Renaults Elektroautos versagen im Crashtest des Euro NCAP

Dacia Spring und Renault Zoe, E-Autos der Renault-Gruppe, versagen einigermaßen jämmerlich im Euro-NCAP-Test. Dabei wäre das in diesem Umfang gar nicht nötig.

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Renault Zoe

Das offensichtlichste Versagen leistete sich der Renault beim Pfahl-Seitenaufprall.

(Bild: Euro NCAP)

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Ernüchternde Ergebnisse für Renault im Euro NCAP-Test. Die Elektroautos Renault Zoe und Dacia Spring, letzteres ein Produkt von Renaults Budget-Marke, haben in der jüngsten Runde der Euro-NCAP-Tests 2021 null respektive einen Stern erreicht. Das erstaunt besonders, weil Renault vor 20 Jahren Autos mit Fünf-Sterne-Sicherheit auf den Markt brachte. Es ist ein tiefer Absturz: Die Renault Zoe ist erst das dritte Auto in der Geschichte der Euro-NCAP-Tests, das eine Null-Sterne-Bewertung erreicht.

Schon beim versetzten Frontalaufprall wurden die Ergebnisse der Renault Zoe als "schlecht" bewertet. Der Brustbereich des Dummys auf der Fahrerseite wird zu schwach geschützt. Das offensichtlichste Versagen aber leistete sich der Renault beim Pfahl-Seitenaufprall: Der Kopf des potenziellen Fahrers wurde direkt auf den eindringenden Pfahl geschleudert.

Dacia Spring und Renault Zoe im Euro-NCAP-Test (6 Bilder)

Das Elektroauto Renault Zoe beim Frontalaufprall ...

"Ernsthaft besorgniserregend, solche Ergebnisse im Jahr 2021 zu sehen, insbesondere von einem Hersteller, der zuvor bei Euro NCAP-Tests gut abgeschnitten hat", findet Matthew Avery, Vorstandsmitglied von Euro NCAP. Renault hatte 2001 als erster Hersteller die volle Fünf-Sterne-Bewertung erreicht, unter anderem mit dem ersten kombinierten Kopf-Thorax-Airbag im Renault Laguna. Das war Pionierarbeit, heute ist dieser Airbag in den meisten Autos verfügbar. Avery kritisiert Renaults Verhalten mit den Worten: "Leider hat man sich bewusst dafür entschieden, den Kopfschutz aus diesem wichtigen passiven Sicherheitsmerkmal der Marke zu entfernen."

Als die Renault Zoe von erstmals im Jahr 2013 getestet wurde, erreichte sie im Euro-NCAP-Test eine Fünf-Sterne-Bewertung. Seitdem wurden jedoch wichtige passive Sicherheitsmerkmale entfernt. Gleichzeitig schraubt Euro NCAP die Ansprüche in seinen Tests alle zwei Jahre höher. Beides ließ Renaults Elektroauto weit hinter den Standard zurückfallen, den die meisten Hersteller heute erreicht haben. Der Wert für erwachsene Insassen von 43 Prozent ist der niedrigste im Euro-NCAP-Test seit 11 Jahren.

Der Renault Zoe mangelt es nicht allein an passiver Sicherheit. Ihr fehlt auch ein Spurverlassenswarner, eine aktive Technologie zur Unfallvermeidung, die in den meisten Neufahrzeugen heute zum Standard zählt. Laut Euro NCAP bietet sie eine bis zu 86-prozentige Chance, tödlichen Unfällen zu entgehen. Ebenfalls nicht Standard ist in diesem Auto ein autonomer Bremsassistent, der nach Angaben des Euro NCAP Aufprallunfälle mit Verletzungen um 56 Prozent reduziert.

Dacia Spring und Renault Zoe im Euro-NCAP-Test 2 (2 Bilder)

Pfahl- und Seitenaufprall gehen nicht gut aus für die Dummies in der Renault Zoe. Die rot markierten Körperteile des Dummys weisen auf eine potenzielle Gefahr schwerer Verletzungen und Lebensgefahr im Falle eines Unfalls hin.

Die mangelhafte Ausstattung mit Assistenz führte zu einer Punktzahl von 14 Prozent in der Kategorie der aktiven Sicherheit, 61 Prozent weniger als der Durchschnitt, der 2021 immerhin 75 Prozent erreichte.

Renaults Marke Dacia erging es in derselben Testrunde kaum besser mit ihrem neuen Elektro-Kleinstwagen Dacia Spring, der zum ersten Mal im Test dabei war. Er erreichte eine Ein-Stern-Bewertung, was für ein brandneues Auto ebenfalls indiskutabel ist. Er ist zwar mit dem Kopfairbag ausgestattet, welcher der Zoe neuerdings fehlt. Dennoch zeigte der Insassenschutz für Erwachsene mit 49 Prozent nur unzureichenden Schutz vor lebensgefährlichen Verletzungen. 56 Prozent gab es für den Schutz von Kindern. Im Vergleich zu den Mitprobanden waren es gleichwohl in allen Kategorien die schlechten Leistungen.

Besonders besorgniserregend fand Euro NCAP die Dummy-Werte für den Fahrer im Frontalaufpralltest mit starker Brustkompression und geringem Schutz von Becken und Beinen. Ein sechsjähriges Kind anstelle des Dummys hätte schwere Nacken- und Kopfverletzungen erlitten. Das gleiche Bild wie die Zoe zeigt der Spring bei der aktiven Sicherheit: Wichtige Systeme zur Crash-Vermeidung fehlen. Das betrifft nach Averys Worten nicht die Insassen dieser Autos, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.

(fpi)