Besser wird's nicht

Je billiger die Hardware, desto trashiger die Firmware. Da kommt noch ganz schön was auf uns zu.

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Je billiger die Hardware, desto trashiger die Firmware. Da kommt noch ganz schön was auf uns zu.

Wird Software immer schlechter? Zugegeben, das klingt jetzt ziemlich kulturpessimistisch. Schließlich ist die Klage über schlechte Software so alt wie die Computerei selbst. Doch lange hing ich der naiven Vorstellung an, dies seien Kinderkrankheiten, die sich irgendwann legen. Nun aber erlebe ich immer häufiger, dass Dinge plötzlich nicht mehr funktionieren, die früher selbstverständlich waren. Ich fürchte, Software wird tendenziell künftig eher schlechter als besser.

Ein paar Beispiele gefällig? Versucht ein Nutzer etwa, auf einem Server auf eine bereits geöffnete Datei zuzugreifen, sollte er eigentlich eine entsprechende Warnung bekommen. Klingt trivial, geht bei QuarkXPress aber regelmäßig in die Hose.

Oder die ganzen Bugs in der Firmware meiner Nikon. So fotografiert das Landschafts-Motivprogramm zum Beispiel hartnäckig mit sperrangelweit offener Blende. Keine große Sache eigentlich, dann stelle ich die Blende eben per Hand ein. Ärgerlich nur, dass Nikon sich nicht bemüßigt fühlt, daran etwas zu ändern. Drei Firmware-Updates später sind die Bugs immer noch da. Dafür blockiert die aktuelle Firmware jetzt die Akkus von Fremdherstellern. Toller Fortschritt.

Noch schmerzfreier war Sagem, der Hersteller meines DVB-T-Receivers. Er lieferte die Kiste mit der Firmware-Version 0.62 aus. Entsprechend funktioniert sie auch. Wenn die Firmware-Entwickler beim Verkaufsstart noch nicht fertig waren – Pech. Für den Kunden. Besonders lustig: Es gibt keinen mir ersichtlichen Weg, die Firmware überhaupt zu aktualisieren.

Weniger lustig ist es, dass ich für mein Samsung-Smartphone noch immer keinen Patch für die gravierende Sicherheitslücke Stagefright bekommen habe – und auf offiziellem Wege vermutlich auch nie bekommen werde. So verschnarcht war meines Wissens nicht mal Microsoft zu seinen schlimmsten Zeiten.

Mit dem Internet der Dinge kommt künftig ein ganzer Tsunami an vernetzter Billig-Hardware auf uns zu, auf der konsequenterweise wohl ebenso trashige Software laufen wird. Und jede neue Branche macht dabei wieder die gleichen Anfängerfehler. Alle Hoffnung auf Software, die auf Anhieb funktioniert – lasset sie fahren! Wir haben den Peak Software offenbar längst hinter uns. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass sich in Zukunft noch irgendein Hersteller die Mühe macht, Updates für fünf Jahre alte Fenstersensoren zu schreiben, die seinerzeit ein paar Euro fünfzig gekostet haben? (grh)