Biometrische Zugangssicherungen fallen bei Test komplett durch

Handelsübliche Zugangssicherungen auf der Basis von elektronischen Fingerabdruck-Kontrollen und anderen biometrischen Methoden ließen sich im c't-Test relativ leicht überlisten.

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Handelsübliche Zugangssicherungen auf der Basis von elektronischen Fingerabdruck-Kontrollen und anderen biometrischen Methoden sind leicht zu täuschen oder können in der Regel ohne größere Aufwendungen ausgeschaltet werden. Das ergab ein umfassender Test von elf biometrischen Zugangskontrollsystemen in der aktuellen c't. "Die Technik einer massentauglichen Identifizierung und Authentifizierung von Personen auf der Basis von Körpermerkmalen steckt offenbar noch in den Kinderschuhen", lautet das Fazit.

Auf dem Prüfstand waren Produkte, die auf der CeBIT im März in Hannover vorgestellt worden waren. Darunter befanden sich Scanner, mit denen man Fingerlinien erkennen kann, ein Gerät, mit dem ein komplettes Gesicht erfasst wird, sowie ein so genannter Iris-Scanner. Die Fingerabdruck-Scanner konnten zum Teil schon dadurch überlistet werden, dass die Tester Fettrückstände von Fingerabdrücken der Berechtigten auf der Sensoroberfläche durch einfaches Anhauchen reaktivierten und somit Einlass zum vermeintlich sicher geschützten System bekamen.

In anderen Fällen wurden die Systeme durch Fingerabdrücke überlistet, die die Zugangsberechtigten auf Trinkgläsern hinterlassen hatten. Sie wurden von den Experten auf einen Klebefilm übertragen, mit dem sich das System zufrieden gab. Der Gesichtscanner ließ sich von Bildern der Zugangsberechtigten täuschen, die zuvor heimlich fotografiert worden waren. Dabei hielten die Tester einen Laptop mit den Bildern des Berechtigten vor die Kamera und erhielten Zugang. Auch das aufwendigere Iris-Scanning-System konnte nach einigem Ausprobieren ausgeschaltet werden. Ein auf mattes Tintendruckerpapier gesprühtes Digitalfoto eines Auges wurde von dem System als echtes Auge interpretiert.

Biometrische Lösungen sollen in den kommenden Jahren nach den Vorstellungen vieler Unternehmen in der Computerindustrie herkömmliche Zugangskontrollen mit Passwörtern oder Einlasskarten ersetzen. Nach Schätzungen der internationalen Organisation der Biometrieanbieter (IBIA) übersteigt der weltweite Umsatz mit biometrischen Sicherheitsanwendungen in diesem Jahr erstmals die 500- Millionen-Euro-Grenze. (anw)