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Einmal im Jahr findet der SPEC Benchmarking Workshop in Europa statt, diesmal in Deutschland an zwei Orten: in Wuppertal ging es um den Numerik-Bereich, und in Paderborn stand das Treffen mit Entwicklern und Anwendern im Mittelpunkt.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Frommer
  • Andre Weinberg
  • Ralph Hülsenbusch

Das Institut für Angewandte Informatik der Universität Wuppertal arbeitet mit dem SPEC-Konsortium eng zusammen: die im Computerlabor für Paralleles Rechnen in Wuppertal entwickelte Software WUPWISE (Wuppertal Wilson Fermion Solver) wird zur CPU2000 gehören, dem Nachfolger der bis dato gültigen CPU95. Seit einem Jahr verfolgt SPEC die Strategie, über die Veranstaltung von Workshops einen engeren Kontakt zu Anwendern - insbesondere auch aus der akademischen Welt - herzustellen. Beim diesjährigen ‘International Workshop’ ging es in Wuppertal um das Thema ‘Benchmarking Parallel and High Performance Computers’. Am darauf folgenden Tag bei der Siemens AG in Paderborn standen die Vorträge unter dem Motto ‘SPEC meets Researchers and Benchmark Users’.

Insgesamt 35 Personen besuchten die neunstündige Vortragsreihe, ungefähr je zur Hälfte Vertreter der SPEC-Firmen und Wissenschaftler aus dem akademischen Bereich. Der Seminarsaal des neu errichteten Gästehauses der Universität Wuppertal bot den passenden Rahmen für einen intensiven und doch zwanglosen Austausch zwischen den verschiedenen Teilnehmern.

Greg Gärtner, Chairman der SPEC High Performance Group (HPG), berichtete über die neuen Benchmarksuites in SPEChpc, Rudi Eigenmann von der Purdue University (Indiana, USA) stellte das Gerüst eines neuen Informationssystems zu den einzelnen Benchmarkprogrammen vor. Hans Werner Meuers Vortrag über die Mannheimer TOP500-Liste zeigte, welch vielfältige Informationen und interessante Zukunftsprojektionen aus einer im Prinzip sehr einfachen Rankingl-Liste gewonnen werden können.

Im Austausch mit den Vertretern der Hochschulen kam es zu lebhaften Diskussionen über die Aspekte des Benchmarking, etwa über die Verfügbarkeit von Quellen, über besonders geeignete Werkzeuge für Parallelrechner und die notwendige Bereitstellung von Informationen für die Nutzer. Ein besonderer Schwerpunkt des Wuppertaler Workshops waren numerische Anwendungen auf High-Performance-Computern, hierzu zählte unter anderem die Vorstellung von Modellen zur Vorhersage der Leistung numerischer Algorithmen.

Unter anderem das Benchmarking spezieller Anwendungen hat an der Universität Wuppertal zu der Entscheidung geführt, in diesem Jahr einen über Myrinet vernetzten Alpha-Linux-Cluster aus 128 Prozessoren aufzubauen. Die Hochschule löst damit eine 1993 installierte Connection Machine CM5 ab.

Am nächsten Tag in Paderborn bei Siemens erschienen zur öffentlichen Vortrags- und Diskussionsrunde fast 100 Teilnehmer. Bemerkenswert, dass über die Hälfte der Referenten nicht zu den SPEC-Mitgliedern zählten. Während die geladenen Gäste über ihre Erfahrungen mit Benchmarks berichteten, konzentrierten sich die Sprecher der SPEC auf Vorgeschichte, Zielsetzungen und zukünftige Pläne der einzelnen Subkomitees.

Großes Interesse konnte John Henning von Compaq mit seinem Vortrag über den neuen CPU2000-Benchmark verzeichnen - nicht nur wegen des von allen erwarteten Themas, sondern auch wegen seiner schauspielerischen Leistung. Er präsentierte etwas, das es noch nicht gibt, denn der Nachfolger der SPEC CPU95 kann sich noch nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Schwierigkeiten bereitet einer der Tests, der, wie Henning anschaulich im Tanzschritt vorführte, sich im Wesentlichen mit der Verfolgung von Zeigern beschäftigt. Über den Stand der Arbeiten informierte er mit einer ‘zufallsgesteuerten’ Odyssee durch sein 47 Seiten starkes Papier zur SPEC CPU2000.

Aber auch John Spitzer, Vorsitzender der OpenGL Performance Characterization Project Group (OPC), Rudolf Eigenmann, Vize der SPEC/HPC, Reinhold Weicker, Vize des Open Systems Steering Committee und Organisator des Paderborner Treffens sowie Maria Calzarossa von der Universität in Pavia (Italien), die mit an der Entwicklung eines Mail-Server-Benchmarks arbeitet, nutzten die Gelegenheit, über den Stand der Arbeiten und offene Fragen zu informieren. Details finden sich auf SPEC-Website.

Mit dem Profil der geladenen Redner bewies die SPEC eine Tendenz zur Öffnung nach außen: Maurice Wilkes, Emeritus des Lehrstuhls für Computertechnik an der Universität von Cambridge, sprach über den Trend zur Parallelisierung, Werner Dirlewanger von der Universität Kassel berichtete über anwenderorientierte Workload nach DIN/ISO, Henrique Madeira von der University of Coimbra (Portugal) entwickelte Methoden zur Messung der Qualitätsmerkmale von fehlertoleranten Systemen, Ingo Breker, Universität Essen, lieferte Ergebnisse über Untersuchungen von Webservern. Andreas Schmietendorf von der Deutschen Telekom und Universität Magdeburg schließlich behandelte Benchmarks im Bereich verteilter Java/Corba-Anwendungen.

Erstmals waren diesmal auch drei Vertreter der deutschen Presse dabei: CPU-Spezialist Andreas Stiller und Jürgen Schmidt (Webserver-Performance, Messungen mit eigenen Werkzeugen), beide von der c’t, sowie der iX-Vertreter Ralph Hülsenbusch, hatten Gelegenheit, aktuelle Erfahrungen aus dem Bereich Hardware- und Systemtests vorzustellen. Alle Teilnehmer konnten umfangreiches Material mit konkreten Daten und Kontaktadressen als Basis für die weiteren Arbeiten nach Hause tragen. (rh)