Der Futurist: Was ganz besonderes

Was wäre, wenn wir wirklich alles drucken könnten?

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Der Futurist: Was ganz besonderes

(Bild: Mario Wagner)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jens Lubbadeh

„Na, was hast du gekocht?“

„Etwas ganz Besonderes! Bin gleich so weit“, sagte David und verschwand in der Küche.

Endlich kocht er mal wieder, dachte Eva, während sie an ihrem Wein nippte und die seltsame Pflanze betrachtete. Es war ein oktaedrisch geformter Kaktus. Sie seufzte. Wann hörte er endlich auf, mit diesem neuen Nano-Assembler sinnlose Dinge zu drucken? Wobei das Wort drucken nicht stimmte, wie er ihr erklärt hatte.

Eine Armada von Nanorobotern setzte die Objekte von Grund auf zusammen. Atom für Atom. Man lud sich die CAD-Vorlage herunter, bestückte den Assembler mit Abfall und ließ ihn bauen. Sollte das eine oder andere Element fehlen, gab es Kartuschen zum Nachfüllen.

„Tataaa!“

David hielt stolz eine dampfende Platte vor sich. Der Geruch von Grillfleisch erfüllte den Raum.

„Rumpsteak? David, ich bin Vegetarierin. Das weißt du doch.“

„Das ist kein normales Fleisch“, sagte er. „Das ist assembelt. Kein Tier musste dafür sterben.“

Über die Steaks zogen sich Grillrostspuren. Sie sahen absolut echt aus.

„Ich wusste gar nicht, dass man mittlerweile auch Fleisch assembeln kann“, sagte Eva.

„Kann man eigentlich auch nicht“, sagte David. „Aber ich habe da einen CAD-Mod gefunden, der aus Biomüll Steak macht.“

Er schnitt ein Stück Fleisch ab und steckte es sich in den Mund. „Schmeckt total super. Nun probier doch mal.“

Sie seufzte. Aber sie wollte David die Freude nicht verderben und tat sich ein Steak auf. Dabei bemerkte sie Vertiefungen an der Seite des Fleischs. Es war ein Logo. „Easyorgan“ stand auf dem Rand. Es musste das Branding des CAD-Herstellers sein. Zögerlich schnitt sie ein Stück von der anderen Seite ab und steckte es sich in den Mund. Selbst als Vegetarierin musste sie zugeben: Es schmeckte erstaunlich gut.

David grinste. „Wusste ich’s doch.“

Später am Abend wurde erst Eva übel, dann auch David. Sie bekamen Bauchkrämpfe. Ihre Beine schwollen an, Eva bekam Schweißausbrüche und verlor immer wieder das Bewusstsein. In Panik rief David den Notarzt.

Einige Stunden später lagen sie in einem Krankenhauszimmer, angestöpselt an eine Infusion. Vor ihnen stand ein Arzt.

„Lassen Sie mich raten – assembeltes Fleisch?“, fragte der Arzt.

Sie nickten.

„Wir hatten eine Reihe von akuten Nierenversagen in den letzten Tagen. Da muss ein nicht zertifiziertes CAD im Netz kursieren.“

Eva sah erst den Arzt, dann David entsetzt an. „Akutes Nierenversagen?“, fragte sie.

„Sie hatten eine allergische Reaktion, die ihre Nieren zerstört hat. Wir vermuten, dass ein falsch assembeltes Protein die Ursache ist.“

Entsetzen ergriff Eva und David. „Und jetzt?“, fragte sie.

„Sie brauchen neue Nieren.“

Der Arzt klappte seine Mappe zu. „Leider sind Sie nicht die Einzigen, das kann ein paar Jahre dauern, bis eine Spenderniere frei wird. Aber… ich kann Ihnen eine Alternative anbieten. Sie ist allerdings nicht ganz ohne Risiko.“

Er ging zu einem Kühlschrank und holte eine Box heraus. Darin lagen zwei faustgroße bohnenförmige Gebilde. Es waren Nieren. Auf ihnen konnte Eva Schrift erkennen: „Easyorgan“.

„Wir machen gerade die klinischen Tests für den Hersteller“, sagt der Arzt.

(bsc)