Schneller Hausbau: Aufblasbare Verschalung soll es möglich machen

Ein Start-up glaubt, Häuser noch schneller als aus dem 3D-Drucker bauen zu können – mit einer neuartigen Verschalung.

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(Bild: Automatic Construction)

Lesezeit: 3 Min.

Bauten aus dem 3D-Drucker gibt es mittlerweile häufiger – und zwar nicht mehr nur experimentell. Dabei wird Beton über spezielle Düsen Schicht für Schicht aufgebracht, um beispielsweise Mauern herzustellen. Zwar gibt es nach wie vor Fragen zur Nachhaltigkeit des Verfahrens, doch je stärker mechanisiert das Bauen wird, desto billiger und schneller ist es, was – zumindest so der Plan – die Preise endlich (wieder) senkt. Zuletzt gab es sogar Versuche mit autonomen Drohnen, die Säulen drucken können. Doch all das wirkt noch recht kompliziert.

Ein amerikanisches Start-up hat sich nun eine neue Idee einfallen lassen, die das Herstellen von Behausungen und Büros deutlich einfacher machen soll: Spezielle aufblasbare Formen, in die der Beton nur noch gegossen werden muss, um dann auszuhärten. Anfangs sollen damit insbesondere Notunterkünfte schnell und dennoch stabil hergestellt werden, später womöglich ganze Siedlungen.

Automatic Construction, wie die junge Firma heißt, nennt ihr System "Inflatable Flexible Factory Formwork" (IFFF), für das sie auch ein Patent beantragt hat. Die notwendige Aufblasform besteht aus stabilem PVC und erinnert an eine überdimensionale Luftmatratze. Diese ist innen leer und fasst den Beton. Zum Bau wird die Form zunächst aufgeblasen und sieht dann schon ungefähr aus wie das gewünschte Haus.

Schließlich kommen Betonmischer mit Flüssigbaustoff vorgefahren, die an spezielle Ventile des IFFF-Systems angeschlossen werden. Je mehr Beton hineingepumpt wird, desto mehr Luft geht heraus. Damit das funktioniert, wird mit "Aircreate" ein spezieller Beton verwendet, der Luft als Zuschlag hat. Er gilt als besonders leicht und nachhaltig, aber auch stabil. Schlauerweise bleibt auch die PVC-Form später erhalten. Sie dient später als wasser- und luftdichte Barriere für das Haus, was es von vorne herein vernünftig dämmen soll.

Die bisherigen Experimente, die Automatic Construction durchgeführt hat, waren erfolgreich. "Bei unseren 9,3 und 18,6 Quadratmetern großen Prototypen dauerte das Aufblasen mit Luft sieben bis zehn Minuten", so Firmenchef und Erfinder Alex Bell gegenüber dem Magazin New Atlas. "Dann füllte die Betonpumpe [die Form] in 1,5 Stunden. Einschließlich der Arbeitskosten kosteten unsere Prototypen nur 20 US-Dollar pro Quadratfuß. Das ist deutlich billiger als alles andere."

Sobald der Beton getrocknet ist, ergibt sich ein Grundgerüst, dem dann Zwischenwände, Türen oder eine Außenhülle angebaut werden kann. Erste kommerzielle Projekte soll es laut Bell bereits geben. Im US-Bundesstaat New York sei ein Haus aktuell im Bau und zwei weitere stünden unter Vertrag. Außerdem wolle man mit einem großen kommerziellen Bauunternehmen kooperieren. Denkbar ist auch, die Technik für einzelne Bauelemente wie Kastendurchlässe zu verwenden.

(bsc)