Bis zu 400 Millionen Euro: Huawei-Verbot könnte für Deutsche Bahn teuer werden

Für die Deutsche Bahn wäre ein Verbot von Huawei-Technik teuer. Laut dem Spiegel würde es bis zu 400 Millionen Euro kosten, die DB-Infrastruktur umzustellen.

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ICE 4 - Baureihe 412

ICE 4 - Baureihe 412

(Bild: MediaPortal der Deutschen Bahn)

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Inhaltsverzeichnis

Sollte Huawei-Technik in Deutschland verboten werden, würde das für die Deutsche Bahn (DB) sehr teuer. Ihre gesamte Huawei-Infrastruktur auszutauschen, würde die DB bis zu 400 Millionen Euro kosten. Das berichtet der Spiegel und beruft sich dabei auf eine ihm vorliegende interne Konzernunterlage. Die Bundesregierung befürchtet Spionage aus China und diskutiert deshalb darüber, Technik von Huawei zu verbieten. Bereits geplant ist ein Verbot bestimmter Steuerelemente der chinesischen Hersteller Huawei und ZTE in deutschen 5G-Netzen.

Laut dem Spiegel könnten Projekte der Bahn sich um "5 bis 6 Jahre" verzögern, sollte die Infrastruktur kurzfristig getauscht werden müssen. Schon in Norddeutschland müssten demnach fast 800 Basisstationen für den Zugfunk ersetzt werden. Über den Zugfunk kommunizieren Zugpersonal und Leitstelle. Auch bei der internen IT der Bahn wären "weite Teile des Kernnetzes" von einem Huawei-Verbot betroffen.

Erst im Dezember 2022 hatte die Deutsche Bahn einen Auftrag an eine Telekom-Tochter vergeben, die Huawei-Komponenten nutzt: Für 64 Millionen Euro soll diese die meisten Komponenten für das neue IP-Netz der Bahn liefern, wie die Nachrichtenagentur Reuters im März berichtete. Mit dem Auftrag ignorierte die DB Sicherheitsbedenken und Warnungen aus Deutschland und dem Ausland, etwa von den USA. Allerdings sagte eine DB-Sprecherin gegenüber Reuters, dass die Bahn den Empfehlungen der Behörden gefolgt sei. Aktuell müsse sie ihre Netzkomponenten nicht durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) prüfen lassen. Ein BSI-Sprecher bestätigte das: Die IT-Systeme der DB würden bisher nicht als "kritische Komponenten" eingestuft.

Dabei war die Deutsche Bahn erst im Oktober 2022 Opfer eines vermeintlichen Sabotageakts geworden. Es stellte sich heraus, dass die Angreifer es auf die Kabel abgesehen hatten – nicht auf die Infrastruktur selbst. Der Zugverkehr in Norddeutschland war für etwa drei Stunden lahmgelegt. Die Diebe störten damit das GSM-R(ailway)-Netz – ein Mobilfunknetz für die Kommunikation mit Zügen. Ohne diese Verbindung zwischen Zügen und Fahrdienstleitern muss der Verkehr aus Sicherheitsgründen ruhen.

Politiker der Bundesregierung hatten im März den Auftrag der DB an die Telekom-Tochter kritisiert. Konstantin von Notz (Grüne) reagierte gegenüber Reuters irritiert: "Wenn es stimmt, dass das Unternehmen verstärkt auf Huawei-Technologie setzt, wirft das ernste Fragen auf." Das verdeutliche, "dass offenkundig noch nicht bei allen angekommen zu sein scheint, wie wichtig es ist, die eindringlichen Warnungen der Sicherheitsbehörden sehr ernst zu nehmen." Von Notz ist Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums, das die deutschen Geheimdienste überwacht.

Maximilian Funke-Kaiser, digitalpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sagte dem Handelsblatt: "Es bedarf gesetzlicher Nachschärfungen, sodass keine chinesische Technik im IT-Netz der Deutschen Bahn mehr betrieben werden kann." SPD-Digitalpolitiker Jens Zimmermann beklagte gegenüber dem Handelsblatt: "Bei der DB herrscht schon seit Längerem eine komplette Ignoranz dem Problem gegenüber". Er empfehle dem Bahnvorstand, "das Thema sehr, sehr ernst zu nehmen."

Konkreter als bei der Bahn ist die Bundesregierung beim 5G-Netz in Deutschland. Sie will bestimmte Steuerelemente der chinesischen Hersteller Huawei und ZTE aus dem Netz verbannen, um die kritische Infrastruktur zu schützen. Mitte Juni forderte die EU-Kommission, dass die EU-Staaten ihre Abhängigkeiten von "risikobehafteten Anbietern" beim Ausbau der 5G-Mobilfunknetze reduzieren und mit den Telekommunikationsbetreibern so bald wie möglich Maßnahmen ergreifen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton twitterte damals: "Ab heute wird die EU-Kommission keine Konnektivitätsdienste beschaffen, die auf Geräten von Huawei und ZTE basieren." Huawei kritisierte diese Pläne.

Update

Wir haben ergänzt, dass es kein Sabotageakt war, der die Bahn vergangenen Oktober lahmlegte, sondern es Diebe auf die Kabel abgesehen hatten.

(gref)