Demoscene verabschiedet die Breakpoint

Am Ostermontag verteilen die Teilnehmer, Veranstalter und Gäste das letzte Mal die Preise für die besten Demos, Grafiken und Musikstücke, die sich an den Wettbewerben der diesjährigen Breakpoint beteiligen. Ob und wie es danach mit einer Demoparty am Osterwochenende weitergeht, ist noch unklar.

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Von
  • Reiko Kaps

Während das restliche Land das Osterfest begeht, feiern die Programmierer, Grafiker und Musiker das Ende einer langen Demoscene-Tradition: Die gerade laufende Demoparty Breakpoint wird die letzte sein, gaben die Veranstalter bereits Mitte Februar bekannt .

Auf der Veranstaltung in der Binger Rundsporthalle hacken, programmieren, zeichnen und komponieren noch bis zum heutigen Montag gut 1000 Demoscener ihre Beiträge zu den Wettbewerben (Compos), die von Grafiken, Musik und Animationen über kurze und kleine Intros bis hin zu farbenprächtigen und Effekt beladenen Demos reichen. Demos ähneln Filmen. Im Unterschied dazu sind sie jedoch Computerprogramme, die nur die Anweisungen auf wenigen KByte speichern, mit denen ein Computer die Grafik, die Sequenzen und die Musik in Echtzeit erzeugt.

Die Organisatoren der Breakpoint um den Hauptverantwortlichen Simon "Scamp" Kissel hatten die Breakpoint vor acht Jahren ins Leben gerufen, nachdem die bis dahin laufende Demoparty Mekka & Symposium nicht mehr stattfinden konnte. Über die Jahre stiegen die Teilnehmerzahlen der Breakpoint von ehedem 600 auf nun mehr über 1000, die gerade die Binger Rundsporthalle bis in den letzten Winkel ausfüllen. Der Andrang drückt sich aber nicht nur in den Besucherzahlen sondern auch in sehr vielen Wettbewerbsbeiträgen aus. So konnten die Teilnehmer etwa in der Nacht von Samstag auf Sonntag beispielsweise 18 Beiträge in der Kategorie 4k PC-Intro bewundern. Beeindruckend waren auch viele Beiträge aus dem Animationswettbewerb. So setzte etwa ein Beitrag das 3D-Programm Blender als Bühne ein und animiert neben 3D-Objekten auch dessen Menüs und Fenster.

Bereits im Februar hatten die Breakpoint-Veranstalter angekündigt, dass 2010 das letzte Jahr sein wird, in dem die rund 50 Freiwilligen die Demoparty auf die Bein stellen wollen. Man wolle nach dieser langen Zeit auch wieder an Demopartys teilnehmen und die Organisation Jüngeren überlassen, begründen sie ihre Entscheidung. Sie stellen außerdem fest, dass sich die Demoscene gewandelt habe: Das Interesse am Programmieren, an Computergrafik und an -musik spüle nicht mehr automatisch neue Interessierte in die Demoscene, wie das noch vor Jahren fast zwangsläufig passierte.

"Dass die Demoscene tot sei, habe ich bereits 1992 gehört", kommentiert Tobias Heim vom Verein Digitale Kultur und Mitveranstalter der Kölner Demoparty Evoke solche Einschätzungen. Seiner Meinung nach gibt es zwei Sichtweisen auf die Demoscene. Die eine ist statisch wie ein Bild. Die andere ist eher dynamisch: Sie entwickelt sich von Einstellung zu Einstellung fort und lässt damit Veränderungen zu. Laut Heim stoßen immer wieder neue Menschen zur Demoscene, deren Beiträge beispielsweise auf der Evoke über Nachwuchspreise gefördert werden. Deren Zugang ist jedoch oftmals ein anderer als zu früheren Zeiten, als sich Demos über gecrackte Spiele auf den Schulhöfen sehr zielgerichtet verbreiteten.

Der Satz "We are very old" aus der Breakpoint-Ankündigung spielt daher möglicherweise nicht nur auf das Motto der Demoparty TUM 2009 an, sondern könnte auch eine Aufforderung an andere aktive Demoscener sein, die Demoparty-Tradition an Ostern nicht untergehen zu lassen. Einige auf der Breakpoint kursierende Gerüchte deuten darauf hin. (rek)