Bitkom: In Finanzbranche bahnt sich "Gezeitenwechsel" an

Inzwischen tätigen über drei Viertel aller Internetnutzer ihre Bankgeschäfte online, wie eine Umfrage des Bitkom ergeben hat. Der IT-Branchenverband spricht von einem Gezeitenwechsel in der Branche.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen
Bitkom: In Finanzbranche bahnt sich Gezeitenwechsel an

(Bild: SFIO CRACHO / Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Mehr als drei Viertel der Internet-Nutzer in Deutschland erledigen ihre Bankgeschäfte laut einer repräsentativen Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom inzwischen online. Dabei sind mehr als der Hälfte (57 Prozent) die digitalen Angebote wie Banking-Apps oder Online-Beratung ihrer Bank wichtig, 47 Prozent dagegen die Bekanntheit der Marke des Anbieters. "Hier bahnt sich ein Gezeitenwechsel für die traditionellen Bankhäuser an", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg am Montag zur Vorstellung der Studienergebnisse.

Die Finanzbranche sei bei der Digitalisierung zwar "Vorreiter", allerdings hauptsächlich bei Verwaltungsstrukturen im Hintergrund, sagte Berg. Sie gelte traditionell als hochgradig reguliert, sehr konservativ und besonders auf Sicherheitsaspekte bezogen. Nun stünden jedoch völlig neue Wettbewerber auf dem Plan. Rund zwei Drittel seien ihrer Bank zwar bislang treu, doch neun Prozent der Befragten hätten angegeben, bereits ihr Konto bei einer reinen Online-Bank zu haben. Acht Prozent planen einen Wechsel in den kommenden zwölf Monaten. Und 19 Prozent können sich demnach vorstellen, ihre Bankgeschäfte in einer reinen Online-Bank ohne Filialen zu erledigen.

Doch auch völlig neue Wettbewerber sind der Studie zufolge für viele Kunden interessant. Vier von zehn Befragten seien offen dafür, ihre Bankgeschäfte wie Überweisungen oder Einlagen über Finanzdienstleister wie Paypal und Payback oder sogar über Internet-Konzerne wie Apple, Google oder Amazon zu tätigen. "Wir erleben so etwas wie eine Entzauberung der Bankenwelt", sagte Berg. Wer hingegen Online-Banking meidet, befürchtet vor allem, dass zu viel Daten über ihn oder sie gespeichert werden oder dass Kriminelle sich des Kontos bemächtigen könnten.

Die zunehmende Zahl der Online-Banking-Nutzer macht sich auch in der schwindenden Abdeckung mit Bankfilialen bemerkbar: Laut einer Studie der Förderbank KfW von 2017 wurde seit dem Jahr 2000 jede vierte Filiale in Deutschland geschlossen. Demnach habe Deutschlands Bankenmarkt den Angaben zufolge fast 10.200 der damals noch gut 38.000 Standorte verloren. Gerade in den vergangenen Jahren soll sich der Trend noch beschleunigt haben, vor allem ländliche Regionen seien betroffen. (axk)