Aufregung um MP3-Tauschbörse hält an

Laut einer Studie von SoundScan, einem amerikanischen Marktforschungsinstitut der Musikindustrie, soll Napster mit für den Rückgang bei CD-Verkaufszahlen verantwortlich sein.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Markus Stöbe

Selten wurde so kontrovers über ein Programm diskutiert wie im Fall von Napster. Musiker, Plattenfirmen und seit kurzem auch der traditionelle CD-Handel beteiligen sich eifrig an der Auseinandersetzung – sehr zur Freude der Firma Napster, die dadurch ungeahnte Publizität erlangt. Eine Studie von SoundScan, einem amerikanischen Marktforschungsinstituts der Musikindustrie, will nun heraus gefunden haben, dass die MP3-Tauschbörse Napster, mit Hilfe derer MP3-Dateien über das Internet kopiert werden können, für einen Rückgang bei den Verkaufszahlen in CD-Läden verantwortlich sei.

Untersucht wurden die Auswirkungen der Online-Tauschbörse auf Geschäfte in der Nähe von Universitäten. Dort sei der Tauschhandel mit den illegalen Kopien von Musikstücken besonders stark vertreten. Laut der Studie habe es in diesen Geschäften einen Umsatzrückgang von 4 Prozent innerhalb des letzten Jahres gegeben. Für die Analysten ein deutliches Zeichen, dass Napster die Geschäfte vernichte.

Trotz dieses Ergebnisses dürfte sich die Muskindustrie nicht besonders über die Studie freuen: Denn seltsamerweise gingen laut der gleichen Studie die Verkausfzahlen der Geschäfte, die sich in der Nähe von Universitäten befinden, die Napster verboten haben, sogar um 7 Prozent zurück. Ebenso bemerkenswert wie unerklärlich mutet dann auch der noch viel stärkerer Rückgang bei den CD-Verkaufszahlen im Jahr 1998 an – ein Jahr bevor Napster überhaupt programmiert wurde. Die befragten Studenten und Laden-Inhaber helfen der Argumentation der Musikindustrie ebenfalls nicht viel weiter: Sie sehen keine gravierende Veränderung im Kaufverhalten durch Napster. Es gebe zwar leichte Fluktuationen, diese seien aber eher auf die immer zahlreicheren Online-Shops zurückzuführen.

Umstritten sind Napster und seine Auswirkungen auch im amerikanischen Kongress. Dort wurde gestern eine Anhörung durchgeführt, in der sich Musiker und Produzenten zu Wort meldeten. Der Rapper Chuck D von Public Enemy, der seine Musik ebenfalls im Internet anbietet, befürwortete Napster und ähnliche Programme. Sie seien eine gute Möglichkeit, die Musik direkt zu vertreiben. Labels und Produzenten würden nur zusätzlich Geld verlangen, aber keinen wirklichen Beitrag leisten. Ganz anders sehen dies natürlich die Studio-Bosse der Plattenfirmen. Tom Silverman, Chef bei Tommy Boy Records, verglich das Tauschen der MP3-Dateien sogar mit dem Diebstahl einer CD aus dem Studio. "Besonders kleine Labels wie Tommy Boy verlieren jedesmal, wenn ein Lied herunter geladen wird, Geld." Einige seiner Künstler würden sogar ihre Aufnahmen mit nach Hause nehmen, aus Angst, sie könnten gestohlen und im Internet angeboten werden. (mst)