Zahlen, bitte! Competition Pro 5000 - Joystick der Homecomputer-Ära

Der Competition Pro 5000 gilt als ikonischer Joystick der Heimcomputerära. Er war einfach zu bedienen, fast unzerstörbar und erinnerte an Arcade-Sticks.

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Inhaltsverzeichnis

Schwarzes Gehäuse, zwei rote Feuerknöpfe und ein roter Stick: mehr brauchte es früher nicht, um adäquat am Heimcomputer zu zocken. Neben Spielen wie Turrican, The Last Ninja 2, Kick Off oder Speedball 2 kommt Gamern stets das zeitlose Design des Competition Pro 5000 in den Sinn, wenn sie an die damalige Zeit denken – Schließlich war er doch bei der Gefolgschaft von C64, Amiga, Atari ST und weiteren Systemen sehr beliebt. Doch wie entstand er?

Die Heimcomputerära kam in den frühen 1980ern in Fahrt. Im Gegensatz zu den Konsolen, bei denen die Joysticks in der Regel beilagen, mussten den Computern fürs Kinderzimmer die Eingabegeräte allerdings oftmals extra dazugekauft werden.

Competition-Pro-5000-Joystick im natürlichen Habitat: Angeschlossen am Amiga 1000 von 1985, auf dem gerade das Run and Gun Turrican 2 läuft. Der Schnappschuss ist vom Factor5-Stand auf der Amiga 34.

(Bild: Markus Will)

Der Markt war unübersichtlich – Es gab viele unterschiedliche Hersteller, die den jugendlichen Käufer vor dem Regal die Qual der Wahl ließen: Wie sollte das Geburtstags-Geld unter das Volk gebrachten werden? Soll es gleich der teure Competition Pro sein, für den schon mal 40 Mark zu berappen waren oder vielleicht eine günstige Alternative für nicht einmal die Hälfte des Preises – inklusive Spiel aus der Grabbelkiste?

Firmenlogo des Herstellers des Competition Pro 5000

(Bild: Kempston Micro Electronics)

Zu Hause merkte man allerdings schnell, dass die billige Eigenmarke des Kaufhauses nicht das versprach, was man sich von einem robusten Eingabegerät erhoffte. Teilweise starb sie schon nach einer ausgiebigen Runde Summer Games den Tod durch Überlastung. Besser lief es mit dem Competition Pro. Er schien fast unzerstörbar: Selbst das wütende an-die-Wand-Schmettern durch einen Zwölfjährigen, weil der blöde Bruder das Spiel mal wieder gewann, überstand der Joystick zumeist unbeschadet (Vom Redakteur damals getestet).

Eine Konsole gab den Branchenstandard für den Joystick-Anschluss vor: Das 1977 vorgestellte Atari VCS machte den 9 poligen D-Sub-Stecker für Controller populär. Daran orientierten sich etwa Atari 400/800 sowie ST, Commodore mit seinen Systemen C64, VC20, Amiga und weitere Hersteller wie Amstrad mit seinem CPC.

Entwickler war die britische Firma Kempston aus der gleichnamigen Stadt in englischen Bedfordshire. Sie brachten 1982 ein Joystick-Interface auf den Markt, der den ZX Spectrum um 9-Polige D-Sub-Anschluss erweiterte, um Joysticks anschließen zu können. Passend dazu legte sie unter anderem den Competition-Pro-5000 bei, den sie im Jahr 1983 auf den Markt brachten. Während das Kempston-Interface für seine Stoßempfindlichkeit bekannt wurde, war der digitale Joystick hingegen genau das Gegenteil: Er erwies sich als sehr zuverlässig.

Competition Pro 5000 in der Urvariante mit schwarzem Knauf und Metallzungen statt Mikroschaltern.

(Bild: CC BY-SA 3.0, KShade)

Der Competition Pro 5000 war vom Design her ein wenig an Arcadeautomaten-Steuerknüppel angelehnt: ein Stick mit rundem Knauf und zwei kreisrunde, und von Links- wie Rechtshänder gut zu erreichende Feuerknöpfe. Letztere gaben allerdings nur ein Feuersignal ab, da sie identisch geschaltet waren. Die erste Version hatte ein schwarzes Gehäuse, rote Knöpfe und einen schwarzen Knauf. Später etablierte sich die für die Reihe so typische Farbgebung: Schwarzes Gehäuse, rote Feuerknöpfe und den Stick ebenfalls in Rot. Die Ur-Version unterschied sich aber noch in weiteren Details: Sie hatte noch Metallzungen-Kontakte, spätere Versionen verfügten über Standard-Mikroschalter.

Gehalten wurde der Stick durch einen robusten Stahlschaft: Eine Ummantelung über eine Gummischeibe sorgte dafür, dass der Stick sich in Ruheposition zurück in die Mitte bewegte. Über die vier Mikroschalter konnten acht Richtungen definiert werden. Ein großer Vorteil neben der Robustheit war auch seine Reparaturfreundlichkeit: Die späteren Mikroschalter ließen sich als Standard-Industrieware problemlos nachordern und ersetzen.

Selbstbewusst bewarben die Macher den Stick mit "More Points Per Game". Allerdings war nicht Jeder von dem Stick überzeugt – Die Mikroschalter waren zwar robust, allerdings bisweilen auch hakelig und laut. Manch ein Retronerd bevorzugt daher auch die ersten Varianten, in denen noch Metallzungen für die Signalübertragung sorgen.

Blick ins Innere eines Competition Pro. Links in den Feuertasten sieht man noch die Metallzungen, die bei jedem Druck auf den Feuerbutton geschlossen werden. Der Stick selbst ist bereits mit Mikroschaltern bestückt. Später wurden auch die Feuerknöpfe mit Mikroschaltern ausgestattet.

(Bild: STBR)

Auch war für manche das Design nicht perfekt, da er sich wirklich gut nur mit zwei Händen bedienen ließ – Flightstick-artige Joysticks, wie die Quickshot-Reihe, konnten über Saugnäpfe an den Tisch befestigt und durch Feuerknöpfe im Steuerknüppel selbst mit einer Hand bedient werden. Die waren aber in der Regel nicht so robust wie der Competition Pro. Zum Teil funktionieren sie auch nach 40 Jahren noch ohne Probleme. Und wenn nicht: Im Netz gibt es für kleines Geld ganze Ersatzschalterkits zu kaufen.

Weitere Varianten: In Großbritannien wurden Competition BBC Pro, sowie Competition Formula 1 verkauft. Später kamen Varianten wie der Competition Pro Extra im transparenten Design auf den Markt. Bekannt wurde auch der Competition Pro Star, der neben einem blauen, teilweise durchsichtigem Gehäuse, silbernen Stick und Knöpfen noch zwei Zusatzknöpfe, die für Dauerfeuer oder Slow-Motion-Funktion belegt werden konnten.

Ein Rudel Competition Pro 5000, ebenfalls in natürliche Umgebung: Am C64, zu sehen in der Ausstellung Hi-Score in Hannover. Nintendos NES rechts daneben teilt zwar die 8-Bit-Prozessorgeneration mit dem C64, aber mangels passenden Anschluss nicht den Joystick. Für das NES gab es allerdings eigene Competition-Pro-Controller.

(Bild: Markus Will)

Eine andere Variante für Segas Mega-Drive-Konsole hatte zwei zusätzliche Knöpfe am Kabelausgang, was aber nicht sonderlich ergonomisch durchdacht war. Weitere Varianten unterschieden sich vor allem farblich: Farbvarianten wurden als Jubiläums oder Sonderedition herausgegeben, die sich heute zumeist in Sammlerhand befinden. Eine weitere Variante ist der Competition Pro Mini, eine Mini-Version des Competition Pro 5000, die ebenfalls in verschiedenen Farbvarianten erhältlich war.

Nicht zu verwechseln ist der Competition Pro mit Klonen wie etwa dem Professionel Competition 9000 der Firma Suzo. Überhaupt orientierten sich viele andere Hersteller am Design des Competition Pro, allerdings oftmals nicht an der Qualität. Für andere Systeme wie NES oder PC wurden eigene Varianten angeboten.

Der ursprüngliche Competition Pro mit 9 poligen Sub-D-Anschluss wurde von 1983 bis 1993 gebaut, bis Kempston seine Tore schließen musste. Neue Spiele erforderten aufwendigere Controller, und da Konsolenhersteller ihre eigenen Controller beilegten, war die Luft für Dritthersteller nach dem Homecomputer-Ende dünn geworden. Das tat aber dem Kult um den Joystick keinen Abbruch.

Seit 2004 wird von Speedlink der Competition Pro Extra als USB-Version verkauft. Als Competition Pro Retro wurde 2014 der legendäre Joystick auch wieder mit dem ursprünglichen Anschluss für die Retrosysteme neu aufgelegt.

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Wer ein wenig das Feeling von Damals genießen möchte, kann es mit einem USB-Competition Pro und etwa dem Amiga 500 in Miniaturversion probieren. Oder er fährt nach Hannover und besucht die Retro-Gaming-Ausstellung Hi-Score, bei der über 100 Konsolen auf Herz und Nieren getestet werden können, natürlich auch mit Comptetition-Pro-Controllern.

Heise ist Medienpartner des Gaming-Zentrums Hi-Score.

(mawi)