Das ewige Bild

Viele Nutzer laden mittlerweile komplette Fotosammlungen bei Facebook & Co. hoch. Das Problem: Einmal online, lassen sie sich nur noch schwer löschen.

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Viele Nutzer laden mittlerweile komplette Fotosammlungen bei Facebook & Co. hoch. Das Problem: Einmal online, lassen sie sich nur noch schwer löschen.

Nie war es einfacher, ganze Bildersammlungen ins Web hochzuladen, um sie mit Freunden oder Familienmitgliedern zu teilen: Soziale Netzwerke wie MySpace, Facebook, StudiVZ oder Wer-kennt-wen sind dank schneller Internet-Zugänge in Minuten mit Dutzenden Fotos beschickt - Kamera anschließen, fertig. Viele Millionen neue Bilder landen so tagtäglich im Netz.

Dabei verirrt sich jedoch auch manche peinliche Aufnahme, die man besser nicht für alle sichtbar im Netz hätte, auf die Server - sei es nun der betrunkene Zustand auf der letzten Party oder ein Moment körperlicher Nähe, den man später lieber ungeschehen machen würde. Kein Problem, denkt sich da der Web 2.0-Fan: Lösche ich das Bild einfach wieder.

Dass das nicht so einfach ist, zeigte bereits im vergangenen Jahr eine Studie der Cambridge University. Forscher der Abteilung Security Research hatten 16 verschiedene soziale Netzwerke und Fotodienste von Bebo über Blogger bis hin zu Facebook, Flickr, LiveJournal, MySpace, Photobucket und Xanga getestet, um herauszufinden, ob und wie gut solche nachträglichen Fotoentfernungen funktionieren. Dabei wurde auch die jeweilige Internet-Adresse (URL) des Bildes notiert.

Ergebnis: Während die Löschung auf der Seite jeweils als erfolgreich mitgeteilt wurde und Aufnahmen so nicht mehr zugänglich zu sein schienen, waren die Bilder in Wahrheit in vielen Fällen noch vorhanden. Fünf der 16 überprüften Anbieter hatten die Bilder auch nach 30 Tagen noch nicht "richtig" gelöscht, es reichte die Eingabe der vorher notierten URL. Zu den Seiten mit besonders langem Gedächtnis zählten Bebo, Facebook, hi5, MySpace und SkyRock. Sofort entfernt wurden Bilder dagegen bei Windows Live Spaces, Photobucket, Flickr, LiveJournal und Orkut, während andere Dienste zwischen einer Stunde und 14 Tagen benötigten.

Das Problem ist immer noch nicht gelöst: So berichtete das Silicon-Valley-Klatschblog "Valleywag" in der letzten Woche, dass ein im Mai 2009 gelöschtes Bild mehr als 16 Monate später immer noch auf Facebooks Servern lagerte.

Grund für die langsame Löschung sind nicht immer nur schlecht funktionierende Systeme der Anbieter oder deren Ignoranz in Sachen Privatsphärenschutz. Stattdessen ist auch eine Infrastruktur mitschuldig, die darauf ausgelegt ist, Daten möglichst schnell auszuliefern. Dazu werden so genannte Content Delivery Networks (CDNs) verwendet, die Internet-Inhalte zwischenspeichern und für einen US-Anbieter wie Facebook beispielsweise in der ganzen Welt verteilt sind. Die Löschung aus diesen Netzen dauert deshalb länger. Aber 16 Monate sind trotzdem völlig inakzeptabel. (bsc)