1&1 verschiebt den Startschuss seines Handynetzes

Das vierte deutsche Handynetz lässt weiter auf sich warten. Mobilfunkanbieter 1&1 wartet auf grünes Licht von der Bundesnetzagentur für eine Übergangslösung.

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(Bild: Timofeev Vladimir/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Der Mobilfunkanbieter 1&1 verschiebt den Start seines Handynetzes erneut. Nicht wie geplant Ende September, sondern erst im Dezember soll es nun soweit sein. Das teilte das Unternehmen am Montag mit.

Die Schwierigkeiten hängen mit dem Wechsel der Partner von 1&1 zusammen – und mit einer ausstehenden Entscheidung der Bundesnetzagentur. "Die 1&1 Mobilfunk GmbH, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der 1&1 AG, hat im August 2023 mit Vodafone eine weitreichende National Roaming-Vereinbarung geschlossen. Damit werden 1&1 Kundinnen und Kunden auch dort 5G nutzen können, wo während der Bauphase des neuen 1&1 Netzes noch keine eigene Versorgung gegeben ist", heißt es in einer Pressemitteilung des 1&1-Mutterkonzerns United Internet vom Montag. Die Bereitstellung von 5G-Roaming durch Vodafone ist demnach ab 1. Juli 2024, spätestens aber ab 1. Oktober 2024 technisch möglich. Bis dahin steht 1&1 weiter National Roaming von Telefónica (O2) zur Verfügung, das allerdings nur 4G-Standard umfasst.

Eigentlich hat 1&1 den Start des eigenen Mobilfunknetzes für den 26. September geplant. Damit wäre das Unternehmen nach jetzigem Stand aber das Risiko eigegangen, ab Januar 2024 ganz ohne 5G-Abdeckung dazustehen. Um nicht in diese missliche Lage zu kommen, wird der Start des Handynetzes also verschoben. Denn mit der Aktivierung seines eigenen Netzes verlöre 1&1 als dann Netzbetreiber nach einer Übergangszeit seinen Status als Mobilfunkprovider. Mit anderen Worten: Ab Januar – und bis zum Start der 5G-Kooperation mit Vodafone im Sommer – dürfte 1&1 keine 5G-Tarife mehr vermarkten.

1&1 hat zwar bei der Bundesnetzagentur einen Antrag gestellt, die Übergangszeit bis zum Beginn des National-Roaming-Deals mit Vodafone auszuweiten. Ob die Netzagentur zustimmt, ist jedoch offen. Die diesbezügliche Entscheidung wird laut 1&1 im November 2023 erwartet. Man werde diese Entscheidung abwarten "und ab Dezember 2023 (bisher geplant September) mobile 4G Dienste im eigenen Netz, sowie zusätzlich übergangsweise bis Sommer 2024 5G Tarife auf Basis von Vodafone MVNO-Vorleistungen anbieten", heißt es. MVNO steht für die großen Mobilfunkprovider.

Die Bundesnetzagentur hält sich derweil bedeckt. "Der Antrag von 1&1 und die Stellungnahmen der Netzbetreiber werden derzeit geprüft", sagte ein Sprecher der Netzagentur am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa zum Stand des Verfahrens.

Im Jahr 2019 hat 1&1 erstmals eigene Mobilfunk-Frequenzen ersteigert. Bislang mietet das Unternehmen die Netze anderer Betreiber, um Handyverträge anzubieten. Mit dem eigenen Handynetz will man unabhängiger werden. Ein 1&1-Netz wäre das vierte Mobilfunknetz in Deutschland.

Bisher gibt es in Deutschland drei Handynetze: von der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica (O2). Ein viertes Netz dürfte den Wettbewerb erhöhen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Tarife und damit den Kundinnen und Kunden zumindest preislich zugute kommen. Stand jetzt soll es nun im Dezember so weit sein.

(akn)