Atomkraftwerk Emsland soll 2037 frei von Radioaktivität sein

Es wird nun abgeschaltet, aber noch lange radioaktiv sein: Für das Atomkraftwerk Emsland hat das letzte Stündchen geschlagen.

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Der Rückbau des Atomkraftwerk Emsland wird nicht nur lange dauern, sondern auch teuer.

(Bild: RWE)

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Am Freitag ist Schluss, nur noch bis zum 15. April läuft das Atomkraftwerk Emsland in Lingen. Dann startet RWE mit dem Rückbau. 14 Jahre plant der Betreiber für die erste Rückbauphase einschließlich Nachbetrieb ein. In dieser Zeit werden die Brennelemente aus der Anlage in das Standortzwischenlager gebracht und Anlagenteile abgebaut. Laut Kerntechnik-Branchenverbandes KernD dauert die sogenannte Nachbetriebsphase in der Regel vier bis fünf Jahre.

„Wir gehen davon aus, dass die Anlage im Jahre 2037 nachweislich frei von jedweder Radioaktivität sein wird und somit aus dem Geltungsbereich des Atomgesetzes entlassen werden kann“ sagte ein RWE-Unternehmenssprecher in Essen der Deutschen Presse-Agentur. „Im Anschluss erfolgt der konventionelle Anlagenrückbau.“

Das Atomkraftwerk Emsland war 1988 ans Netz gegangen. Die Novelle des Atomgesetzes von 2011 hat das Ende für den 31. Dezember 2022 vorgesehen. Aufgrund der Energiekrise beschloss das Bundeskabinett im Herbst vergangenen Jahres kurzfristig, die Betriebserlaubnis für die drei verbliebenen Anlagen am Netz bis zum 15. April 2023 zu verlängern. Neben Emsland galt das für Isar 2 und Neckarwestheim 2.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

Die Kosten für Nachbetrieb und Rückbau eines Kernkraftwerks schwanken laut RWE je nach Größe, Alter und Betriebsstunden der Anlagen zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro. „Die Betreiber der Kernkraftwerke tragen diese Kosten für den Rückbau vollständig. Sie sind gesetzlich verpflichtet, Rückstellungen in ausreichender Höhe für den Rückbau zu bilden“, erklärte der RWE-Sprecher.

Beton, Glas, Schrott oder Kunststoff bildeten mit rund 90 Prozent den überwiegenden Teil der Abfälle beim Rückbau. Was davon recycelt werden könne, werde recycelt. „Der Rest wird ganz normal entsorgt.“ Bestimmte Komponenten wie etwa Pumpen aus dem konventionellen Anlagenbetrieb könnten auch verkauft werden, falls eine Nachfragebestehe. Es sei aber nicht vorgesehen, die Turbine zu verkaufen, da Turbinen generell speziell für ein Kraftwerk konzipiert seien. Radioaktive Abfälle würden fachgerecht verpackt und gingen in die Verantwortung des Bundes zur Endlagerung über.

RWE beschäftigt derzeit im Kernkraftwerk Emsland rund 350 Menschen. Hinzu kommen 150 Beschäftigte anderer Unternehmen, die dauerhaft auf der Anlage tätig sind wie etwa Sicherheitspersonal. „Die Kraftwerksmannschaft wird auch für den anschließenden Rückbau der Anlage benötigt“, erklärte der Sprecher. Die Belegschaft werde sich etwa durch Eintritt in den Ruhestand in den kommenden Jahren reduzieren. Die genauen Planungen dazu liefen.

(tre)