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Was war. Was wird. Vom Kleben und Klebenlassen.

Jeder macht sich lächerlich, so gut er kann, bei Klima-RAF-Prophezeiern, bei der FIFA. Bei der sich Gendern eh nicht lohnt, stichelt Hal Faber.

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So sieht also Deutschland aus, nachdem die Klima-RAF zugeschlagen hat? Ach was. Nur die Auswüchse paranoider Hirne, die sich nicht zu schade sind, noch jeden populistischen Quatsch herumzuposaunen, hat mit der Realität wenig zu tun. Apokalyptische Bilder nähern sich eher der Realität, wenn solche Veranstaltungen wie COP27 nicht endlich zu Potte kommen.

(Bild: santoelia / Shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Hal Faber

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

"Griechischer" Salat in Qatar für ca. 10,30 Euro. Ganz nebenbei: Seit wann gehört Eisbergsalat in einen Griechischen Salat?

(Bild: @FootyScran)

*** Es gibt sie noch, die nüchternen Analysen, sogar beim Verfassungsschutz. Der Chef der Behörde, Thomas Haldenwang wandte sich gegen den Unsinn von der Klima-RAF: "Die letzte Generation ist jetzt tatsächlich so eine spezielle Gruppierung, die sagen, wir müssen durch spezielle Aktionen auf uns aufmerksam machen. Und das, was sie betreiben, das sind tatsächlich auch Straftaten. Das kann man nicht wegdiskutieren. Aber das Begehen von Straftaten macht diese Gruppierung jetzt nicht extremistisch. Extremistisch ist immer dann, wenn der Staat, die Gesellschaft, die freiheitlich demokratische Grundordnung infrage gestellt wird und genau das tun die Leute ja eigentlich nicht." Mit dieser Einschätzung zeigt sich Haldenwang als Demokrat, ganz anders als sein Vorgänger Maaßen, der auf dem absaufenden Dampfer HMS Twittanic gegen die letzte Generation hetzt, die den Klimaschutz über die Volkssouveränität stelle und damit als Verdachtsfall dringend beobachtet werden müsse, natürlich von bewährten V-Leuten mittendrin. Das dümmliche Herbeireden der Klima-RAF durch Politiker wie Hans-Georg Maaßen und Alexander Dobrindt geht am Anliegen der jungen Leute völlig vorbei, die da Kleben für das Überleben: "Und die Jungen haben erstens das völlig unverschuldete Pech, dass sie so wenige sind – dem Jahrgang 2003 gehören in Deutschland 778.000 Personen an; beim Jahrgang 1963 sind es fast doppelt so viele. So ist die Jugend zur Minderheit geworden. Zweitens kann man die Jungen nicht auf die Zeit vertrösten, da sie Macht und Mehrheit endlich errungen haben werden und die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen verändern können." 2050 sind die Klimachaoten in der Politik und in den Medien unter der Erde. Und drittens ist es das Geld der Jungen, mit dem das Weiter So "gesichert" wird. Was es auch noch gibt, sind unbefangene Richter mit einem Blick auf die Klimakrise. Dagegen gibt es freilich Bestrebungen im Süden der Republik, das Recht ganz außen vor zu lassen.

*** Wer immer eine Klima-RAF herbeireden will, verharmlost auch die Geschichte einer Gruppe, die die palästinensischen Terroristen der Sommerspiele 1972 für ihre Menschlichkeit lobte und dabei eine durch den Hass verzerrte Sprache sprach, in der es über die Attentäter heißt, sie hätten "ein Klassenbewusstsein, das sich seiner historischen Mission, Avantgarde zu sein, absolut bewusst ist, eine Menschlichkeit, die von dem Bewusstsein bestimmt ist, gegen dasjenige Herrschaftssystem zu kämpfen, dass das historisch letzte System von Klassenherrschaft, gleichzeitig das grausamste, blutrünstigste, abgefeimteste ist, was es je gab." Nein, so redet die letzte Generation nicht. Sie ist vielmehr ausgesprochen höflich, wie im Brief an den Bundeskanzler zu lesen ist: "Wir sind uns bewusst, dass Sie zurzeit eine Krise nach der anderen bewältigen müssen. Wir haben hohen Respekt vor Ihren Anstrengungen. Wenn Sie jedoch entschlossene Maßnahmen gegen den Klimakollaps im Alltagsgeschäft für lediglich zwei bis drei weitere Jahre hintenan stellen, dann wird es zu spät sein." Da ist selbst der erwähnte kluge Text direkter, der den Klebern diese Worte empfiehlt: "Warum verschließt ihr unsere Zukunft. Warum erstickt ihr die Welt, auf der wir euch überleben werden müssen? Wer heute achtzehn ist, wird erst im Jahre 2066 so alt sein, wie es der Bundeskanzler heute ist." Wo wir bei den Jahreszahlen sind: 1972 gehörte der Bundeskanzler zur jungen Generation, als das Buch von den Grenzen des Wachstums erschien und für Unruhe sorgte. Damals kritisierte der Soziologe Daniel Bell die Arbeit der Wissenschaftler und machte sich besonders über die Computersimulation lustig, weil Computer sich leicht verrechnen können und generell viel zu unflexibel seien, um die Dynamik einer Wissensgesellschaft zu erfassen, die auf Innovationen beruht. So etwas sagt heute wiederum ein alter Knacker, nämlich CDU-Chef Friedrich Merz (67).

*** Ein weiterer Satz des Parteivorsitzenden erheiterte. Die heute startende Fußball-WM in Qatar soll ein Sportereignis, keine politische Demonstration sein. Über den Satz wird man mit #BoycottQatar2022 herzlich lachen dürfen. Schlappe 387 Millionen Dollar hat Qatar für das Project Merciless gezahlt, mit dem die politische Diskussion über die WM gelenkt werden sollte. Boycott Qatar selbst fordert den mächtigen Deutschen Fußballbund auf, einen Entschädigungsfonds für Arbeitsmigrant:innen und ihre Angehörigen einzurichten. Schließlich hat es mehr als drei Tote gegeben, die offiziell auf den Baustellen starben. Ein weiterer Vorschlag geht dahin, für jedes doch geguckte Spiel 5 Euro an Amnesty International zu überweisen oder gleich die Flatrate von 150 Euro zu spenden. Erwähnt werden muss auch die Aktion #Katarkontern, wo man für jedes Tor ein Euro an Discover Football überweist. Irgendwo dazwischen liegt die Firma Hummel, die die Trikots der dänischen Nationalmannschaft mit Nicht-Hinweisen auf das eigene Logo zu einer politischen Botschaft ummodelte, was natürlich prompt untersagt wurde. Ansonsten kann man sich nur wünschen, dass der Imageschaden für die WM-Sponsoren möglichst groß wird. WM-Sponsor Adidas hofft auf 400 Millionen Euro Extraumsatz. Sinnigerweise sorgte ausgerechnet der FIFA-Präsident Gianni Infantino mit einem infantilen Auftritt für den ersten Imageschaden: "Heute fühle ich sehr starke Gefühle, heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant." Nur die vom Amtsvorgänger Sepp Blatter einmal eingeladenen Außerirdischen ließ Infantino aus. So einfach ist das mit dem Fühlen.

Während Elon Musk Twitter weiter demoliert, hat Donald Trump in Florida bekannt gegeben, dass er die Präsidentschaftskandidatur für die Wahl im Jahre 2024 anstrebt. Ob er sich bei den Republikanern durchsetzen kann, ist nach dem Flop mit der "roten Welle" und der knappen Mehrheit im Repräsentantenhaus nicht ausgemacht. Einfacher dürfte die Rückkehr auf Twitter sein, über die Musks Follower abstimmen dürfen, die in den Augen des nicht mehr ganz so reichsten Mannes der Welt das "Volk" bilden. Die von Musk angestoßene Abstimmung ist ein klarer Beweis dafür, dass er nicht versteht, was Werbekunden unter einem Imageschaden verbuchen. Was noch für Unterhaltung sorgen kann, ist ein Artefakt, das bei den Republikanern "Hunter Bidens Laptop" genannt wird. Die Festplatte soll wieder einmal untersucht werden, obwohl sie nach Ansicht von Forensikern ein einziges Desaster ist, ein Dateisalat. Unterdessen wurde im Weißen Haus wieder einmal geheiratet, was hart recherchierende Journalisten zu der Frage drängte, ob es dort spukt. In jedem Fall gibt es dort was zu feiern, etwa den 80. Geburtstag von Joe Biden, der längst den Altersrekord von Ronald Reagan eingestellt hat. Gretchen Whitmer, Gavin Newsom und Kamela Harris werden in diesem Geburtstagsständchen als mögliche Kandidaten zur Wahl im Jahre 2024 genannt, doch alle drei haben bereits versichert, dass sie nicht gegen Joe Biden antreten würden. So gesehen sind die Aussichten genauso trüb wie der Ball rund ist und eine Kickerei 90 Minuten oder etwas mehr dauert.

Glückskäfer!

(jk)