Aufgeräumt: Neues Geschäftsmodell für Renault-Nissan-Mitsubishi

Renault ist nicht erst durch Covid-19 unter Druck und erhält Staatshilfe. Ein neues Geschäftsmodell soll zudem Renault, Nissan und Mitsubishi neu beflügeln.

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Aufgeräumt: Neues Geschäftsmodell für Renault-Nissan-Mitsubishi

Das Logo der japanisch-französischen Allianz

(Bild: Nissan)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Die Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi will mit einem neuen Geschäftsmodell milliardenschwere Kostensenkungen erreichen. So soll eine neu organisierte Zusammenarbeit die Kosten für neue Automodelle um bis zu 40 Prozent senken, sagte Renault-Präsident Jean-Dominique Senard auf einer Online-Pressekonferenz am heutigen Mittwoch.

An sich ist der Konzern mit den Marken Renault, Nissan und Mitsubishi breit genug für internationalen Erfolg aufgestellt. Doch in Asien tun sich die beiden dortigen Marken Nissan und Mitsubishi schwerer als erhofft und für Renault sieht es mit dem Fokus auf Europa, Afrika und Südamerika ebenfalls nicht gut aus. Zudem bleibt problematisch, dass sich der ganz überwiegende Teil der Fahrzeuge in unteren Segmenten ohne hohe Deckungsbeiträge verkauft.

Mit Modellen wie dem QX versucht Infinity Land zu gewinnen.

(Bild: Nissan)

Im Premiumsegment ist Nissan mit seinem Edelableger Infiniti, der sich 2019 aus Europa zurückzog, zu schwach. Dacia ist seit mehr als 15 Jahren zwar eine Erfolgsgeschichte, doch auch hier sind die zu erwirtschaftenden Margen vergleichsweise gering. Dazu kommen Milliarden-Investition in automatisiertes Fahren oder Elektroantriebe.

Die Fehler der vergangenen Jahre sollen sich nicht wiederholen,. Daimler und Renault (die schon seit geraumer Zeit zusammenarbeiten, unter anderem großflächig bei Motoren) hatten insbesondere bei Smart und Renault Twingo sowie Citan und Kangoo nur wenig Erfolg. Wenig bewegt hat die Übernahme von Mitsubishi und bei Nissans Premiummarke Infiniti fehlte es an Orientierung.

Mit einer strategischen Neuausrichtung will die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi gegen Großkonzerne wie Volkswagen, FCA oder PSA bestehen und sich besonders in Asien und den USA besser in Szene setzen. „Die Allianz ist eine einzigartige strategische und operative Partnerschaft in der Automobilwelt und verschafft uns einen starken Vorteil in der sich ständig verändernden globalen Automobillandschaft", sagt Jean-Dominique Senard, Vorsitzender des Alliance Operating Board und Präsident bei Renault, „das neue Geschäftsmodell wird es der Allianz ermöglichen, die Stärken und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Unternehmen optimal zu nutzen und gleichzeitig auf ihren jeweiligen Kulturen und Traditionen aufzubauen.

Mit dem Dacia Spring hat die Allianz ein billiges Elektroauto für Entwicklungsländer am Start.

(Bild: Dacia)

Die drei Unternehmen werden alle Fahrzeugsegmente und Technologien in allen Regionen abdecken und ihre jeweilige Wettbewerbsfähigkeit, nachhaltige Rentabilität und soziale und ökologische Verantwortung ausbauen.“

Deutlich intensiver als bisher sollen die Marken zusammenarbeiten, Plattformen und Module nutzen sowie Antriebe und Karosserieteile standardisieren. Dafür soll es pro Segment eine technische Plattform geben, von dem die anderen Modelle kostengünstiger als bisher abgeleitet werden. Die verwandten Modelle sollen auf einem Band gefertigt oder zumindest in einem gemeinsamen Werk gebaut werden. Besser als bei den PKW klappt dies nicht nur bei Renault-Nissan-Mitsubishi bereits bei den ertragreichen Nutzfahrzeugen. Das alles soll dazu führen, dass sich die Modellinvestitionen um bis zu 40 Prozent für neue Modelle reduzieren.

Die Studie Morphoz zeigt, wie man sich bei Renault ein luxuriöses Elektroauto vorstellen könnte.

(Bild: Renault)

Darüber hinaus sollen zukünftig verschiedene Regionen der Welt als sogenannte Referenzregionen für die einzelnen Partner definiert werden. In diesem Zusammenhang kümmert sich Renault zukünftig um Europa, Russland, Südamerika und Nordafrika, während Nissan in China, Nordamerika und Japan die Verantwortung trägt und Mitsubishi für den verbleibenden Teil der ASEAN-Staaten und Ozeanien die Geschicke leitet. Innerhalb der nächsten vier Jahre soll die Hälfte der Fahrzeuge nach der neuen Strategie entstehen.

Bezogen auf die einzelnen Modellfamilien soll Nissan ab 2025 die Erneuerung des C-SUV-Segments verantworten, während sich Renault in Europa um die kommende Generation der B-SUVs kümmert. In Lateinamerika werden die B-Segment-Plattformen von vier auf eine standardisiert, die Renault und Nissan lokal dann gleichermaßen verwenden. In Südostasien und Japan sollen gerade Nissan und Mitsubishi deutlich enger zusammenarbeiten, als diese es bisher getan haben. So soll auch eine gemeinsame Kleinstwagenarchitektur für die in Japan so beliebten Kei-Cars entstehen.

Vom SUV bis zum Kei Car soll in jedem Segment nur noch eine Plattform genutzt werden. Im Bild der Mitsubishi Eclipse (Test).

(Bild: Florian Pillau)

Die Verantwortung für übergeordnete Bereiche werden geändert. So wird Nissan die Entwicklung des autonomen Fahrens verantworten und gemeinsam mit Renault die Fahrzeug-Vernetzung vorantreiben. Renault konzentriert sich auf die Elektronik-Architektur der einzelnen Fahrzeuge und entwickelt die kleineren Elektroautos. Nissan steuert die größere Elektroplattform bei, während Mitsubishi künftig die Plug-In-Hybride in C- und D-Segment verantworten soll.

(fpi)