Angebliche UFOs: Freier Himmel in Corona-Zeit regt Fantasie an

Mit der Pandemie hat der Flugverkehr abgenommen. Nun zeigen sich manche irritiert über alltägliche Flugobjekte wie etwa Hubschrauber. Folge einer Entwöhnung?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 139 Kommentare lesen

(Bild: faboi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Stephen Wolf
  • dpa

Beim Blick in den Himmel sind manche Menschen in der Corona-Pandemie offenbar sensibler geworden. Das Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (Cenap) in Hessen registriert seit geraumer Zeit zunehmend Anrufer, die sich irritiert über Hubschrauber oder Flugzeuge am Himmel zeigen.

"Auffällig sind dabei die Schilderungen der Menschen am Telefon. Einerseits sprechen ihre Beschreibungen klar für Flugzeuge oder Helikopter. Auf der anderen Seite können viele Anrufer diese Beobachtungen nicht eindeutig einordnen", sagte Hansjürgen Köhler von Cenap der Deutschen Presse-Agentur.

Köhler zufolge gab es in den vergangenen Monaten ein verstärktes Aufkommen von Meldungen über die Hotline der Meldestelle. Es deute sich an, dass sich bei manchen Bürgern in der Pandemie offenbar die Wahrnehmung von Flugobjekten verändert hat. Dies sei zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr bei den Anfragen noch nicht ins Gewicht gefallen. "Aber jetzt, nach über einem Jahr mit geringeren Flugbewegungen in Deutschland, ist die Zunahme solcher Meldungen auffällig", so Köhler.

Cenap hat seinen Sitz im hessischen Odenwald und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Berichte über Himmelsphänomene zu prüfen. So setzt sich die 1976 in Mannheim gegründete Einrichtung etwa kritisch mit Berichten angeblicher Ufo-Sichtungen auseinander. Normalerweise melden sich bei Köhler beispielsweise Menschen, die sich über Helium-Ballons mit LED-Beleuchtung, Sternschnuppen oder leuchtende Modellflugzeuge wundern und in Erfahrung bringen möchten, worum es sich dabei handelt.

Seitdem die private US-Raumfahrtfirma SpaceX regelmäßig ihre Starlink-Satelliten für das geplante weltumspannende Internet-Netz ins All bringt, melden sich nach Angaben von Hansjürgen Köhler auch deshalb immer wieder Beobachter bei ihm. Viele Frauen und Männer zeigten sich besorgt oder verwundert über die Lichtpunkte und ihre Formation, die eine lange Kette aus leuchtenden Punkten am Himmel bildet.

Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen gab es im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie einen durchschnittlichen Rückgang des Flugverkehrs von 56 Prozent gegenüber 2019. Aktuell handle es sich um einen Rückgang von etwa 60 Prozent im Vergleich zu 2019, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte.

Wie bei Cenap, so geht man auch bei der DFS in Langen davon aus, dass wegen des deutlich zurückgegangenen Flugverkehrs die verbliebenen Bewegungen am Himmel stärker wahrgenommen werden. "Vielleicht haben die Menschen aber auch einfach mehr Muße, einmal in den Himmel zu blicken?", fügte die Sprecherin fragend hinzu.

Ihren Angaben zufolge rufen aber auch bei der DFS immer wieder Menschen wegen Sichtungen an, bei denen es sich wahrscheinlich um Starlink-Satelliten handelt. "Wir haben im letzten Jahr verstärkt Anfragen dazu bekommen. Viele Menschen konnten sich gar nicht erklären, was sie da am Himmel gesehen haben", teilte die Unternehmenssprecherin mit. Manche Frauen und Männer hätten etwa die Vermutung geäußert, es handle sich um "Überführungsflüge von Coronakranken", militärische Formationsflüge oder unbekannte Flugobjekte, also Ufos.

(mho)