Afrikanische IP-Registry AfriNIC auf Wachstumskurs

Das Jahr 2005 hat den bislang größten Zuwachs an IP-Adressen für Afrika gebracht. Rund 60 Prozent der zugeordneten IP-Adressen hat Südafrika bekommen, der Anteil der 15 zentralafrikanischen Länder liegt dagegen bei unter 5 Prozent.

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Von
  • Wolfgang Kleinwächter

Das Jahr 2005 hat den bislang größten Zuwachs an IP-Adressen für Afrika gebracht. "Im letzten Jahr hatten wir eine Steigerungsrate von 145 Prozent", sagte Adiel Akplogan, Vorsitzender von AfriNIC, auf der vierten Tagung der für Afrika zuständigen regionalen IP-Adressevergabestelle in Nairobi. AfriNIC wurde vor vier Jahren gegründet und im März 2005 von ICANN als fünfte, für den afrikanischen Kontinent zuständige "Regional Internet Registry" (RIR) anerkannt.

Wiewohl die Entwicklung insgesamt erfreulich sei, sagte Akplogan, gebe es jedoch innerhalb Afrikas erhebliche Unterschiede. Rund 60 Prozent der zugeordneten IP-Adressen habe Südafrika bekommen, der Anteil der 15 zentralafrikanischen Länder liege dagegen bei unter 5 Prozent. Hinter Südafrika stehen Ägypten und Marokko auf den nächsten Plätzen, gefolgt von Ghana, Nigeria und Kenia. AfriNIC händigt IP-Adressen auf der Basis eines dokumentierten Bedarfs sowohl an die Manager der jeweiligen Länderdomains (ccTLDs) als auch direkt an Provider oder so genannte Internet Exchange Points (IXP) aus.

In vielen afrikanischen Ländern liegt die Zahl der registrierten Domain-Namen unter dem jeweiligen Länderkürzel bei weniger als 1000. Die Domains werden häufig von engagierten Individuen aus dem akademischen Umfeld verwaltet. Die "digitale Spaltung" innerhalb Afrikas scheint sich dennoch – wenn auch langsam – zu schließen. Noch vor zwei Jahren, meinte Akplogan, habe der Anteil Südafrikas bei den zugeordneten IP-Adressen bei 82 Prozent gelegen. Man habe zudem mit der Vergabe von IPv6-Adressen begonnen, wovon man sich einen neuen Schub verspricht. Auch nehme man sich zunehmend der Whois-Probleme mit dem Datenschutz an, obwohl es in Afrika um die Themen Datenschutz und Privatsphäre bislang kaum eine Diskussion, geschweige denn Gesetze gebe.

Im letzten Jahr konnte AfriNIC seine Mitgliederzahl verdoppeln und verfügt jetzt über fast 300 Mitglieder. AfriNIC stehe auf stabilen finanziellen Füßen, auch dank der Steuererleichterung, die es von der Regierung von Mauritius erhält, erklärte Akplogan. AfriNIC hat seinen Hauptsitz auf der Insel im Indischen Ozean und Büros in Pretoria, Accra und Kairo.

Die insgesamt freundlichen Zahlen, die auf dem AfriNIC-Meeting in Nairobi verbreitet wurden, relativieren sich jedoch wieder, stellt man sie in den globalen Kontext. Während Nordamerika (ARIN), Europa (RIPE) und der Asiatisch-Pazifische Raum (APNIC) jeweils 32 Prozent der weltweit zugeordneten IP Adressen verwalten, beträgt der Anteil Afrikas gerade einmal ein Prozent. Die restlichen drei Prozent werden von LACNIC in Lateinamerika verwaltet.

Das im Gefolge des Weltgipfels zur Informationsgesellschaft (WSIS) gewachsene Bewusstsein über die Rolle des Internet bei der wirtschaftlichen Entwicklung habe jedoch, so wurde in Nairobi immer wieder unterstrichen, zu zahlreichen neuen Initiativen geführt, die durchaus ermutigend seien. Eine der Hauptschwächen, die im WSIS-Prozess zur Sprache kamen, war dabei die unterentwickelte Infrastruktur, die in weiten Teilen Afrikas den Zugang zum Internet verunmöglicht. Gute Anschlüsse haben in der Regel nur jene Städte und Gebiete, die an der Küste liegen und die ihre Bandbreite aus dem rund um Afrika liegenden Unterseekabel ziehen können. Kabel innerhalb des Landes gibt es selten, Satellitenverbindungen sind extrem teuer. Als Alternative bieten sich jedoch mehr und mehr drahtlose Lösungen an. Über ein möglicherweise bahnbrechendes Wimax-Pilotprojekt berichtete James Byaruhanga von der nationalen ugandischen Telekom MTN auf der AfriNIC-Tagung. In 32 Regionen will MTN auf der Basis von Wimax (IEEE 802.16) drahtlosen Internetzugang in einem Umkreis von jeweils 20 Kilometer um den Access Point ermöglichen. Auch andere afrikanische Länder haben Wimax als Alternative zu Kabel- und Satellitenverbindungen entdeckt.

Dabei stehen solchen Initiativen jedoch häufig die monopolistischen Strukturen der sich teilweise noch in staatlichen Händen befindlichen Telekommunikationsgesellschaften und eine starre nationale Gesetzgebung im Wege. Befürchtet wird auch, dass durch die Einführung eines nationalen Lizenzierungssystems für WLAN und Wimax der mögliche Kostenvorteil für Endnutzer wieder zunichte gemacht wird. Für viele Regierungen – vor allem in Subsahara-Afrika – ist der Bereich der Telekommunikation noch immer eine der Haupteinnahmequellen, mit denen andere Bereiche im nationalen Budget quersubventioniert werden.

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(Wolfgang Kleinwächter) / (jk)