Elektrisch und autonom über den Fjord

An Norwegens steiler Westküste kommt man bislang nur durch teure Tunnel und Brücken schnell voran. Selbstfahrende E-Fähren könnten eine Alternative sein.

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Elektrisch und autonom über den Fjord

(Bild: Fraunhofer CML / Georgios Katsimitsoulias)

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Wer in Fjordnorwegen schon einmal im Urlaub war, kennt die typische Landschaft dieser Region zwischen tiefem Meer und hohen Bergen: Schmale, höchstens dreispurige Straßen schlängeln sich die Küste an Steilhängen entlang; wenn man Glück hat, darf man mit maximal 90 Kilometer pro Stunde unterwegs sein.

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Unterbrochen wird die wunderschöne Landschaft nur durch gelegentliche Hochbrücken sowie viele, viele und auch lange Tunnel – und wo es diese noch nicht gibt, muss man mit seinem Fahrzeug auf eine Fähre warten, bei der die Überfahrt je nach Fjordbreite fast eine Stunde dauern kann.

Dir norwegische Regierung plant daher schon seit Jahren ein gigantisches Programm, das die Transportinfrastruktur an der norwegischen Westküste verbessern soll. Milliarden sollen in neue Brücken und Tunnel fließen, um mindestens die lahmen Fähren zu ersetzen. Allerdings ist nach wie vor unklar, woher das ganze Geld kommen soll – Norwegen ist zwar (sehr) reich, neigt aber bei den Infrastrukturausgaben gerne zu Knausereien. Entsprechend dürfte es noch bis 2030, 2040 oder gar 2050 dauern, bis man ganz ohne Bootsausflüge von Kristiansand im Süden bis Trondheim im Norden kommt.

Möglicherweise hat sich bis dahin aber auch eine ganz andere Alternative durchgesetzt: Von den Kosten und technischen Problemen langer Tunnel und gigantischer Brücken abgeschreckt, denken Verkehrsforscher über einen Alternativplan nach. Dieser soll statt durchgehender Straßenverbindungen doch wieder auf Fähren setzen – nur eben auf deutlich smartere als die heutigen, die üblicherweise mit Diesel oder Erdgas betrieben werden.

Beim großen norwegischen Forschungsverbund SINTEF arbeitet man an Plänen für völlig autonome Elektrofähren, die die Fjordlücken klimafreundlich überbrücken sollen und dabei in kurzen Takten unterwegs sind. Zunächst sind urbane Lösungen geplant, die Brücken und Tunnel in den größeren Städten durch kleine elektrische Passagierboote ersetzen sollen. Sie könnten Busse wie Autos ersetzen.

Elektrofähren gibt es bereits – sie sind in Norwegen in einzelnen Fjordabschnitten an der Westküste schon heute im Einsatz. Versuche, die Technik autonom fahren zu lassen, gibt es ebenfalls.

Sollte die norwegische Westküste wirklich per E-Fähre statt durch Brücken und Tunnel verbunden werden, müssten sich die Bürger von einem alten Traum verabschieden. Dieser bedeutet in vielen Regionen Fjordnorwegens die bootunabhängige Mobilität – da werden sogar enorm hohe Mautgebühren in Kauf genommen, die pro Durchfahrt 20 Euro und mehr teuer sein können.

In dem Land boomen auch die Elektroautos – nicht zuletzt, weil sie bei Maut und Fährgebühren günstiger kommen als Verbrenner. Doch ungefährlich sind die Stromer in langen Tunneln nicht, insbesondere, wenn es sich um leistungsstarke Modelle wie die von Tesla oder E-Laster handelt. Käme es in einem Tunnel zu einem Elektrobrand, wäre der nur sehr schwer zu löschen.

(bsc)