Der Futurist: Organe vom Bio-Hof

Was wäre, wenn wir Ersatzorgane in Tieren züchten könnten?

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler
Inhaltsverzeichnis

Tyler Ferris wollte nie ins Rampenlicht. Er war lediglich ein Pechvogel, der nach einer komplizierten Herzmuskelentzündung ein neues Herz brauchte. Doch nun buhlte der Vertreter einer völlig neuen Therapie um seine Gunst. Vor einiger Zeit war es gelungen, menschgleiche Ersatzorgane in Schweinen zu züchten. Die Firma Companion Organs hatte sich schnell als Marktführer etabliert.

Als Ferris selbst ein neues Organ brauchte, begriff er, wie das gelungen war: mit der Zurschaustellung besonders emotionaler Fälle. Denn Ferris war überzeugter Vegetarier. Deshalb bot die marketingwirksame Geschichte seiner Bekehrung für Companion Organs eine wunderbare Gelegenheit, den zunehmend aggressiven Tierschützern etwas entgegenzusetzen. CEO George Markianakis besuchte Ferris also höchstpersönlich im Krankenhaus, um ihn zu überzeugen. Aber der Patient zweifelte, ob er es verantworten konnte, dass seinetwegen ein Tier starb. Oder war es im Angesicht des Todes erlaubt, an sich selbst zu denken, fragte er sich.

Companion Organs nahm Schweine-Embryonen, die aufgrund von Mutationen bestimmte Organe nicht ausbildeten, und ließ diese aus menschlichen Stammzellen neu wachsen. Neben Herzen hatten sie Lungen, Lebern und Nieren im Angebot. Nachdem der Besitzer eines solchen Schweins überraschend gestorben war, bot Markianakis dem Vegetarier nun das Tier an. „Überlegen Sie es sich“, sagte er eindringlich. „XP311 ist superfit. Der alte Eigentümer hat extra dafür bezahlt, dass sein Tier jeden Tag 30 Minuten im Laufrad lief.“