Brightline West: Schnellzugprojekt in den USA strahlt auch nach Europa aus

Im Westen der USA soll eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Los Angeles und Las Vegas gebaut werden. Europäische Zughersteller reiben sich die Hände.

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Geplantes Aussehen der Züge

So sollen die Züge der Brightline West später einmal aussehen.

(Bild: Brightline West)

Lesezeit: 3 Min.

Für die europäischen Hersteller von Hochgeschwindigkeitszügen ist es eine lange herbeigesehnte Chance: In den USA gibt es Pläne für eine Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Südkalifornien und Las Vegas, die kurz vor der Realisierung stehen. Sowohl Siemens (Deutschland) als auch Alstom (Frankreich) bemühen sich um den Zuschlag, der das Eintrittstor zu weiteren Projekten dieser Art in den Staaten sein könnte.

Denn die USA meinen es diesmal offenbar ernst, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Drei Milliarden US-Dollar gibt alleine die Bundesregierung dazu. Erklärte Ziele sind Klimaschutz und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. US-Präsident Joe Biden kam vor ein paar Tagen persönlich nach Las Vegas, um die Fördersumme aus der Bund-Länder-Partnerschaft für Intercity-Passagierzüge zu überreichen. Die Brightline West, die die Strecke realisieren will, wirbt mit der ersten richtigen Hochgeschwindigkeitsstrecke der USA, wenngleich es an der Ostküste schon den Acela Express von Amtrak gibt.

Während der Acela aber nur in wenigen Abschnitten und maximal mit 240 km/h im Regelbetrieb fährt, sollen die Züge in Kalifornien und Nevada auf dem Großteil der Strecke mit bis zu 320 km/h unterwegs sein. Statt 4:15 Stunden mit dem Auto soll die Fahrt von Rancho Cucamonga bei Los Angeles nach Las Vegas nur etwa 2:10 Stunden dauern. Im Kleingedruckten räumt die Brightline ein, dass es mit den Anschlüssen in die Stadtzentren dann wohl doch 3 Stunden sein werden – damit sei der Zug aber immer noch auf Augenhöhe mit dem Flugzeug, wenn zu der einstündigen Flugzeit zwei Stunden am Flughafen eingerechnet werden.

Die Randlage der Bahnhöfe ist offenbar Kalkül. Sie spart Zeitaufwand und Kosten, die anfielen, wenn die Strecken stattdessen bis in die Zentren verlegt werden. So soll die Brightline West, die inklusive der Bahnhöfe komplett neu aus dem Boden gestampft wird, bereits nach vier Jahren Bauzeit im Jahr 2028 einsatzbereit sein. Die Zeit drängt, denn der Zug soll pünktlich zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles rollen. Im Osten der USA, in Florida, betreibt die Brightline bereits eine Zugstrecke. Die neue, 351 Kilometer lange Trasse im Westen wird laut Planung weitgehend in den Mittelstreifen der Autobahn Interstate 15 gebaut. Insgesamt wird mit Kosten in Höhe 12 Milliarden US-Dollar gerechnet.

Der geplante Streckenverlauf der Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Kalifornien und Las Vegas

(Bild: Brightline West)

Die vollelektrischen Züge sollen mit Ökostrom fahren. Wie in Europa werden sie diesen aus Oberleitungen beziehen. In der kalifornischen Stadt Rancho Cucamonga soll ein direkter Anschluss an die Metrolink-Züge in Richtung Los Angeles bestehen. Weitere Anschlüsse sind in Planung, sodass sich die Hochgeschwindigkeitsstrecke später einmal in ein Netz von Verbindungen einfügen könnte. Politisch ist das Infrastrukturvorhaben auch wegen der damit verbundenen 10.000 Arbeitsplätze ein Prestigeprojekt. Später einmal könnte es 1.000 dauerhafte Arbeitsplätze geben, 900 davon gewerkschaftlich organisiert, heißt es.

Weil das Projekt vor allem die amerikanische Wirtschaft stärken soll, müssen sich die Europäer mühen, zu beweisen, dass das Geld weitgehend im Land bleibt. Ohne eigene Fertigungsstätten in den USA geht es nicht, denn die Maxime lautet: Buy America. Siemens und Alstom unterhalten bereits Werke in den Staaten. Vor einigen Jahren bekam Siemens so auch den Zuschlag für neue Züge für Amtrak.

(mki)