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Beam me up, Scotty: Holoboxen für reisemüde Menschen

Gibt es holografische Displays, mit denen sich Menschen von einem Ort zum anderen beamen lassen? Leider nein, aber der Effekt der Holoboxen erinnert sehr daran.

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Die Firmen Holoconnects und Proto zeigen telefonzellengroße Kästen, in denen man sich von einem beliebigen Ort zum Beispiel in ein Konferenzzentrum versetzen lassen kann, um dort einen Vortrag zu halten. Die Person erscheint dabei wie von Geisterhand in der Box und kann sich darin bewegen, sie aber nicht verlassen. Das Ganze gleicht auf den ersten Blick einem Hologramm.

Hologramme bestehen aus Punktwolken, die frei im Raum schweben und so ein von allen Seiten beschau- und begehbares Objekt darstellen. Doch bis wir über ein echtes Holodeck spazieren können, müssen wir uns noch eine Weile mit Displays begnügen, die zwar holografisch genannt werden, es in 99 Prozent der Fälle aber nicht sind. So wie diese Boxen.

Das 3D-Funktionsprinzip der Holobox und des Epic ist deutlich simpler als echte Hologramme: Die Glasfront der gut 2,20 Meter hohen und 70 Zentimeter tiefen Boxen besteht aus einem transparenten LCD, das mit einem Touchscreen versehen wurdet. Über diesen werden alle Funktionen der Box bedient.

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Den 3D-Effekt erzeugen beide Unternehmen ausschließlich per Bildbearbeitung: Die Person oder das in der Box gezeigte Objekt wirft im per KI bearbeiteten Video einen Schatten. Und weil die Person etwas über dem Boden schwebt, sieht es so aus, als würde sie in der Mitte der Lichtbox stehen.

Holoconnects und Proto nutzen jeweils ein 86-zölliges LC-Display (2,20 Meter Diagonale) mit 4K-Auflösung und 3840 × 2160 Pixeln. Als Quellmaterial dient ein gut ausgeleuchtetes 2D-Video der Person, das man vor einer weißen Fläche erstellt hat. Dieses kann man drahtlos an die Box streamen, die Steuerung erfolgt über eine App. Die Übertragung kann in Echtzeit erfolgen oder das Video vorab aufgezeichnet und in der Box gespeichert werden

Auf der CES wendete Proto als Messegimmick zusätzlich Beauty-Filter à la TikTok an. Spezialboxen von Holoconnects mit schmaler Einfassung kann man aneinanderfügen und darin Objekte nahtlos von einer Box in die andere bewegen.

Der 3D-Effekt verstärkt sich aus einigem Betrachtungsabstand, direkt vor der Box verschwindet er. Eine echte 3D-Darstellung bieten beide Geräte nicht, und erst recht keine holografische. Dennoch wirkte der räumliche Effekt verblüffend gut.

LC-Displays sind von Haus aus durchsichtig, sofern man das Backlight entfernt. Da im LCD stets 50 Prozent des Lichtes am hinteren Polarisator und 10 Prozent am vorderen verloren geht, 33 Prozent an den Farbfiltern und weiteres Licht von den Leitungen und Pixeltransistoren abgeschirmt wird, gelangt nicht mal 10 Prozent des Lichts vom Backlight an die Schirmoberfläche. Durch spezielle Materialien erreichen einige LC-Displays zwar eine Transparenz von 15 bis 35 Prozent, das geht aber mit einer geringeren Farbsättigung einher und ist deutlich teurer.

Bei den auf der CES gezeigten Holoboxen ersetzt das Licht aus dem Leuchtkasten hinter dem klassischen LCD das LED-Backlight. Bei einer Lichtdurchlässigkeit von unter 10 Prozent muss der Kasten also sehr hell strahten, um ausreichend helle Bilder am Schirm zu erzeugen. Der Energiebedarf der Holoboxen wird entsprechend hoch sein.

Außer der großen Box bieten beide Firmen auch eine kleine Variante an, hier die ursprünglich als Prototyp gedachte Minibox vno Holoconnects, die inzwischen für Werbung genutzt wird.

Proto veranschlagt für das 86-zöllige Epic-Display 50.000 Dollar, bei Holoconnects werden für die Holobox 39.000 Euro fällig. Das klingt erst einmal recht teuer, kann sich für größere Unternehmen aber angesichts der eingesparten Reisekosten dennoch lohnen.

Beide Unternehmen haben eine kleine Variante ihrer Displays parat: die Holobox Mini für 6000 und die Proto M für 6900 Dollar. Sie zeigen jeweils Full-HD-Auflösung auf 21,5 Zoll Diagonale und werden für Werbezwecke genutzt.

(uk)