Bitkom-Trendkongress: "Die Infrastruktur muss Schritt halten"

Die Netze spielen eine zentrale Rolle für die Digitalisierung. Damit die Kapazitäten mit den Anforderungen wachsen können, braucht es neue Standards, mehr Spektrum und andere Regulierung, meint Ericsson-Deutschlandchef Stefan Koetz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 24 Kommentare lesen
Bitkom-Trendkongress: "Die Infrastruktur muss Schritt halten"
Lesezeit: 2 Min.

Der Infrastruktur kommt bei der Zukunftsplanung der Digitalisierung eine besondere Rolle zu. Die Netzbetreiber müssen die Grundlage dafür schaffen. "Der Traffic in den Netzen wird sich bis 2020 verachtfachen", prognostiziert Stefan Koetz, Deutschlandchef des Netzausrüsters Ericsson, am Dienstag in Berlin auf dem Trendkongress des IT-Branchenverbands Bitkom. "Die Infrastruktur muss Schritt halten."

Dabei kommt man im Mobilbereich noch fünf bis sechs Jahre mit LTE und LTE-Advanced aus. "Doch müssen wir uns Gedanken über die nächste Generation machen", sagt Koetz. Die Anforderungen an 5G sind größer als zum Beispiel beim Sprung vom GMS auf UMTS: Es werden nicht nur Menschen, sondern auch zahlreiche Maschinen in den Netzen unterwegs sein. Noch ist 5G in der Findungsphase, in ein paar Jahren geht es dann an die Standardisierung. Erfahrungsgemäß wird es dann noch einige Jahre dauern, bis die Industrie mit Produkten am Start ist.

Dabei haben die Netzbetreiber und -ausrüster die zweite Digitale Dividende fest im Blick. Die bisher noch für terrestrisches Fernsehen genutzten und im Zuge des Umstiegs auf DVB-T2 freigeräumten Frequenzen sollen nach dem Willen der europäischen Politik dem Mobilfunk und damit dem Breitbandausbau zu Gute kommen. Um die vielfältigen Anforderungen der Digitalisierung zu meistern "brauchen wir mehr Spektrum", betont Koetz.

Bei der Vergabe der Frequenzen aus der zweiten Digitalen Dividende, die in Deutschland für nächstes Jahr geplant ist, sollten aber nicht die Fehler der UMTS-Auktion von 2000 wiederholt werden, warnt Koetz. Da seien den Unternehmen "50 Milliarden Investitionen geraubt worden". Die sollen sie vielleicht lieber bei den Ausrüstern ausgeben können: "Man sollte die Kuh nicht zwei Mal melken", erklärte Koetz in Richtung Politik, die sich mit der ersten Auktion einen ordentlichen Schuss für die klammen öffentlichen Kassen genehmigt hatten.

Auch hat Koetz die Hoffnung, dass die Regulierung sich nicht mehr so stark auf die Bedürfnisse der Verbraucher konzentriert und sich mehr um Investitionen kümmert. Die jüngsten Äußerungen von EU-Kommissar Günter Oettinger, der zum Beispiel die Zügel für Netzbetreiber auf dem Land lockern will, deuten in diese Richtung. (vbr)