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Mittelklasse-Sportmotorrad Suzuki GSX-8R: Fast Forward

Ingo Gach
Suzuki GSX-8S

Suzuki GSX-8S

(Bild: Suzuki)

Suzuki hat endlich ein Einsehen und bringt mit der GSX-8R ein Mittelklasse-Sportkrad. Der bekannt gute 776-cm3-Zweizylinder dürfte sie gut in Szene setzen.

Sportmotorräder der Mittelklasse erleben ein erstaunliches Comeback. Noch vor drei Jahren galt das Segment als so gut wie tot, bis sich Aprilia mit der RS 660 auf den Markt traute. Sie kam derartig gut an, dass bald andere Hersteller nachzogen. Im vergangenen Jahr konnten dann alle Mittelklasse-Sportler mit erstaunlichen Verkaufszahlen aufwarten. Der Trend ist auch Suzuki nicht entgangen. Einst war die Marke mit ihren GSX-R-Modellen auf der Rennstrecke gefürchtet, dann beschloss sie, die überaus erfolgreiche Baureihe ab 2021 nicht mehr weiterzuentwickeln und den Import nach Europa einzustellen. Das war ein harter Schlag für die Suzuki-Fans hierzulande, doch jetzt können sie aufatmen, denn ihre Marke bietet mit der GSX-8R wieder ein Sportmotorrad mit Vollverkleidung an.

Die GSX-8R basiert auf dem letztes Jahr vorgestellten Naked Bike GSX-8S, die bereits den neuen 776-cm3-Reihenzweizylindermotor mit 270 Grad Hubzapfenversatz trug. Stahlrahmen, Aluminiumschwinge, Räder und der Motor werden übernommen. Bei der windschnittigen Verkleidung im sogenannten "Fast-forward"-Design mit nach vorn spitz zulaufenden Linien orientieren sich die Designer an der Ikone GSX-R 1000 und übernehmen die beiden übereinander angeordneten, eckigen LED-Scheinwerfer der GSX-8S, allerdings hat die R darüber noch ein Positionslicht platziert. Auffallend ist der kurze und niedrige Windschild, hinter dem sich der Fahrer schon sehr klein machen muss, um ordentlichen Windschutz zu genießen. Selbstverständlich beschränkt sich Suzuki nicht darauf, einfach eine Vollverkleidung anzuschrauben.

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Ein echter Sportler braucht Stummellenker und die bekam auch die GSX-8R. Um den Fahrer nicht in eine zu weit nach vorne gebeugte Haltung zu zwingen, sind die beiden Lenkerhälften aus geschmiedetem Aluminium deutlich nach oben gekröpft. Interessanterweise sind sie nicht an die Gabelholme geklemmt, wie bei echten Sportmotorrädern üblich, sondern oben an der Gabelbrücke verschraubt, wie man es eher von Sporttourern kennt. So ergibt sich eine moderat aufrechte Sitzposition für den Piloten. Allein diese Maßnahme zeigt, dass Suzuki den Fokus der GSX-8R mehr auf die Landstraße als auf die Rennstrecke richtet. Entsprechend hält sie auch die verhältnismäßig niedrig angebrachten Fußrasten für einen entspannten Kniewinkel bei. Auf einem Rundkurs in großer Schräglage dürften die Rasten jedoch harte Bekanntschaft mit dem Asphalt machen.

Am Fahrwerk hat sich einiges getan. Die Entwickler tauschten die Gabel von KYB gegen eine Big-Piston-Gabel von Showa, bei der Zug- und Druckstufendämpfung in je einem Holm untergebracht sind. Sie ist zwar ebenfalls nicht einstellbar, dafür soll sie aber leichter sein und damit die ungefederten Massen verringern helfen. Das Federbein von Showa an der Schwinge ist lediglich in der Vorspannung variabel, was aber aus Kostengründen auch bei den meisten Konkurrenzmodellen der Fall ist. Für den nötigen Grip bekommt die GSX-8S serienmäßig Dunlop RoadSport 2-Reifen auf die Aluminium-Felgen.

Bei den Reifendimensionen riskiert Suzuki keine Experimente und setzt auf die weitverbreitete Größe 120/70ZR17 vorn und 180/55ZR17 hinten. So kann der Besitzer später aus einem großen Angebot an Marken und Reifenmodellen schöpfen. Die Fahrwerksgeometrie mit einem Radstand von 1465 mm, 104 mm Nachlauf und 65 Grad Lenkkopfwinkel übernimmt die GSX-8R von der S-Version.

Das trifft auch auf die beiden Nissin-Vierkolben-Bremszangen am Vorderrad mit 310-mm-Bremsscheiben zu. In der S-Version haben sie schon mit guter Performance überzeugt. Die hintere Scheibe wuchs um fünf auf 245 Millimeter. Wie standhaft sie aber auf der Rennstrecke sind, wird ein Test klären. Der Reihenzweizylinder leistet maximal 83 PS bei 8500/min sowie 78 Nm bei 6800/min und ist bereits aus anderen Modellen für guten Durchzug bekannt. Er soll die GSX-8R bis auf 215 km/h beschleunigen, fünf km/h schneller als die GSX-8S. Bei der S waren trotz zweier Ausgleichswellen feine Vibrationen bei höheren Drehzahlen zu spüren. Die R verfügt über eine Slipper-Kupplung, die beim schnellen Runterschalten die Kraftspitzen eliminiert und Schläge in das Hinterrad verhindert.

Zwar übertrifft die GSX-8R mit 205 kg Leergewicht die 188 kg wiegende Yamaha R7 und die 183 kg leichte Aprilia RS 660 – dennoch ist die Suzuki weit entfernt von übergewichtig. Das Cockpit übernimmt sie von ihrer Basis GSX-8S. Das fünf Zoll große TFT-Display präsentiert sich erfreulich aufgeräumt und die Assistenzsysteme machen das Fahren komfortabler und sicherer. So verfügt die GSX-8R serienmäßig über drei Fahrmodi, dreifach einstell- und abstellbare Schlupfregelung, einen bi-direktionalen Quickshifter, dem Easy-Start-System und dem Low-RPM-Assist, der ein Abwürgen bei niedrigen Drehzahlen erschwert.

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Die GSX-8R übernimmt in ihre Vollverkleidung die übereinander angeordneten, eckigen LED-Scheinwerfer der GSX-8S, allerdings hat die R darüber noch ein Positionslicht platziert.
(Bild: Suzuki )

Suzuki offeriert die GSX-8R für 9800 Euro und in vier Lackierungen: Metallic Triton Blue, Pearl Ignite Yellow, Metallic Mat Sword Silver und Metallic Mat Black No.2. Die sportliche GSX-8R will kein Heißsporn sein, wie ihre Supersport-Vorfahrin GSX-R 600 mit einem Reihenvierzylindermotor, der durch hohe Drehzahlen beeindruckte und in seiner finalen Version 126 PS bei 13.500/min leistete. Obwohl die GSX-8R mehr Hubraum bietet, kann sie da nicht mithalten und setzt stattdessen auf mehr Drehmoment und Durchzugsvermögen, was letztendlich auf der Landstraße auch sinnvoller ist. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Suzuki gegen ihrer Konkurrentinnen aus Japan und Europa schlagen wird.

Hersteller Suzuki
Modell GSX-8R
Motor und Antrieb
Zylinder 2
Ventile pro Zylinder 4
Hubraum in ccm 779
Leistung in kW (PS) 61 (83)
bei U/min 8500
Drehmoment in Nm 78
bei U/min 6800
Antrieb Kette
Getriebe Sequenzielles Schaltgetriebe
Gänge 6
Fahrwerk
Rahmen Stahlbrückenrahmen, Motor teiltragend
Radaufhängung vorn Upside-Down-Telegabel
Radaufhängung hinten Aluminium-Zweiarmschwinge mit direkt angelenktem Feder-Dämpferbein
Reifengröße vorn 120/70ZR17
Reifengröße hinten 180/55ZR17
Bremsen vorn Doppelscheibe, 310 mm
Bremsen hinten Einzelscheibe, 245 mm
Maße und Gewichte
Radstand in mm 1465
Nachlauf in mm 104
Lenkkopfwinkel in Grad 65
Gewicht vollgetankt in kg 205
Tankinhalt in Litern 14
Sitzhöhe in mm 810

(fpi [5])


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