Bayer entwickelt neue Speichertechnologie für Sicherheitsanwendungen

Bayer Innovation hat ein Verfahren zur analogen Verschlüsselung holografisch gespeicherter Daten auf einer Karte entwickelt.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Bayer Innovation, eine Tochter-Firma des Bayer-Konzerns, hat nach eigenen Angaben eine neue Speichertechnologie für Sicherheitsanwendungen entwickelt. Die Daten werden dabei in einer durchsichtigen, orangefarbenen Plastikfolie holografisch gespeichert und mit Hilfe eines Lichtfilters ver- und entschlüsselt. Bayer Innovation stellte das Verfahren auf dem 9. Deutschen IT-Sicherheitskongress des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) diese Woche in Bonn vor.

Polarisierte Lichtstrahlen richten die Polymermoleküle im Speichermaterial aus, wobei die Polarisationsrichtung des Lichts die Orientierung der Molekülgruppen im Polymer bestimmt. Die Ausrichtung bleibt auch bei Abschalten des Lichts erhalten. Auf diese Weise lassen sich Informationen einschreiben.

Die Daten werden in Form von Datenmasken eingechrieben. Dabei wird jedoch nicht die Datenseite selbst gespeichert, sondern eine holografische, verschlüsselte Datenseite. Dazu wird ein durch die Datenmaske modulierter Lichtstrahl mit einem zweiten Referenzstrahl überlagert. Wird dieser beim Einschreiben moduliert, muss er für das Auslesen auf dieselbe Weise moduliert werden, damit man die Daten wieder rekonstruieren kann. Die Modulation fungiert damit also als kryptografischer Schlüssel. Die Kodierung des Referenzstrahls erfolgt ebenfalls mit einer Maske.

Die Information kann aus dem Hologramm durch Bestrahlen mit einem Referenzstrahl wieder ausgelesen werden. Bayer verspricht eine effektive Verschlüsselung mit hoher Fälschungssicherheit zum Schutz sensitiver Daten. Die Speicherung auf den Karten soll relativ robust sein: Zerbricht man etwa das Hologramm in zwei Teile, erhält man beim Bestrahlen der einzelnen Teile jeweils ein komplettes, jedoch etwas kontrastärmeres Bild. Jede Informationseinheit ist also in allen Teilen des Hologramms gespeichert und damit nicht lokalisierbar. Dadurch werden auch ungewollte Manipulationen an den Daten wirksam verhindert.

Sollen die Daten für mehrere Anwendungen gespeichert werden, können sie durch Verwendung verschiedener Masken individuell für jede Anwendung verschlüsselt werden. Die Masken, so genannte Spatial Light Modulators, lassen sich programmieren. Nach Angaben von Bayer lassen sich für die analoge Verschlüsselung sehr hohe Schlüssellängen realisieren. Gleichwohl ist für die Entschlüsselung kein höherer "Rechenaufwand" nötig. Die Anwendung kann so gestaltet werden, dass das Auslesen der Karte nur autorisiert erfolgen kann, etwa nachdem der Kartenbesitzer eine PIN oder ein biometrisches Merkmal in das Lesegerät eingegeben hat. Auf dem Medium einer Kreditkarte lassen sich theoretisch Datenmengen bis zu mehreren Gigabyte unterbringen. Mit einem biometrischen Zugangskontrollsystem wird Bayer zusammen mit der Firma Byometric Systems, die als lizenzierter Partner von Iridian Technologies auf Iriserkennung basierende Lösungen vertreibt, noch in diesem Jahr Seriengeräte für eine erste Anwendung vorstellen. Die biometrischen Referenzdaten, in diesem Fall ein Iris-Template, sollen auf dem Kunststoff der Karte gespeichert werden. Mitte 2006 will Bayer Innovation Hologramme in der Größe mehrerer Megabyte auf der Karte unterbringen. Als Anwendung kommen zum Beispiel Röntgenbilder in Frage, die auf einer Gesundheitskarte gespeichert werden können. (Christiane Schulzki-Haddouti) / (pmz)