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ASM-Das-Spiel: Amiga-Game nach 32 Jahren veröffentlicht

Totgeglaubte leben länger: 32 Jahre nach einem Programmierwettbewerb wurde ein Point&Click-Adventure für Amiga veröffentlicht – stilecht mit Box und Zubehör.

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Rechts oben ist die kürzlich erschienene ASM-Retroausgabe, links daneben das ASM-Spiel in der Box.

(Bild: Markus Will)

Lesezeit: 4 Min.

Der kultige Ego-Shooter "Duke Nukem Forever" gilt mit 14 Jahren zwischen erster Ankündigung 1997 und Veröffentlichung im Jahr 2011 eigentlich als ewiger Sieger des Vaporware-Awards – dem Negativ-Preis für eine Ankündigung, deren Umsetzung ewig auf sich warten ließ. Wenn man allerdings das für den Commodore Amiga kürzlich erschienene "ASM Das Spiel (Director's Cut)" betrachtet, wirkt allerdings selbst der 3D-Realms-Klassiker wie ein hastig auf den Markt geschmissenes Game: Satte 32 Jahre liegen nämlich zwischen einem Programmierwettbewerb, für den das ASM-Spiel ursprünglich entwickelt wurde, und dem offiziellen Erscheinen. Das kultige Retro-System bekommt wieder Futter.

Die Amiga-Nerds freuen sich dabei über ein klassisches Point&Click-Adventure aus der Ich-Perspektive wie etwa das Spiel Jonathan oder etwas entfernt vergleichbar Myst. Es spielt im Jahre 1991 in der Redaktion des damaligen Spielemagazins Aktueller Software Markt und man wacht als Chefredakteur ohne Gedächtnis vor seinem Schreibtisch auf und muss herausfinden, was geschehen ist.

An dem Schreibtisch des ASM-Chefredakteurs wacht man auf und sucht nach seinem Gedächtnis. Ein Programm auf dem vor einem stehenden Amiga 2000 nebst CD-Laufwerk spielt dabei eine zentrale Rolle.

(Bild: Markus Will)

"ASM Das Spiel" (Director's Cut, da noch überarbeitet) erscheint ironischerweise nach 32 Jahren fürs Amiga CD32, die Amiga-Spielekonsole, die fast auf den Tag genau vor 30 Jahren auf den Markt kam. Das Spiel ist allerdings auf allen Amigas ab 1 MByte lauffähig. Für Spieler ohne CD-Amiga befinden sich auf der Disc (beziehungsweise beim Download in der ISO-Datei) die drei Spieldisketten im ADF-Diskettenformat. Man benötigt nur einen entsprechenden Emulator, A500Mini oder eine Möglichkeit, die Dateien auf Disketten zu übertragen.

Obacht! Die Nerds, die natürlich am echten CD32 das Spiel zocken wollen, müssen auch eine Maus anschließen. Das Spiel hat keine angepasste Controllersteuerung. Die physische Box mit CD, Handbuch und Zubehör liegt bei 35 Euro, die Downloadversion kostet 19 Euro.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Eine klassische IT-Redaktion in den 90ern.

(Bild: Markus Will )

Zu viel Moderne darf man nicht erwarten – es ist eben ein Spielprojekt von 1991 mit spärlicher Pixelgrafik, wenig Ton und viel Text. Allerdings lockern mehrere Mini-Spiele die Atmosphäre auf. Retronerds, die das Heft von früher kennen, werden vor allem den ASM-typisch schrägen Humor mögen – es sind unzählige popkulturelle Anspielungen enthalten. Das Spiel gibt es in zwei Versionen, die sich im Startbildschirm einstellen lassen. Einmal das volle Programm und eine halbe Light-Version. Es empfiehlt sich, die ganze Version auszuwählen, da die Light-Version schnell nur noch halb so viel Spaß macht.

Was die Generation Steam auch nicht kennt: Das Spiel wird noch in einem echten Pappkarton ausgeliefert – mit physisch greifbarem Handbuch in Form einer Mini-ASM-Ausgabe und Poster. Als schwer knackbarer Kopierschutz liegt noch ein stabiler Würfel bei und für Diskettenfreunde sind drei Aufkleber für die Floppydisks zum Ankleben im Set.

Doch wieso wurde es erst so spät veröffentlicht? Im Jahr 1991 rief die Spielezeitschrift einen Wettbewerb aus: Die Leser wurden aufgerufen, ein Computerspiel mit den Redakteuren als Spielfiguren zu entwickeln. Zwei Teenager namens Michael Kafke und Daniel Schwen entwickelten daraufhin in sechs Monaten ein Amiga-Point&Click-Adventure, das sie dann als Wettbewerbsbeitrag in der Redaktion einreichten.

In der Kaffeeküche steht offensichtlich eine Mitropa-Kaffeemaschine. Hape Kerkeling lässt grüßen.

(Bild: Markus Will )

Durch Veränderungen in der Redaktion wurde der Wettbewerb leider nicht aufgelöst, obwohl sie von Redakteur Klaus Trafford die Info zugesteckt bekamen, dass ihr Spiel ihn gewonnen hätte. Sie entwickelten das Spiel weiter und wollten es in Eigenregie und unter eigenem Namen auf den Markt bringen, was aber aus unterschiedlichen Gründen scheiterte. Es wanderte in die Schublade, bis die Entwickler davon Wind bekamen, dass 2023 eine Retro-Ausgabe der ASM auf den Markt gebracht wird. Im Zuge dieser Neuauflage wurde das Spiel überarbeitet und als "Director's Cut" offiziell veröffentlicht. Die ausführliche Geschichte steckt neben Installations- und Spielanweisungen im Handbuch, welches, wie erwähnt, im Design einer Miniausgabe einer ASM gestaltet ist.

Zu beziehen ist das Spiel im Amigashop von APC/TCP oder auf der am 7. Oktober 2023 stattfindenden Amigamesse Amiga 38 in Mönchengladbach. Bleibt eigentlich nur noch ein Hinweis: Diejenigen, die das Heft von damals noch kennen, sollten unbedingt mal wieder mit dem Arzt über eine Darmspiegelung reden. Der Autor dieser Zeilen ist dabei ausdrücklich mitgemeint.

(mawi)