ChromeOS: Probleme und Potenzial

Seit zwei Wochen habe ich ChromeOS im Einsatz, mein erster Eindruck war zweischneidig. Die vergangenen 14 Tage haben einige neue Erkenntnisse gebracht, die die Grundlage für eine Entscheidungshilfe für oder gegen ChromeOS bilden können.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Golo Roden

Seit zwei Wochen habe ich ChromeOS im Einsatz, mein erster Eindruck war zweischneidig. Die vergangenen 14 Tage haben einige neue Erkenntnisse gebracht, die die Grundlage für eine Entscheidungshilfe für oder gegen ChromeOS bilden können.

Mein Chromebook ist nun seit 14 Tagen im Einsatz, allerdings nicht in dem ursprünglich geplanten Ausmaß. Diese Zeilen schreibe ich nämlich wieder auf meinem MacBook Pro, unter OS X und mit genau jener gewohnten Software, auf die ich eigentlich verzichten wollte:

"Für 30 Tage verzichte ich auf mein MacBook Pro, OS X und die gewohnte Software und versuche, meinen Alltag ausschließlich mit einem Chromebook zu bestreiten."

Dass es anders gekommen ist, liegt nur bedingt an ChromeOS. Es ist ein durchaus gelungenes Betriebssystem, das allerdings nicht zu meiner Arbeitsweise passt. Meinen ersten Eindruck hatte ich vor zwei Wochen wie folgt zusammengefasst:

"Mir gefällt die Leichtigkeit von ChromeOS, allerdings weiß ich noch nicht so recht, ob mir ausschließlich ein Webbrowser nicht doch ein bisschen zu minimalistisch ist: Dies werden allerdings die nächsten 30 Tage zeigen."

An diesem Fazit hat sich für mich nichts Grundlegendes geändert: Wer mit nichts als einem Webbrowser auskommt, für den ist ChromeOS eine gute Wahl. Die Frage ist allerdings, wie rasch man an Grenzen stößt.

Als Entscheidungshilfe würde ich hier prinzipiell zwischen dem Konsum und der Produktion von Informationen unterscheiden. Während ChromeOS für den Konsum weitgehend geeignet ist, wird die Produktion eher schlecht unterstützt: Das hat sich bei mir nicht nur bei der Entwicklung mit Node.js gezeigt, sondern auch bei der Aufnahme und Bearbeitung von Videos.

Für einige dieser Anwendungsfälle lässt sich mit Hilfe von Web- oder spezifischen Chrome-Anwendungen zwar ein mehr oder minder adäquater Ersatz finden, aber nicht für alle. Schwierig wird es außerdem dann, wenn man das Chromebook in die Infrastruktur des Kunden integrieren muss: Dann nützen auch Alternativen nichts, mögen sie noch so gut sein.

Doch selbst wenn ich dies hinnehme und das Chromebook rein als Konsument verwende, gibt es Dinge, die mich äußerst stören: So basiert beispielsweise die Videowiedergabe von Watchever auf Silverlight, das für ChromeOS aber nicht zur Verfügung steht. Selbstverständlich ist dies kein Fehler von ChromeOS an sich, aber es mindert die Alltagstauglichkeit dennoch.

Auch der Versuch, ein Dokument zu drucken, ist für mich gescheitert: Drucker lassen sich ausschließlich über Google Cloud Print anbinden. Diese Funktionen bietet mein – wohlgemerkt LAN- und WLAN-fähiger Drucker – nicht. Hierfür einen gesonderten PC laufen zu lassen, führt den Einsatz von ChromeOS letztlich ad absurdum.

Langer Rede kurzer Sinn: ChromeOS ist ein leichtgewichtiges, schnelles und größtenteils durchdachtes Betriebssystem. Es erleichtert die Systemverwaltung deutlich und ist daher insbesondere für den unbedarften Anwender ein angenehm wartungsfreies System. Für viele Aufgaben genügt ein Webbrowser jedoch nicht. Dies gilt insbesondere dann, wenn man die umgebende Infrastruktur nicht vollständig selbst auswählen und gestalten kann.

Für mich bleibt ChromeOS ein spannendes Betriebssystem, dessen Zukunft ich sehr neugierig verfolgen werde. Derzeit stoße ich aber zu schnell an Grenzen, weshalb ich vorerst zu meinem MacBook Pro und OS X zurückkehre.

tl;dr: Die bereits vermuteten Stärken und Schwächen von ChromeOS haben sich manifestiert. Wer ausschließlich Informationen konsumiert, für den kann ChromeOS ein angenehm leichtgewichtiges und wartungsfreies System sein. Für den Einsatz in der Produktion hingegen gibt es derzeit noch zu viele Probleme. ()