Atomkraft: Tschechien plant nun mit bis zu vier Reaktoren

Die tschechische Regierung ändert ihre Ausschreibung für den Ausbau des AKW Dukovany. Die Bieter sollen nun Angebote für mehrere Reaktoren vorlegen.

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Der vier Blöcke des AKW Dukovany gingen 1985 ans Netz. Abgeschaltet werden sollen sie in den Jahren 2028 bis 2047.

(Bild: ČEZ)

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Die tschechische Regierung fasst nun ins Auge, nicht nur einen neuen Atomreaktor in dem Land bauen zu lassen, sondern vier. Der bisherige Verlauf der Ausschreibungen habe gezeigt, dass es kostengünstiger sei, statt nur einem Reaktor gleich mehrere in Auftrag zu geben. Daher sollen interessierte Unternehmen verbindliche Angebote für bis zu vier neue Reaktoren abgeben, heißt es in einer Mitteilung der tschechischen Regierung. Die Ausschreibungsfrist verlängere sich um drei Monate auf den 15. April 2024.

Entstehen sollen die nun möglicherweise mehreren neuen Reaktoren am Standort Dukovany. České Energetické Závody (ČEZ), Betreiber des dortigen AKW mit vier Reaktoren, hatte im März 2021 die Genehmigung bekommen, die Kapazität um zwei Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von jeweils 1200 MW zu erweitern. Für den Ausbau des AKW kommen für die tschechische Regierung nur zwei Bieter in Frage, EDF aus Frankreich und Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP).

Das im bisherigen Verfahren von Westinghouse vorgelegte Angebot habe nicht die Voraussetzungen erfüllt und sei nur unverbindlich gewesen. Die Unternehmen sollen aber verbindliche Angebote abgeben, damit es nicht zu unverhältnismäßig höheren Kosten kommt, heißt es in der Mitteilung aus Prag.

Wenn sie gleichzeitig mehrere Reaktoren bestelle, sinke der Preis pro Block um bis zu 25 Prozent, rechnete der tschechische Industrieminister Jozef Síkela vor. Die Einsparungen würden sich aus Synergien in der Bauvorbereitung ergeben, wie zum Beispiel im Mengenrabatt bei Lieferung nötiger Materialien und Komponenten. Die größten Einsparungen verspricht sich die tschechische Regierung daraus, dass während der Bauphase schweres Gerät, Baustellenausrüstung, Unterkünfte und Logistik effizienter genutzt werden könnten.

Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala legte aus diesem Anlass einen Teil seiner Argumente für den Ausbau der Atomkraft in dem Land dar. Es gehe darum, den Wohlstand der Tschechischen Republik zu erhalten und ausreichend Strom zu erschwinglichen Preisen zu erzeugen. Zu früherer Gelegenheit betonte Fiala, Tschechien habe nicht ausreichend Ressourcen für Erneuerbare Energien.

Die tschechische Regierung geht davon aus, dass es trotz der modifizierten und verlängerten Ausschreibung nicht zu Verzögerungen kommt. Laut Planung soll der erste neue Reaktor Ende 2036 in Betrieb gehen. Mit den neuen Reaktoren will Tschechien einem prognostizierten wesentlich höheren Stromverbrauch begegnen, zumal dort Kohlekraftwerke stillgelegt und nach bisherigem Stand im Jahr 2050 nur noch die Blöcke 1 und 2 des AKW Temelín in Betrieb sein werden. Block 2 wurde wegen eines möglichen Lecks vorige Woche vorübergehend abgeschaltet.

Für KHNP gibt es allerdings noch eine juristische Unwägbarkeit. Konkurrent Westinghouse klagte gegen das südkoreanische Unternehmen vor einem US-Bundesbezirksgericht, um zu verhindern, dass KHNP das Reaktordesign APR1400 ohne dessen Erlaubnis exportiert. Das Design enthalte von Westinghouse geschützte Technik. Das Gericht wies im September vorigen Jahres die Klage zwar ab, allerdings steht noch eine Entscheidung der für die Exportkontrolle zuständigen US-Regierung aus. Diese wird 2025 erwartet. Die tschechische Regierung erläutert dazu, sie habe sich von den Bietern bestätigen lassen, dass sie jeweils die Rechte an der von ihnen angebotenen Technik besitzen. Zudem habe KHNP sein APR1400-Design für Dukovany für einen 1000-MWe-Reaktor modifiziert.

(anw)