Deutsche Bahn: 2,4 Prozent der Fernzüge mehr als eine Stunde verspätet

Das Bundesverkehrsministerium hat Zahlen zur Pünktlichkeit der DB-Fernzüge vorgelegt und dazu, wie viel die Bahn die Entschädigungen für Verspätungen kosteten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 110 Kommentare lesen

Ein ICE im Hbf Hamburg.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 4 Min.

Im vergangenen Jahr kamen 2,4 Prozent der Fernzüge der Deutschen Bahn (DB) um mehr als eine Stunde später als geplant an ihrem Halt an. Zu Verspätungen von 15 Minuten oder mehr kam es bei 18,3 Prozent der Halte und von 30 Minuten oder mehr bei 8,6 Prozent der Halte. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums (PDF) auf Grundlage von Daten der DB auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hervor.

Im gesamten Fernverkehr des bundeseigenen Konzerns mit ICE und Intercity gab es 2023 demnach pro Tag durchschnittlich 823 Fahrten mit 7372 Ankunftshalten. 2,7 Prozent der gesamten geplanten Fahrten sind im vorigen Jahr vor Fahrantritt ersatzlos ausgefallen, auf den Sprinterlinien fielen 2 Prozent der Züge aus. Zu einem Teilausfall zu Beginn der Fahrt kam es bei 1,8 Prozent der Zugfahrten, während der Fahrt bei 2,8 Prozent der Fahrten, teilte die Bundesregierung weiter mit.

41 Prozent der Zugausfälle gingen auf externe Ursachen wie extremes Wetter, Unfälle oder Streiks zurück. Probleme im Gleisnetz wie Störungen an Oberleitungen und Bauarbeiten waren demnach für 14 Prozent der Ausfälle verantwortlich.

Generell können Reisende bei großen Verzögerungen Entschädigungen einfordern. Die Bahn erstattet für Verspätungen ab einer Stunde ein Viertel des Fahrpreises, ab zwei Stunden die Hälfte. Im vergangenen Jahr schlugen dafür im Nah- und Fernverkehr Zahlungen von 132,8 Millionen für 5,6 Millionen Euro Entschädigungsanträge zu Buche. Im Jahr 2022 waren es für 3,8 Millionen Anträge 92,7 Millionen Euro.

Für die Statistik zur betrieblichen Pünktlichkeit werden die Ankunftszeiten an allen Bahnhöfen berücksichtigt. Jeder Halt, der mit weniger als 5:59 Minuten Verspätung erreicht wird, geht als pünktlich in die Statistik ein. Im vergangenen Jahr wurden laut DB 64 Prozent der Fernverkehrshalte pünktlich erreicht. Die höheren Pünktlichkeitsquoten in den Jahren 2021 mit 70 Prozent und 2020 über 80 Prozent führt das Ministerium unter anderem auf eine niedrigere Auslastung der Schiene durch die Coronavirus-Pandemie zurück.

Zu der Frage, warum im November 2023 lediglich 52 Prozent der ICE- und IC-Züge ihr Ziel pünktlich erreicht haben, schreibt das Ministerium, der Monat sei von besonderen Ereignissen geprägt gewesen. Hier zählt es eine Oberleitungsstörung am Knotenpunkt Hannover auf, ein gefährliches Ereignis im Bahnbetrieb in Reichertshausen, Langsamfahrstellen im Raum Nürnberg und Gütersloh, die temporäre Einführung von Grenzkontrollen im stehenden Zug durch die Bundespolizei, insbesondere im Raum Rosenheim, sowie der GDL-Streik am 15. und 16. November 2023.

Züge, die mit Fahrgästen losgefahren sind, kehren grundsätzlich nicht um, schreibt das Verkehrsministerium. Wenn eine Strecke gesperrt ist, gebe es Umleitungen oder die Fahrt ende an einem Bahnhof unterwegs. Dann würden alternative Reisemöglichkeiten gesucht – ohne Mehrkosten für Fahrgäste.

Für dieses Jahr habe die Bahn ein Pünktlichkeitsziel von 71,5 Prozent für den Fernverkehr angesetzt, heißt es in der Antwort. Um insgesamt die Zuverlässigkeit des Betriebs zu erhöhen, läuft in diesem Jahr eine Generalsanierung des Netzes mit gebündelten Bauvorhaben an. Das Konzept sieht vor, dass Strecken mehrere Monate komplett gesperrt und grundlegend repariert werden. Damit angefangen werden soll Mitte Juli auf der Riedbahn zwischen Frankfurt/Main und Mannheim. Bis 2030 sollen so 40 Abschnitte des hochbelasteten Netzes fit gemacht werden.

ICE L (25 Bilder)

Besonderes Kennzeichen des ICE L ist der stufenlose Einstieg.
(Bild: Deutsche Bahn / Oliver Lang)

Die Bahn investiert laut Regierungsantwort bis 2030 rund 12 Milliarden Euro in neue Fernzüge und mehr Sitzplätze sowie mehr als 2 Milliarden Euro in Instandhaltungswerke für ihre Züge. Seit Dezember 2022 werden die ersten ICE 3neo mit Fahrgästen eingesetzt. Bis April dieses Jahres sollen alle 137 ICE 4 ausgeliefert sein. Gegen Ende des Jahres soll der ICE L sukzessive in Betrieb gehen. Zusätzlich sollen in diesem Jahr die neuen ICE 3neo für Belgien und die Niederlande zugelassen sein. Außerdem werde die Instandhaltung optimiert: So sollen bis 2030 über 2 Milliarden Euro in den Aus- und Neubau von Instandhaltungswerken investiert sowie die Instandhaltung weiter digitalisiert und, wo möglich, automatisiert werden.

(anw)