Pro & Contra: Hat der iMac ausgedient?

Ein 24-Zoll-iMac mit aktueller CPU ließ lange auf sich warten. Ein 27-Zoll-Gerät mit Apple Silicon wird es nicht geben. Können wir auf den iMac ganz verzichten?

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Nach dem 2021 vorgestellten 24-Zoll-iMac mit M1-Chip war es lang ruhig um den All-in-one-Computer. Erst mit Vorstellung der M3-Generation im Oktober 2023 spendierte Apple ihm ein sanftes Hardware-Upgrade. Die letzte Auffrischung der größeren iMacs mit 27 Zoll gab es 2020 – damals noch mit Intel-CPU. Offenbar hat Apple keine Pläne für eine Neuauflage mit M-Chip. Fans des Geräteformats befürchten, dass Apple den iMac sogar ganz einstellt.

Das All-in-one-Konzept ist aus der Zeit gefallen, findet Johannes Schuster.

Der große Vorteil des iMac war nie die überragende Technik, sondern das Design sowie der günstige Preis für einen schnellen Rechner mit einem tollen eingebauten Bildschirm. Ist aber einer der beiden kaputt, muss man alles zusammen entsorgen oder viel Geld für eine Reparatur hinblättern. Außer zum Aufrüsten des Arbeitsspeichers beim 27-Zoll-Modell war der iMac immer sehr schlecht zugänglich, etwa um die Festplatte gegen eine SSD auszutauschen. Das All-in-one-Design stammt aus einer ganz anderen Zeit und wirkt heute antiquiert.

Sicherlich macht der iMac in jedem Wohnzimmer, in der Einraumwohnung oder auf dem Empfangstresen eine gute Figur. Wer auf Kabelgewirr, eine externe Webcam und den zusätzlichen Rechenklotz verzichten will, hat die Wahl zwischen zum Teil weit leistungsstärkeren MacBooks und dem noch verbliebenen, aber offenbar von Apple nicht mehr geliebten 24-Zoll-iMac mit 4,5-K-Auflösung.

Der iMac mit 27 Zoll war zu manchen Zeiten Apples schnellster Mac. Doch Pro-Rechner und All-in-one-Desktop vertragen sich nicht. Ich möchte meinen, eines Tages veralteten Rechner getrennt vom Bildschirm wechseln können – oder umgekehrt. Ein Mac mini oder Mac Studio kombiniert mit zwei entspiegelten, höhenverstellbaren 4K-Monitoren bildet für mich als Power-User den optimalen Arbeitsplatz. Auch der Mac Studio ist vergleichsweise klein und hübsch, sodass er wenig die Ästhetik stört. Auf einen iMac kann ich angesichts der Alternativen gut verzichten. (jes)

Für Wolfgang Kreutz sollte Apple den iMac noch einmal neu erfinden und an alte Erfolge anknüpfen.

Der iMac gehört für mich zur Apple-DNA. Mit ihm hat Steve Jobs nach seiner Rückkehr einst das strauchelnde Unternehmen wieder in Schwung gebracht. In den vergangenen Jahren zogen vermehrt kompakte MacBooks auf den Schreibtisch, da sie teilweise selbst iMacs in bester Ausstattung leistungsmäßig deutlich übertreffen (bei gleich schlechter Reparierbarkeit).

Das passt zum anhaltenden Homeoffice-Trend. Bei knapper Wohnfläche wäre auch ein großer iMac weiterhin besser aufgestellt als etwa ein Mac Studio mit zusätzlichem Display. Denn Macs, die im Idealfall mit dem Stromkabel auskommen, können schnell aus dem Sichtfeld verschwinden, den Raum wechseln und hinterlassen den aufgeräumteren Eindruck. Arbeitet man ohnehin an einem festen Ort, ist der iMac mit dem deutlich größeren Display auch ergonomisch jedem MacBook überlegen. Bei einem reinen Schreibtisch-Laptop altert auch noch unnötig ein kostspieliger Akku vor sich hin.

Ich finde zwar auch, dass der iMac als Pro-Maschine nie optimal war. Statt jedoch das Konzept zu begraben, sollte Apple den iMac grundlegend neu denken. Samsung macht etwa mit dem Viewfinity S9 S90PC vor, wie man einen Monitor mit Apps für TV+ und AirPlay baut (Test erscheint in Mac & i 6/2023). Warum also nicht eine Art Display – gerne in verschiedenen Größen – mit eingebautem tvOS plus auswechselbarer Computing-Einheit für macOS, die nur bei Bedarf läuft. Außerdem dürfte es in Apples Sinne sein, den Einstieg in die Mac-Welt mit einem vergleichsweise günstigen Gerät samt erstklassigem Retina-Display attraktiv zu halten. (wre)

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(wre)