Chip-Produktion: US-Regierung stellt 1,5 Milliarden US-Dollar bereit

Die USA geben 1,5 Milliarden US-Dollar für eine Computerchipfabrik, um die heimische Produktion unabhängiger vom Ausland zu machen.

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Chip auf Mainboard

(Bild: raigvi / Shutterstock)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
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Die US-Regierung Joe Biden wird 1,5 Milliarden US-Dollar für den Bau einer riesigen neuen Halbleiterfabrik im US-Bundesstaat New York bereitstellen. Diese soll die Fähigkeit der Vereinigten Staaten zur Massenproduktion von Computerchips stärken, wie die US-Tageszeitung Washington Post am Montag berichtet.

Der am Montag offiziell bekannt gegebene Zuschuss ist demnach der dritte, der im Rahmen des Chips and Science Act angekündigt wurde. Mit dem 52-Milliarden-Dollar-Programm, das US-Präsident Biden 2022 unterzeichnet hat, soll die Herstellung von Halbleitern in den USA angekurbelt werden. Bislang werden die größtenteils in Übersee, vor allem Taiwan, hergestellt.

Der am Montag angekündigte Milliardenbetrag wird dem Halbleiterriesen GlobalFoundries dabei helfen, an seinem Hauptsitz in Malta, N.Y., eine groß angelegte Produktionsanlage zu errichten, um fortschrittliche Chips zu fertigen, die derzeit nicht in den Vereinigten Staaten produziert werden, so die Washington Post. Darüber hinaus soll mit den Geldern eine weitere Fabrik des Unternehmns erweitert und eine dritte modernisiert werden, so das Blatt weiter.

Neben dem Zuschuss in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar wird die Biden-Regierung GlobalFoundries zudem 1,6 Milliarden US-Dollar in Form von Darlehen für den Bau und die Modernisierung zur Verfügung stellen. Die drei Projekte dürften sich insgesamt auf etwa 12,5 Milliarden US-Dollar belaufen, einschließlich Zuschüssen und privater Finanzierung.

Dem Zeitungsbericht zufolge hat der jahrzehntelange Rückgang der Chip-Produktion in den USA, der auf das Streben der Unternehmen nach niedrigeren Produktionskosten im Ausland zurückzuführen ist, in Washington die Besorgnis über die nationale Lieferkette für Halbleiter geschürt. Chips stecken quasi in jedem modernen elektronischen Gerät – von Telefonen, Kühlschränken und Computern bis hin zu modernsten Waffensystemen.

Die Vereinigten Staaten sind bei der Chip-Produktion in den vergangenen Jahren gegenüber China demnach ins Hintertreffen geraten. Wurden im Jahr 1990 laut Washington Post noch 37 Prozent der weltweiten Chips in den USA hergestellt, ist der Anteil der USA an der Produktion heute auf etwa 12 Prozent gesunken. Das Blatt zitiert US-Handelsministerin Gina Raimondo mit der Aussage, das Chips-Gesetz sei eine "einmalige Investition", um der übermäßigen Abhängigkeit des Landes von ausländischen Herstellern entgegenzuwirken und eine einheimische Pipeline für Chips zu sichern, die für die amerikanische Industrie und Verteidigung wichtig sind. Die Finanzierung wird "eine wichtige Rolle dabei spielen, das US-Halbleiter-Ökosystem global wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger zu machen", sagte GlobalFoundries-Chef Thomas Caulfield in einer Erklärung.

Die Subventionsoffensive der US-Regierung erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheit. Viele Autokonzerne und andere Hersteller hatten auf dem Höhepunkt der Covid-19-Pandemie Schwierigkeiten, die Chipversorgung zu sichern. Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China haben zudem die Risiken einer zu großen Abhängigkeit von ausländischen Lieferketten aufgezeigt. Hinzu kommen die geopolitische Spannungen rund um Taiwann und die damit einhergehende Gefährdung der Lieferketten. Die USA haben deshalb mit dem bereits erwähnten Chips and Science Act ein milliardenschweres Förderprogram zur Ankurbelung der US-amerikanischen Halbleiterproduktion aufgelegt.

Der GlobalFoundries-Zuschuss ist der größte, der im Rahmen des Chips and Science Acts bislang angekündigt wurde. Seit Dezember hat die US-Regierung angekündigt, dass sie 35 Millionen US-Dollar an BAE Systems, ein Rüstungsunternehmen, das Chips für Kampfjets herstellt, und 162 Millionen US-Dollar an Microchip Technology, ein Unternehmen, das Speicherchips herstellt, vergeben würde. Weitere Zuschüsse würden in den kommenden Wochen bekannt gegeben, so die Behörden.

Auch Deutschlands Unternehmen beklagen eine Digital-Abhängigkeit. Einer Befragung über alle Branchen hinweg zufolge sehen 75 Prozent der Unternehmen vor allem bei Halbleitern starke oder zumindest eher Abhängigkeiten. Der starken Anhängigkeit versuchen Brüssel und die Bundesregierung mit einem Vorstoß zum Ausbau der lokalen Halbleiterproduktion zu begegnen. So soll unter anderem der neue European Chips Act mehr modernste Halbleiterfertigung anlocken. Um bei der Entwicklung von Mikroelektronik und Chips unabhängiger von den USA und China zu werden, hat die EU ihrerseits ein milliardenschweres Beihilfeprogramm genehmigt.

Die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz wiederum plant, deutschen und internationalen Unternehmen 20 Milliarden Euro zur Förderung der Halbleiterproduktion in Deutschland bereitzustellen. Der US-amerikanische Chiphersteller Intel soll demnach die Hälfte der für die Förderung der Halbleiter-Produktion vorgesehenen Mittel erhalten. Beihilfen in Höhe von 10 Milliarden Euro für den neuen Intel-Produktionsstandort in Magdeburg wurden bereits bewilligt. Auch Unternehmen wie die Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC), der wichtigste und am weitesten fortgeschrittene Chiphersteller weltweit, und die deutsche Infineon Technologies AG sollen Subventionen erhalten. Mindestens drei Milliarden Euro stünden zudem für zusätzliche Projekte zur Verfügung.

(akn)