Attosekunden-Laserforscher aus München erhält Nobelpreis für Physik

Der Physikprofessor Ferenc Krausz erhält den Physikpreis gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich und den USA.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen

(Bild: Bild: attoworld.de, Max Planck Institut und LMU München)

Lesezeit: 3 Min.
Von

Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an drei Forscher. Ferenc Krausz arbeitet als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik (MPQ) sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zusammen mit seiner Kollegin Anne L’Huillier von der Universität Lund in Schweden und Pierre Agostini von der Ohio State University in den USA arbeitet er an extrem kurzen Laserpulsen, mit denen sich zum Beispiel sehr schnelle Energieänderungen von Elektronen messen lassen.

Der Physik-Professor Ferenc Krausz stellt die Arbeiten seines Instituts auf der Webseite Attoworld.de vor.

(Bild: Thorsten Naeser, Max-Planck-Institut für Quantenoptik, CC BY 2.0)

Das Nobelkomitee würdigte die Arbeiten der drei, weil sie neue Instrumente zur Erforschung von Vorgängen in Atomen und Molekülen ermöglichen. Derart schnelle Prozesse, die weniger als eine Attosekunde dauern, konnten bisher nicht untersucht werden. Eine Attosekunde dauert nur 10-18 Sekunden und beschreibt den milliardsten Teil einer milliardstel Sekunde.

Der Nobel-Preis für Physik ist in diesem Jahr mit elf Millionen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert, die sich die drei Preisträger teilen.

Publikationen zum Thema Attosekundenlaser hat Ferenc Kraus auf seiner Website zusammengestellt.

Der in Bayern arbeitende frisch gekürte Nobelpreisträger Ferenc Krausz war von der Nachricht der Auszeichnung sehr überrascht. "Ich versuche zu realisieren, dass das Realität ist und kein Traum", sagte Krausz der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag kurz nach der Preisverkündung. Damit gerechnet habe er nicht. Krausz forscht als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik (MPQ) in Garching bei München sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Mit seiner Forschung habe er es zusammen mit vielen Wissenschaftlern und Teams geschafft, "die schnellsten Vorgänge, die es in der Natur außerhalb des Atomkerns gibt, nämlich die Bewegung der Elektronen, in Echtzeit zu verfolgen", sagte Krausz im Max-Planck-Institut, das gerade Tag der offenen Tür hatte. "Diese Bewegungen initiieren jegliche molekulare Vorgänge in lebenden Organismen und sind letzten Endes auch für die Entstehung von Krankheiten auf fundamentalster Ebene verantwortlich." Erkenntnisse in diesem Bereich könnten daher für die Medizin wichtig sein.

Es gebe seit drei Jahren ein großes Forschungsprojekt mit 10 000 Menschen zur Erkennung von Krankheiten wie Krebs in frühen Stadien. Sie bekämen regelmäßig Blutproben abgenommen, die mit Infrarot-Laser-Licht durchleuchtet würden - um "daraus weitere Informationen, die uns derzeit die Labormedizin nicht liefern kann, über sich möglicherweise ausbildende Krankheiten in einem früheren Stadium zu gewinnen". Die ersten Resultate seien vielversprechend, bis zur Anwendung seien aber vermutlich noch fünf bis zehn Jahre nötig. Seine spärliche Freizeit verbringt Krausz gerne mit Sport und Lesen sowie mit seiner Familie. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. "Da muss man versuchen, irgendwie immer eine Balance zu finden. Die Freizeit ist ein knappes Gut, wenn man in der Forschung tätig ist", sagte er der dpa.

(hag)