40 Jahre c’t: Die ersten UMTS/3G-Netze in Österreich

Georg Holzer berichtete aus Graz und Wien, wo zwei Netzbetreiber mit UMTS gestartet waren, während deutsche Anbieter noch an Testnetzen bastelten.

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Von
  • Rudolf Opitz

Die deutschen Mobilnetzbetreiber hatten im Jahr 2000 für Funklizenzen für das Universal Mobile Telecommunication System (UMTS) sagenhafte 50 Milliarden Euro an den deutschen Staat gezahlt. Doch Anfang 2003 fragten sich technikbegeisterte Mobilfunknutzer, wo die Breitbandnetze und UMTS-Handys blieben? Netzanbieter schoben die Verspätung auf fehlende Endgeräte, Handyhersteller verwiesen auf nicht vorhandene Netze.

Die Mobilfunkrevolution startete daher nicht in Deutschland, sondern in Großbritannien, Italien und am 25. April in Österreich, als Mobilkom, Betreiber des österreichischen A1-Netzes, sein UMTS-Netz für die Kunden freigab. Eine Woche später folgte Konkurrent Hutchison Whampoa mit der Mobilfunkmarke "3". Georg Holzer schilderte die damalige Lage in Österreich:

"Mobilkom deckt zurzeit mit seinem UMTS-Netz nach eigenen Angaben mehr als 40 Prozent des Landes ab. Der Mitbewerber 3 bietet seine Dienste bisher nur in einigen Ballungszentren wie Wien, Graz oder auch Linz an. Verlassen 3-Kunden die versorgten Areale, können sie jedoch per Roaming im GSM-Netz von Mobilkom telefonieren und Dienste nutzen."

c’t-Artikel zur Einführung von UMTS:

Das UMTS-Netz funktioniert anders als das herkömmliche 2G-Mobilfunknetz GSM. UMTS funkt auf anderen Frequenzen mit höheren Bandbreiten und besitzt eine andere Netzwerkstruktur. Nur das Kernnetz bleibt weitgehend gleich. Gerade in den Anfängen, als die UMTS-Netze noch aufgebaut wurden, kam es beim Wechsel zum GSM-Netz zu Verbindungsunterbrechungen. Holzer schrieb:

"Während die Übergabe von Gesprächen und Datendiensten zwischen UMTS-Basis-Stationen bei beiden Netzen keine Probleme bereitet, klappt die Übergabe von UMTS auf GSM überhaupt nicht. Gespräche und Datenleitungen reißen beim Verlassen von Gebieten mit UMTS-Versorgung unweigerlich ab. [...] Jede Netzübergabe (Handover) muss extra definiert werden, was Zeit und Fine-Tuning in Anspruch nimmt. Bis die Handover-Verlässlichkeit eines GSM-Netzes erreicht sei, werde es noch dauern, räumt Mobilkom-CEO Boris Nemsic denn auch ein."

2003 wogen viele GSM-Handys weniger als 100 Gramm. Die ersten klobigen UMTS-Modelle (links NEC e606, 145 Gramm, rechts Siemens U10, 185 Gramm) waren dagegen nicht hemdtaschentauglich.

Auch auf der Seite der Endgeräte sah es noch nicht gut aus, Auswahl gab es keine. Mobilkom hatte nur das klobige Siemens U10 im Angebot, das eigentlich von Motorola stammte, trotz schwenkbarer Kamera keine Videotelefonie anbot und sich hin und wieder mitten im Telefonat ausschaltete. Der Anbieter "3" stellte seinen Kunden ein Klapphandy von NEC zur Verfügung, mit dem sich immerhin schon Videotelefonate führen ließen:

"[...] die Bildqualität hingegen lässt einiges zu wünschen übrig. Das liegt an der auf 64 kBit/s beschränkten Upstream-Datenrate der Netze. In der kleinsten Bildgröße, die am Handy einstellbar ist, videotelefoniert man mit etwa zwölf Frames pro Sekunde, in der Maximal-Größe sieht man das Gegenüber mit nur vier Frames pro Sekunde über das Display hüpfen."

Erwähnenswert ist noch die Auflösung des Handydisplays von 132 × 162 Pixeln, die beiden Kameras nahmen maximal 288 × 352 Bildpunkte auf. Als c’t Ende 2003 das UMTS-Netz endlich vor Ort in Hannover ausprobieren konnte – noch innerhalb eines "Friendly User Tests" von T-Mobile –, gab es außer dem Siemens U10 schon das erste UMTS-Modell des damaligen Weltmarktführers Nokia, mit Antennenstummel und rückseitiger VGA-Kamera (also wieder keine Videotelefonate). Der Autor resümierte in der c’t 26/2003:

"Für den Mobilfunkkunden wird sich zum offiziellen Start von UMTS nicht viel ändern, abgesehen davon, dass er ein neues Handy mit passender USIM braucht."

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