Astronomie: Riesige Wassermengen in protoplanetarer Scheibe von HL Tauri

Auch Wasser ist eine entscheidende Zutat für die Entstehung von Planeten. Dort, wo sich wahrscheinlich gerade ein Planet bildet, wurde viel Wasser nachgewiesen.

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Kreisförmige Scheiben mit blauen Flecken im Zentrum

Die protoplanetare Scheibe von HL Tauri, in hellblau die Spur von Wasserdampf

(Bild: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)/S. Facchini et al.)

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Genau dort, wo sich um den 450 Lichtjahre von uns entfernten Stern HL Tauri wohl gerade ein Planet bildet, ist auch mindestens dreimal so viel Wasser vorhanden, wie in allen Ozeane der Erde zusammen. Das hat eine Forschungsgruppe jetzt mit dem Radioteleskopverbund ALMA (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) der Europäischen Südsternwarte herausgefunden. Die Entdeckung bestätige, dass Wasser auch bei der Entstehung von Planeten eine wichtige Rolle spielt und zeige außerdem einmal mehr die Leistungsfähigkeit der eingesetzten Technik. Dass der Nachweis überhaupt möglich war, sei bemerkenswert und nicht unbedingt zu erwarten gewesen, erklären die verantwortlichen Astronomen Stefano Facchini und Leonardo Testi.

Beobachtungen von Wasserdampf mit Teleskopen auf der Erde ist schwierig, weil der reichlich in der Erdatmosphäre vorhandene Wasserdampf astronomische Signale abschwächt, erklärt die Europäische Südsternwarte (ESO). Unter anderem deswegen seien die eigenen Teleskope auf mehreren tausend Metern Höhe in der chilenischen Atacama-Wüste errichtet worden, wo die Trockenheit diese Beeinträchtigung minimiert. ALMA sei das einzige Observatorium, das Wasser in solch einer Planetenscheibe auflösen könne. Gefunden wurde gleich eine beträchtliche Menge davon, die einen entscheidenden Anteil an der gegenwärtig dort stattfindenden Planetenbildung haben dürfte.

Beobachtet habe man nun direkt, wie Wassermoleküle um HL Tauri aus eisigen Staubpartikeln freigesetzt werden, erklärt die Astronomin Elizabeth Humphreys von der ESO. Diese Staubkörner seien auch die Keimzelle für die Entstehung von Planeten, sie kollidieren und verklumpen zu immer größeren Objekten. Weil es dort kalt genug ist, könne das Wasser gefrieren und bei dieser Verklumpung helfen. Damit habe man einen "idealen Ort für die Planetenbildung". Auch an der Entstehung der Erde könnte Wasser derart beteiligt gewesen sein. Auf den entstehenden Planeten ist es dann zu heiß für das Wasser, mögliche spätere Ozeane müssen dann durch Asteroiden befüllt werden. Die Entdeckung bei HL Tauri wird jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature Astronomy vorgestellt.

(mho)