[Update vom 11. Sept.] Nutz-Variante für den Suzuki Jimny

Suzuki will den Jimny künftig als „leichtes Nutzfahrzeug” vermarkten, ohne hintere Sitze, mit durchgehend ebenem Ladeboden und einem verschraubten Trenngitter.

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Nutz-Variante für den Suzuki Jimny

Der Jimny bleibt ein Nutzfahrzeug

(Bild: Suzuki)

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Suzuki gehört zu den wenigen verbliebenen Herstellern, die noch ein Geländefahrzeug im Programm haben. Ein solches ist schon von der Konstruktion her recht eigentlich ein echtes Nutzfahrzeug, selbst wenn inzwischen Schalldämmung und Innenausstattung auf dem Niveau der Pkw angekommen sind und in den besseren Ausstattungen fürs Gelände eher weniger geeignete Leichtmetallfelgen montiert werden.

Suzuki Jimny Nutzfahrzeug (8 Bilder)

Eine durchgehende Platte als Kofferraumboden anstelle der hinteren Klappsitze und ein robust verschraubtes Laderaumtrenngitter zeichnet die Nutz-Variante des Suzuki Jimny aus.
(Bild: Suzuki )

Wir sprechen nicht von Autos, die – oft als „SUV” bezeichnet – wegen ihres Erfolgs bei Frauen und dem urbanen modebewussten Publikum inzwischen mittlerweile jeder Hersteller im Programm hat und aus Marketinggründen schamlos als „Geländewagen” bezeichnet, obwohl sie bereits in normaler Schlechtwegetauglichkeit jedem frontgetriebenen Fiat Panda unterlegen wären. Konjunktiv – denn darauf legt es ja auch wirklich niemand an.

Wenn also Suzuki den Jimny künftig als „zweisitziges leichtes Nutzfahrzeug” vermarkten möchte, meint die Firma damit vor allem eine Karosserieversion ohne hintere Sitze, dadurch vergrößertem Kofferraum mit durchgehend ebenem Ladeboden auf dem Niveau der Ladekante und einem stabil mit der Karosserie verschraubten Trenngitter zum Schutz der Besatzung vor schweren Ladungsteilen.

Der Jimny bietet bereits durch sein geringes Gewicht und seine kompakten Abmessungen beste Voraussetzungen, sich im Gelände zu behaupten. Seine Durchsetzungsfähigkeit abseits jeglicher Arten von Fahrbahn verdankt er seiner Form, die maximale Böschungs- und Rampenwinkel erlaubt, seinem Leiterrahmen und zwei starren Achsen, die ungeachtet ihrer aufs erste Hören möglicherweise irreführenden Bezeichnung bestmögliche Fahrwerksbeweglichkeit garantieren. Für schweren Boden (Sand oder Schlamm) oder steile Steigungen ist der zuschaltbare Allradantrieb mit einer Geländeübersetzung ausgestattet, die das Drehmoment an den Rädern in etwa verdoppelt. Wie gut das geht, können Sie in unserem Suzuki Jimny Test nachlesen.

Der Absatz des Jimny unter Förstern, Landwirten, Freileitungsspezialisten, Waidleuten, Landschaftsbauern und in ähnlichen Branchen ist mit solchen Eigenschaften eine garantierte Größe. Die kompromisslose Schmalheit inklusive Allradantrieb und der robuste Rahmen prädestinieren das kleine Auto auch für Schneeräumaufgaben auf normalbreiten Gehsteigen und Durchgängen, wo kein anderes Auto fahren könnte. Auch für Hausmeisterdienste findet der Jimny daher einen festen Absatz. Keines dieser Unternehmen setzt normalerweise mehr als eine bis zwei Personen in einem Fahrzeug ein, allerdings sind auf Arbeitseinsätzen fast immer Werkzeuge – oft schmutzig und fast immer schwer – dabei.

Sie können nun ohne Rücksicht auf die hintere Polstergarnitur in einem Gepäckabteil mit 863 Litern maximalem Ladevolumen untergebracht werden – das sind immerhin 33 Liter mehr bei umgeklappten Rücksitzen, selbst, wenn der Raum unterhalb des Ladebodens nicht mehr nutzbar ist. Blechfelgen statt solcher aus Leichtmetall steigern die Robustheit und senken gleichzeitig die Kosten der mit sehr spitzem Bleistift rechnenden Fuhrparkverwalter.

Suzuki kann es sich insofern leicht machen für den europäischen Markt. Hier wird die kurze Variante ohne Rückbank genügen. Der Jimny ist mit seinen technisch sehr ähnlichen Vorgängerbaureihen jedoch aufgrund seiner spezifischen Fähigkeiten ein internationales Phänomen – gerade in Ländern mit einem Beförderungsnotstand wie beispielsweise Indien, wo das Auto seit Jahrzehnten in Lizenz als Maruti Gypsy gefertigt wird. Hier ist dem Konzept die Kompaktheit – abgesehen vom Preis – eher abträglich. Sie resultiert aus der nur in Japan steuermindernden Vorschrift für die sogenannten „Kei Cars”, die dort maximal 3,4 Meter lang und 1,48 Meter breit sein dürfen.

Indien, Pakistan und Länder des asiatischen Pazifikraums bauen oder bekommen daher Varianten mit einem längeren Radstand, was aufgrund der Rahmenkonstruktion sehr einfach ist. Dort sehr beliebt sind die Nutzfahrzeugvarianten mit Pritsche. Aber auch als Kastenwagen mit (offiziell) bis zu acht Plätzen oder als Krankenwagen ist Suzukis Kleinstgeländewagen dort seit Jahrzehnten unterwegs. Es ist zu erwarten, dass der auch aktuelle Jimny als Maruti diese Tradition fortsetzen wird. Er soll in Indien demnächst als über vier Meter langer Fünftürer, wahrscheinlich auch ohne Allradantrieb, erscheinen. Für Europa wird Suzuki (oder Maruti) solche Varianten aber wohl eher nicht homologieren lassen.

Die Markteinführung des Hausmeister-Jimny ist für das Frühjahr 2021 vorgesehen. Der Preis und weitere Details zur Ausstattung sollen später bekannt gegeben werden.

[Update 11. Sept. 2020] Das Angebot als Nutzfahrzeug soll Suzuki zumindest teilweise aus der Verlegenheit befreien, dass jeder verkaufte Jimny Suzukis Strafzahlungen für die Überschreitung des Flottenverbrauchs erhöht. Der Jimny überschreitet mit 154 oder 170 g/km das Flottenverbrauchsziel von 95 g/km pro Fahrzeug und kann innerhalb der Palette nicht mit einem Elektroauto verrechnet werden, weil Suzuki keines anbietet. Die Mildhybridantriebe in anderen Modellen wie dem Micro-SUV Suzuki Ignis (Test) oder dem Swift senken den Flottenverbrauch (umgerechnet in den CO2-Ausstoß) nicht weit genug. Der Nutz-Jimny ist ein Kompromiss, weil für Nutzfahrzeuge höhere CO2-Emissionsgrenzen gelten. Suzuki arbeitet offenbar an einer Lösung. Demnächst wird der Kleinstwagenspezialist einen umgelabelten Toyota RAV4 als Plug-In-Hybrid ins Modellprogramm aufnehmen, um den Flottenverbrauch drücken zu können. Denkbar wäre auch eine Partnerschaft mit einem Elektroauto-Hersteller, der Suzuki seine nicht benötigten Flottenemissionsrechte teilweise verkaufen könnte. [/Update]

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(fpi)