Gentechnik: Erste Erfolge mit CRISPR – und die Bedenken

Die Genschere kann helfen, Erbkrankheiten wie Sichelzellenanämie zu heilen. 2023 könnte die Methode für einen ersten Anwendungsfall zugelassen werden.

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DNA-Strang

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Jessica Hamzelou
  • Antonio Regalado
Inhaltsverzeichnis

Vergessen Sie He Jiankui, jenen chinesischen Biophysiker, der Designerbabys erschaffen hat! Beim Begriff Gen-Editing sollten Sie stattdessen an die Afroamerikanerin Victoria Gray denken. CRISPR hat sie von viel Leid durch ihre Sichelzellenanämie befreit. Und sie ist nur der Anfang einer vielversprechenden Therapiegeschichte.

2018 gab He Jiankui, damals Biophysiker an der chinesischen Southern University of Science and Technology Shenzhen, in Hongkong bekannt, dass er CRISPR an menschlichen Embryonen angewendet hatte. Die Nachricht sorgte für großen Aufruhr. "Wir werden den Schock nie vergessen", sagt Victor Dzau, Präsident der US-amerikanischen National Academy of Medicine. He Jiankui hatte das Erbgut manipuliert, um drei Mädchen vor einer HIV-Infektion durch ihre Väter zu schützen. Der Forscher wurde dafür verurteilt und landete im Gefängnis. Erst im letzten Jahr kam er wieder frei.

Mehr über die Genschere CRISPR

Aus ethischer Sicht war Jiankuis Vorgehen fraglos ein Fehlschlag, aus medizinischer Sicht vermutlich ebenfalls – darüber ist jedoch nur wenig bekannt, denn die Privatsphäre von Amy und den Zwillingen Lulu und Nana ist gut geschützt. Jedenfalls wirft sein Vorgehen die Frage auf, ob wir uns in dieser Form überhaupt in die Evolution einmischen sollten. Doch die Debatte um die Designerbabys sollte nicht davon ablenken, was mit Gen-Editierung grundsätzlich möglich sein könnte, nämlich schwere Krankheiten erwachsener Menschen zu heilen.