40 Jahre "Blade Runner": Ganz schick, aber ein bisschen dünn

"Blade Runner" ist ein Kultfilm, der das Genre bis heute prägt. Dabei hatte er keinen allzu guten Start, als er vor 40 Jahren auch in deutsche Kinos kam.

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"Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet."

(Bild: Warner Home Video)

Lesezeit: 3 Min.

"Blade Runner ist ein atemberaubend interessantes visuelles Werk, aber versagt als Erzählung." Es war nicht nur der Doyen der US-Filmkritik, Roger Ebert, der mit Blade Runner nicht viel anfangen konnte. Als Ridley Scotts SF-Epos 1982 zuerst in die US-Kinos kam, war die Resonanz eher lauwarm. Kritiker langweilten sich ein bisschen und beim Publikum war Blade Runner auch nicht der erhoffte Hit.

Als der Film dann am 14. Oktober 1982 auch in deutschen Kinos anlief, fiel das Urteil etwas milder aus. Doch auch deutsche Kritiker bemängelten, dass die visuelle Opulenz von Blade Runner auf Kosten der erzählerischen Substanz geht: Schick anzusehen, aber ein bisschen dünne Story. Und dann das kitschige Ende, das wie angeklebt wirkt.

Weil es das war, wie wir vierzig Jahre und einige Special Editions später wissen. Weil das Studio kein Vertrauen in die von Ridley Scott abgelieferte Fassung hatte, strickte es aus Archivmaterial von "The Shining" ein Happy End für Rick Deckard und Rachel. Harrison Fords erklärender Off-Kommentar wurde in den Film geschnitten.

Dass "Blade Runner" vom anfänglichen Flop zu dem Kultfilm werden konnte, der er heute ist, hat er auch einem neuen Medium zu verdanken, das in den 1980ern Jahren die Wohnzimmer eroberte. Die Videokassette schenkte dem Film ein zweites Leben. Und die DVD. Und Bluray. Und Streaming. Trotz einiger Längen und Anachronismen hat sich "Blade Runner" bis heute ganz gut gehalten.

Pläne für eine Fortsetzung scheiterten auch an Lizenzproblemen. 35 Jahre hat es gedauert, bis "Blade Runner 2049" ins Kino kam. Eine Serie, "Blade Runner 2099", ist bei Amazon Prime in der Mache. Als "Franchise", wie die Branche solche Vermarktungsmaschinen heute nennt, ist Blade Runner ein ziemlicher Spätzünder.

Blade Runner (1982) (25 Bilder)

Das dystopische LA des 21. Jahrhunderts.
(Bild: Warner Home Entertainment)

Der von den meisten Kritikern – damals wie heute – gefeierte Look wurde maßgeblich von Regisseur Scott, dem Designer Syd Mead, Produktionsdesigner Lawrence Paul, und Art Director David Snyder geschaffen. Dass deren Ideen dann auch auf Zelluloid landeten, ist dem Spezialeffekte-Team um Douglas Trumbull und Richard Yuricich zu verdanken.

Blade Runner hat ein ganzes Genre nachhaltig geprägt – bis heute nimmt Science Fiction visuelle Anleihen bei Scott und seinen Mitstreitern. Cyberpunk ist ohne Blade Runner nicht denkbar. Der Film beeinflusst, wie wir uns Zukunft vorstellen. Nicht nur in Literatur und Film, sondern auch den Computerspielen, die in den 80ern noch in den Kinderschuhen stecken.

Inzwischen ist die Gegenwart von Blade Runner unsere Vergangenheit. Fliegende Autos gibt es zwar noch nicht, aber wir arbeiten dran. Im Hinblick auf überbevölkerte multikulturelle Großstädte, großflächige Videoreklame und Probleme mit dem Klima hat sich Ridley Scotts Vision der Zukunft als durchaus treffsicher erwiesen.

(vbr)