausgesetzt – amortisieren sich die Mehrkosten für den Flüssiggasantrieb erst bei einer Laufleistung von 59.000 Kilometern.


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