Autoindustrie fordert klare Rahmenbedingungen von der Politik

Die nächste Bundesregierung muss verlässliche Bedingungen für die Autoindustrie schaffen, fordert der VDA. Die Politik signalisiert auf der IAA ihre Zustimmung.

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Eine Beschleunigung des Ausbaus der öffentlichen Ladeinfrastruktur steht in vielen Parteiprogrammen.

(Bild: Ionity)

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Die deutsche Autoindustrie erwartet von der nächsten Bundesregierung die richtigen Rahmenbedingungen für klimaneutrale Mobilität. Die Branche stehe "ohne Wenn und Aber" zum Ziel der Klimaneutralität, sagte die Präsidentin des Branchenverbandes VDA, Hildegard Müller, bei der Eröffnung der Internationalen Automobilausstellung IAA Mobility in München. Aber die Politik müsse hierzu auch für genug Ökostrom sorgen und den Unternehmen das für den Umbau notwendige Geld lassen.

An der Eröffnungsveranstaltung nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten von Bayern, Markus Söder (CSU), und Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne) teil. Müller kritisierte: "Sicheres und schnelles Laden mit Ökostrom ist das A und O für den Wechsel. Ökostrom, von dem immer noch viel zu wenig zur Verfügung steht, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen." Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos sei viel zu schleppend. "Hier brauchen wir mehr, viel mehr Tempo – in Deutschland, aber noch mehr in Europa."

Der Umbau der Industrie sei eine Herkulesaufgabe für die Autoindustrie und ihre 800.000 Beschäftigten, besonders für die Zulieferer. "Noch höhere Steuern, noch höhere Abgaben und noch höhere Energiekosten sind der falsche Weg, um die Kräfte der Wirtschaft freizusetzen", sagte Müller. Die Unternehmen müssten sich in einem rauer werdenden internationalen Wettbewerb behaupten. Der Protektionismus nehme weltweit zu, die Exportnation Deutschland brauche neue Handelsabkommen.

Die Autoindustrie stehe aber auch "vor großen Chancen", sagte die Verbandschefin. Die IAA Mobility sei ein "Signal des Aufbruchs": 744 Aussteller aus aller Welt nutzten sie als Schaufenster für ihre Innovationen, als Erlebnisplattform für die Besucher und als Diskussionsforum. "Wir wollen aber nicht unter uns bleiben. " Deshalb gehe die IAA aus den Messehallen auch in die Stadt und machen zum Beispiel autonom fahrende Fahrzeuge auf Teststrecken für alle erlebbar. Im Ziel der Klimaneutralität seien sich alle einig, aber es gebe viele Wege dahin. Manche seien auf das Auto angewiesen, andere nicht: "Die eine Mobilitätslösung gibt es nicht", mahnte Müller. Das gelte für die Verkehrsmittel wie für die Antriebsformen.

Unterdessen hat der frühere Bundesverkehrsminister und heute Ladesgruppenchef der CSU, Alexander Dobrindt, sich für den Verbrennungsmotor stark gemacht. "Wir stehen zum Automobilstandort Deutschland", versicherte er im Bundestag. Elektroautos seien nicht die einzige Möglichkeit, das Klima zu schützen. Der Verbrennungsmotor sei "deutsche Hochtechnologie und sichere zahlreiche Arbeitsplätze“, sagte Dobrindt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Internationale Automobilausstellung IAA Mobility in München am Dienstag offiziell eröffnet. Der Verkehrssektor könne und müsse viel zur Klimaneutralität beitragen, "und wir können viel davon hier in München sehen", sagte die Kanzlerin. Die Autoindustrie sei nicht per se Teil des Klimaproblems, sondern "vor allen Dingen auch ein zentraler Teil der Lösung".

Sie freue sich, dass der Trend jetzt unübersehbar zur E-Mobilität gehe: "Nun haben alle Hersteller alltagstaugliche Elektrofahrzeuge in ihrem Programm." Das sei bei der letzten IAA in Frankfurt vor zwei Jahren noch anders gewesen. Inzwischen seien eine Million E-Autos auf den deutschen Straßen unterwegs. Der Kritik der Autobranche am schleppenden Aufbau öffentlicher Ladesäulen gab Merkel recht: "Da müssen wir noch besser werden." Das gelte europaweit.

"Wenn ich mich hier umsehe, bin ich ganz fest überzeugt, dass die Transformation zur Klimaneutralität für unser Land und für unsere Automobilindustrie ein Erfolg wird", sagte Merkel. Die Arbeitsplätze ließen sich allerdings nicht im Inland halten, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmten. Das sei auch eine Diskussion sein auf der europäischen Ebene. "Deshalb ist es für unsere Zukunft ganz entscheidend, dass wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft erhalten", betonte Merkel. Ein entscheidender Punkt sei auch die Technologieoffenheit, sagte sie unter Beifall im Saal. E-Mobilität werde ein Pfeiler sein, aber auch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe seien Beiträge fürs Klima.

(mfz)