Kommentar: Eine KI als Fahrlehrer? Kein schlechter Gedanke.

General Motors hat ein Verfahren patentieren lassen, bei dem selbstfahrende Autos den Menschen zeigen sollen, wie man richtig fährt.

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In seiner Sparte Cruise entwickelt General Motors autonome Autos.

(Bild: Cruise)

Lesezeit: 2 Min.

Üblicherweise werden autonome Autos anhand von menschlichem Fahrverhalten trainiert. General Motors hat nun einen gegenteiligen Weg vorgeschlagen: Ein autonomes Auto, das Menschen das Fahren beibringt.

Laut Patentschrift soll es das Verhalten von Fahrschülern mittels Sensoren oder "manuellen Eingaben" wie Gaspedal, Bremse oder Lenkrad erfassen. Dieses Fahrverhalten wird dann damit verglichen, wie das autonome Autos selbst reagiert hätte. Aus der Differenz lässt sich eine Punktzahl errechnen, die an Fahrzeughalter, Eltern oder Behörden weitergeleitet werden kann.

Zudem könne das Auto auch in Echtzeit Feedback geben ("Nicht so dicht auffahren!"). Ebenfalls denkbar sei, so GM, bestimmte Features erst ab einem bestimmten Score freizuschalten. Mit anderen Worten: Wer nicht so fährt, wie es der Software gefällt, bekommt beispielsweise nicht die volle Leistung zur Verfügung gestellt.

Ein Kommentar von Gregor Honsel

Gregor Honsel ist seit 2006 TR-Redakteur. Er glaubt, dass viele komplexe Probleme einfache, leichtverständliche, aber falsche Lösungen haben.

Da frage ich mich: Wenn die Maschine es ohnehin besser weiß, warum fährt sie dann nicht gleich selber? GM argumentiert, dass autonome Autos auch in Zukunft nicht immer zur Verfügung stehen werden und es deshalb weiterhin nötig sei, menschliche Fahrerinnen und Fahrer auszubilden. Dazu sei ein elektronischer Fahrlehrer preiswerter und praktischer, weil er stets verfügbar ist. "Es ist nicht zu weit hergeholt, sich vorzustellen, dass Fahrschulen Tools wie das Trainingsauto von GM nutzen werden, um ihren Schülerinnen und Schülern mehr Fahrstunden auf der Straße zu verschaffen, ohne sie total unüberwacht zu lassen", kommentiert Singularity Hub.

Ein weiterer interessanter Gedanke in der Patentschrift: Menschliche Fahrlehrer könnten ihre Vorurteile ("Bias") auf ihre Schülerinnen und Schüler übertragen. Nun ist es ja so, dass auch Künstliche Intelligenz bekanntermaßen keineswegs frei von Bias ist. Trotzdem ist an dem Punkt etwas dran: Meiner Erfahrung nach ist die Ausbildung der Autofahrenden ein entscheidender Faktor dafür, wie fahrradfreundlich eine Stadt ist. Ich komme aus der Fahrradstadt Bocholt und wurde in der Fahrschule regelrecht auf den Schulterblick beim Rechtsabbiegen gedrillt. So dürfte es praktisch allen gegangen sein, die im Münsterland ihren Führerschein gemacht haben, und das merkt man als Fahrradfahrender.

Entsprechend fassungslos war, ich als ich in anderen Gegenden Deutschlands feststellen musste, dass Automobilisten nicht nur regelmäßig den Schulterblick weglassen, sondern sich dabei auch noch im Recht fühlen. Offenbar hatte ihnen in der Fahrschule nie jemand erklärt, dass geradeausfahrende Radler Vorfahrt haben. Das kann mit einer Software nur besser werden.

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(grh)