Bitkom: Ralf Wintergerst wird nächster Präsident des Digitalverbands

Der CEO des IT-Dienstleisters und Banknotendruckers Giesecke+Devrient soll Nachfolger von Achim Berg werden, der turnusgemäß als Bitkom-Präsident ausscheidet.

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Ralf Wintergerst

(Bild: G+D)

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Ralf Wintergerst wird nächster Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des IT-Dienstleisters Giesecke+Devrient (G+D) – nach eigenen Angaben Weltmarktführer im Banknotendruck – soll kommende Woche Dienstag auf der Aufsichtsratssitzung des Bitkom gewählt werden. Der Digitalverband bestätigte dies auf Anfrage von heise online. Er hat gut 2000 Mitgliedsunternehmen, die zusammen 2 Millionen Menschen beschäftigen.

Der bisherige Präsident Achim Berg scheidet nach den von ihm absolvierten maximal möglichen drei Amtszeiten, nun insgesamt sechs Jahre, turnusgemäß aus dem Amt. "Das amtierende Präsidium schlägt Ralf Wintergerst zur Wahl vor, weitere Kandidaten gibt es nicht", teilte der Bitkom mit. Der Verband gehe davon aus, dass die Versammlung am 20. Juni diesem Vorschlag folgt. An dem Tag wird das gesamte Bitkom-Präsidium neu gewählt.

Achim Berg, ehemaliger Deutschland-Chef von Microsoft, kam im Juni 2017 ins Amt. In den vergangenen Jahren äußerte er sich unter anderem kritisch über die während seiner Amtszeit in der EU eingeführte Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und forderte, dass mehr Frauen in IT-Berufe gehen, auch um den Fachkräftemangel zu beheben. Diesen zu beklagen, wird der Bitkom nicht müde. Im Entscheider-Talk "heise meets…" meinte Berg voriges Jahr, in Deutschland fehle es am Willen zu Digitalisierung.

Ein Feld, das gewiss auch Bergs Nachfolger beackern wird. Ralf Wintergerst sitzt bereits im Bitkom-Präsidium. Neben seinem Job als G+J-CEO in ist er in dem Unternehmen zuständig für die Zentralbereiche Informationssysteme, Konzernsicherheit, Compliance Management und Revision, Unternehmenskommunikation, Mergers & Acquisitions, Unternehmensstrategie sowie -entwicklung, Recht und Corporate Governance.

Wintergerst ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender der secunet Security Networks AG. Auch weitere seiner Funktionen haben Bezug zu IT-Sicherheitsfragen, zum Beispiel als Mitglied des Beirates des Cyber Defense Instituts der Bundeswehruniversität in München und als Co-Vorsitzender der Plattform "Sicherheit, Schutz und Vertrauen" des Bundesinnenministeriums. Seit Mitte 2019 hat er zudem den Vorsitz der Nordafrika Mittelost Initiative der deutschen Wirtschaft (NMI) übernommen.

Vor drei Jahren ging Wintergerst davon aus, dass das internationale Geldwesen vor großen Veränderungen steht. Nach privaten Kryptowährungen könnten künftig auch Zentralbanken digitales Geld ausgeben, Bargeld werde aber nicht verschwinden. Die DSGVO sieht Wintergerst als einen ersten Ansatz einer Initiative für mehr Cybersecurity, wie er 2021 in einem Kommentar schrieb.

2020 formulierte Wintergerst fünf Trends, die sich seines Erachtens stark auf digitale Infrastrukturen sowie auf die Souveränität und Sicherheit auswirken werden: "1. Infrastrukturen verlagern sich immer mehr in die Cloud. 2. Neue und alte Systeme werden immer vernetzter. 3. Die Menge der IoT-Daten erhöht sich durch die verstärkte Cloud-Nutzung und erfordert mehr KI-Algorithmen und Maschinen, die miteinander kommunizieren. 4. Immer leistungsfähigere Computer und Quantencomputer bedrohen die digitale Sicherheit und Souveränität und machen einen stärkeren Datenschutz in Form neuer Kryptografie erforderlich. 5. Daten werden zunehmend lokal gespeichert, sodass Infrastrukturen und Plattformen langsam von den vereinbarten gemeinsamen Standards abweichen."

(anw)