Black Box KBA

Wenn eine steuerfinanzierte Behörde offzielle Tests durchführt, hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, die Ergebnisse zu erfahren – sollte man meinen. Doch beim Kraftfahrtbundesamt sieht man das anders.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.

Das Kraftfahrtbundesamt versucht hartnäckig, die Ergebnisse seiner Abgastests von Dieselautos geheim zu halten. Bereits im April 2018 erklagte der Sender RBB deren Herausgabe. Daraufhin bekam er zunächst nur weitgehend unbrauchbare Rohdaten. Nun endlich hat der RBB die gesamten Testwerte veröffentlicht. "Bisher waren diese Testergebnisse der Öffentlichkeit unbekannt", schreibt der Sender. "Nicht einmal der Verkehrsausschuss im Deutschen Bundestag kennt die Ergebnisse."

Noch mal zur Erinnerung: Das Kraftfahrtbundesamt ist eine steuerfinanzierte Behörde, die dem Allgemeinwohl verpflichtet ist. Sie hat durch mangelnde Kontrollen den Dieselskandal erst möglich gemacht. Nun führt sie zwar eigene Tests durch, hat das mit dem Allgemeinwohl aber offenbar immer noch nicht ganz verstanden. Auf eine Anfrage hat das KBA bis jetzt nicht reagiert, auf der Webseite findet sich keine Stellungnahme.

Die KBA-Messergebnisse von 50 Dieselmodellen ergaben ein gemischtes Bild. Über die Hälfte stößt auf der Straße mehr Stickoxid aus als die auf dem Prüfstand erlaubten 80 Milligramm pro Kilometer. Dies allein ist wenig überraschend – schließlich sind Tests im realen Fahrbetrieb ("RDE") erst mit der Euro-Norm "6d temp" vorgeschrieben. Diese gilt für neue Fahrzeugtypen seit September 2017. Damit ist auch ein sogenannter Konformitätsfaktor von 2,1 verbunden. Das bedeutet, dass diese Fahrzeuge auf der Straße bis zu 2,1 mal 80 mg NOx/km ausstoßen dürfen, also 168 mg.

Doch selbst eingedenk der Tatsache, dass diese Regelung für viele getesteten Modell noch nicht gilt, muss man sich doch über die Höhe der Abweichungen wundern: Viele Euro-6-Wagen sind satt im dreistelligen Bereich. Der Subaru Outback bringt es gar auf 2276 mg/km. Selbst ein Kleinwagen wie der Fiat 500 haut noch 1221 mg/km raus. Und das wohlgemerkt bei einem offiziellen Test einer Behörde, der man wahrlich keine negative Voreingenommenheit gegenüber dem Untersuchungsgegenstand vorwerfen kann.

Die gute Nachricht: "Bei den modernsten Abgasklassen Euro 6c und Euro 6dtemp scheint es, als bekämen die Hersteller die Abgasreinigung endlich in den Griff", schreibt der RBB. "Alle 13 überprüften Modelle haben im realen Fahrbetrieb weniger als 80 Milligramm NOx pro Kilometer ausgestoßen." Sie nutzen den Konformitätsfaktor also nicht einmal aus.

Im Umkehrschluss bedeutet das auch: Technisch und wirtschaftlich war der Spielraum für eine funktionierende Abgasreinigung deutlich größer, als die Industrie der Politik jahrelang – und offenbar erfolgreich – eingeredet hat. "Das zeigt, es geht technisch, wenn man gewollt hätte, aber man hat nur Geld gespart", sagt Axel Friedrich, der den Dieselskandal mit aufgedeckt hat.

Das Geld an anderer Stelle offenbar keine so große Rolle spielt, zeigt das Beispiel des Mercedes GLS. Seine Spur ist so breit, dass Mercedes dem Fahrwerk eine Sonderfunktion verpassen musste, damit der Wagen in die Schienen einer Waschstraße passt. Für sowas ist also Geld da.

(grh)