Apple-Studie: App-Nutzung gibt Hinweise auf kognitiven Abbau

Durch Beobachtung des App-Nutzungsverhaltens könnten Smartphones einer Studie von Apple-Forschern zufolge geistigen Abbau bei Senioren erkennen.

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Apple iPhone

Zu den Smartphone-Nutzungsunterschieden zwischen jüngeren und älteren Nutzern gebe es noch zu wenig wissenschaftliche Erkenntnise, bemängeln die Apple-Forscher.

(Bild: dpa, Jeff Chiu)

Lesezeit: 2 Min.

Apple hat eine Studie über die iPhone-Nutzung von Senioren durchgeführt. Ältere Nutzer verwenden weniger Apps, brauchen länger um Aufgaben abzuschließen und senden weniger Nachrichten als jüngere Nutzer, fassen die für den iPhone-Hersteller tätigen Forscher ihre Ergebnisse zusammen. Diese Unterschiede im Nutzungsverhalten lassen sich zu einem "überraschend großen Teil" auf kognitiven Abbau zurückführen, heißt es in dem Paper weiter – geistig junggebliebene Senioren würden ihre iPhones nämlich ähnlich wie jüngere Nutzer einsetzen.

Besonders in Hinblick auf die Zahl der verwendeten Apps und die Länge der Nutzung ließen sich der Studie zufolge Unterschiede feststellen: Senioren mit kognitiven Defiziten nutzen weniger Apps und verbringen in diesen jeweils mehr Zeit, um Aufgaben zu erledigen, führen die Forscher aus. Das Paper "App Usage Predicts Cognitive Ability in Older Adults" wurde im Rahmen der ACM Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI) Anfang Mai veröffentlicht.

Im Unterschied dazu verwenden geistig Junggebliebene im Durchschnitt eine größere Zahl an Apps und benötigen zugleich weniger Zeit, um Aktionen abzuschließen. Nur in Hinblick auf die Tageszeit würde sich die Nutzung generell unterscheiden: Während die Senioren der Studie ihr iPhone vorwiegend im Verlauf des Tages einsetzen, nehme bei jüngeren Nutzern der Smartphone-Einsatz vor allem in den Abend- und Nachtstunden zu.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Smartphones anhand der Analyse der App-Nutzung zu einem Tool für die Früherkennung geistigen Abbaus werden könnten, folgern die Forscher. Das iPhone könnte in diesem Fall etwa vorschlagen, einen Arzt aufzusuchen – oder Familienangehörige informieren. Ebenso wäre es möglich, die Bedienoberfläche von Apps und System automatisch anzupassen, sobald das Smartphone geistige Defizite bemerkt.

Die Forscher analysierten auch, zwischen welchen Apps hin- und hergewechselt wurde.

(Bild: Apple-Paper)

Für die Studie haben die Wissenschaftler Logdateien ausgewertet, mit denen die Nutzung modifizierter iPhones durch 84 Senioren im Alter zwischen 61 und 76 Jahren über einen Zeitraum von drei Monaten detailliert erfasst wurde. Alle Studienteilnehmer seien gesund und zuvor bereits iPhone-Nutzer gewesen. Die Daten wurden im vergangenen Sommer erhoben.

Der Datensatz aus dem Nutzungsverhalten von 84 Senioren sei zwar größer als bei vielen anderen Studien zu App-Nutzungsverhalten, doch hätte ein noch größerer Datensatz einen umfassenderen Einblick ermöglicht, so die Forscher. Eine weitere Einschränkung der Studie liege darin, dass man die Vergleichsdaten jüngerer Nutzer nicht selbst erhoben habe, sondern dafür auf vorausgehende Studien zurückgriff. (lbe)