"Copycat-Fab": Ex-Samsung-Führungskraft soll Firmengeheimnisse geklaut haben

Die südkoreanische Staatsanwaltschaft hat einen früheren Samsung-Manager festgenommen. Er habe Firmengeheimnisse zum Bau eines Halbleiterwerks geklaut.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen

(Bild: c't / ciw)

Lesezeit: 2 Min.

Eine ehemalige Führungskraft von Samsungs Halbleitersparte soll versucht haben, ein Halbleiterwerk zur Produktion von Speicherchips nahezu eins zu eins kopiert in China aufzubauen. Das wirft der südkoreanische Staatsanwalt Park Jin-sung einem 65-Jährigen und sechs Komplizen vor. Namen werden bis dato keine genannt.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap und der Korea Herald berichten von einer Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft; eine schriftliche Bekanntgabe steht noch aus. Demnach soll der Hauptangeklagte in Untersuchungshaft genommen worden sein. Park Jin-sung wirft ihm Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen und unlauteren Wettbewerb vor.

Der 65-Jährige soll laut Recherchen von Yonhap 18 Jahre bei Samsung und zuvor 10 Jahre bei SK Hynix gearbeitet haben. In den Jahren 2018 und 2019 habe er mutmaßlich Samsung-Dokumente gestohlen, mit denen sich ein Halbleiterwerk und eine Speicherproduktion hochziehen ließe.

Als Basis soll Samsungs Halbleiterwerk in Xian, China, gedient haben. Nur 1,5 Kilometer entfernt sollte ein "Copycat"-Werk entstehen. Das dafür nötige Geld wollten angeblich zwei Investoren liefern: Der Hauptanteil mit acht Billionen Won (5,8 Milliarden Euro) sollte von einer taiwanischen Firma kommen, weitere 460 Milliarden Won (334 Millionen Euro) hätte die chinesische Lokalregierung in Chengdu eingebracht.

Samsungs Halbleiterwerk in Xian, China.

(Bild: Samsung China Semiconductor)

Ziel war es angeblich, DRAM- und NAND-Flash-Bausteine zu produzieren. Halbleiterwerke sind häufig gezielt so entworfen, dass sie sich an mehreren Standorten aufbauen lassen. So soll etwa auch Intels Magdeburger Halbleiterwerk eine Schwester-Fab der Ohio-Niederlassung werden.

Die taiwanische Firma soll sich allerdings aus dem chinesischen Projekt zurückgezogen haben. Das restliche Geld hätte gereicht, um Vorserien-Prototypen anzufertigen. Rund 200 Leute von Samsung China Semiconductor und SK Hynix soll der Hauptangeklagte abgeworben haben. Samsungs Schaden wird auf 300 Milliarden Won (218 Millionen Euro) geschätzt.

Abwerbungen und Datendiebstahl sind in der Halbleiterbranche seit Jahren ein Problem. Vor allem chinesische Akteure sind umtriebig, um die lokale Chipindustrie auszubauen. Der größte chinesische Chipauftragsfertiger produziert Halbleiterbauelemente mit Strukturen von bis zu 12 Nanometern in Serie – 7-nm-Chips gibt es in Kleinserie. Yangtze Memory Technologies Corp (YMTC) ist der größte chinesische Speicherhersteller, der NAND-Flash-Bausteine unter anderem für schnelle NVMe-SSDs liefert.

(mma)