Browser & App Store: Spotify und Mozilla beschweren sich über Apples neue Regeln

Apples neue App-Store- und iOS-Regeln, die nur innerhalb der EU gelten, sorgen für viel Kritik: Spotify sieht finanzielle Nachteile, Firefox organisatorische.

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Firefox und Spotify gegen Apple​

(Bild: Dmitrii Pridannikov/ Shutterstock.com)

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Mozilla, Mutter des Firefox-Browser-Projekts, und der Musikstreamingdienst Spotify haben sich äußerst kritisch zu Apples neuen App-Store- und iOS-Regeln für die Europäische Union geäußert, die der Konzern aufgrund des Digital Markets Act (DMA) ab März umsetzen muss. Während das Browser-Vorhaben insbesondere organisatorische Probleme bemängelt, geht es bei dem schwedischen Streamer vor allem ums Geld.

Apple erlaubt mit iOS 17.4, das im kommenden Monat erscheint, erstmals die Verwendung vollwertiger alternativer Browser. Statt zwangsweise Apples hauseigenes WebKit (aus Safari) nutzen zu müssen, dürfen Mozilla, Google und Co. auch ihre eigenen Engines einsetzen – ein wichtiger Fortschritt, den Apple lange verhindert hatte. Sowohl Mozilla als auch Google arbeiten bereits an der Umsetzung.

Doch laut Mozilla wird sie für Firefox problematisch. Apples neue Regeln seien "so schmerzhaft wie möglich" ausgefallen. Mozilla-Sprecher Damiano DeMonte sagte gegenüber dem IT-Blog The Verge, man sei "extrem" enttäuscht. "Wir sind derzeit noch dabei, die technischen Details zu prüfen, aber wir sind sehr enttäuscht von Apples vorgeschlagenem Plan, das neu angekündigte BrowserEngineKit auf EU-spezifische Apps zu beschränken", so DeMonte. Das Hauptproblem dabei: Mozilla müsse künftig zwei separate Implementierungen für das iPhone pflegen. Apple selbst habe dieses Problem hingegen nicht. Apples Vorschlag gebe den Kunden keine echte Wahl. "Das ist ein neuerliches Beispiel dafür, die Apple Barrieren für eine echte Browser-Konkurrenz unter iOS errichtet." Wie Mozilla darauf nun reagiert, ist noch unklar.

Bei Spotify meldete sich Unternehmenschef Daniel Ek direkt zu Wort. Auf X teilte er vor dem Wochenende mit, sein Unternehmen begebe sich mit den neuen Regeln in eine "unhaltbare Situation". Die Installationsbasis in der EU liegt demnach im 100-Millionen-Bereich. Apples "neue Steuer" in Form der Core Technology Fee (CTF), die ab eine Million Installationen 50 Cent pro erstem Install (oder erstem Update) im Jahr verlangt, sorge für einen sprunghaften Anstieg der Kosten für Spotify.

Die Ausgaben für die Kundengewinnung könnten sich so "potenziell verzehnfachen", so Ek. "Denn wir müssen bei jeder Installation oder Aktualisierung unserer kostenlosen oder kostenpflichtigen App bezahlen, selbst für diejenigen, die den Dienst nicht mehr nutzen." Ek zufolge kann sich Spotify die neuen Kosten nicht leisten, will man profitabel sein (was Spotify über Jahre nicht war). Deshalb bleibe es wohl beim "Status quo", gegen den man seit fünf Jahren gekämpft habe.

Apple gibt Entwicklern ab März die Wahl, zwischen den alten Regeln (15 beziehungsweise 30 Prozent Provision ohne CTF) und den neuen zu wählen. Diese reduzieren die Gebühr auf 10 beziehungsweise 20 Prozent (plus 3 Prozent für die Zahlungsabwicklung), führen aber besagte CTF ein. Die CTF gilt auch für kostenlose Apps.

Update

Apple hat zur Kritik von Spotify mittlerweile ein Pressestatement herausgebracht. Darin heißt es, man freue sich, den Erfolg "aller Entwickler" zu unterstützen, "auch den von Spotify, der erfolgreichsten Musik-Streaming-App der Welt". Die Änderungen, die Apple für Apps in der Europäischen Union kommuniziert hat, ließen Entwicklern die Wahl – "mit neuen Optionen für den Vertrieb von iOS-Apps und die Abwicklung von Zahlungen". Jeder Developer könne sich aber auch für die gleichen Bedingungen entscheiden, die heute gelten. "Und unter den neuen Bedingungen würden mehr als 99 Prozent der Entwickler das Gleiche oder weniger an Apple zahlen."

Noch nicht konkret auf Apples Vorschläge reagiert hat bislang die EU-Kommission. Man nehme die Ankündigungen Apples vor dem Ablauf der Compliance-Deadline am 7. März zur Kenntnis, kommentiere diese aber nicht, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber Mac & i. "Wir ermutigen die designierten Gatekeeper nachdrücklich, ihre Vorschläge mit Dritten zu überprüfen. Dies gilt unbeschadet der eigenen Bewertung dieser Vorschläge durch die Kommission."

Zuvor hatte bereits EU-Industriekommissar Thierry Breton gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, man werde, falls die von den Unternehmen vorgeschlagenen Lösungen [in Reaktion auf den DMA] nicht gut genug seien, "nicht zögern, energische Maßnahmen zu ergreifen". Ab dem 7. März werde man die Firmenpläne begutachten, inklusive des Feedbacks Dritter.

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(bsc)