Deutschlandticket führt kaum zu Verzicht aufs Autofahren

Ein Fünftel derjenigen, die sich neu ein ÖPNV-Abo angeschafft haben, schränken Autofahrten ein. Das ist Münchner Forschern zu wenig.

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Rote Zuggarnitur mit Zielanzeige "RE8 Hannover Hbf" steht im Hauptbahnhof Bremen

Regionalexpress im Bremer Hauptbahnhof.

(Bild: heise online / anw)

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Das Deutschlandticket führt nur begrenzt dazu, dass Menschen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Zwar habe das für 49 Euro erhältliche Ticket seit seiner Einführung zum 1. Mai dieses Jahres die Ticket-Abozahlen für den ÖPNV um zehn Prozent ansteigen lassen, aber lediglich ein Fünftel der Neu-Abonnenten haben gleichzeitig auch ihre Autonutzung reduziert. Das zeigen Daten aus Umfragen und einer Smartphone-App des Forschungsprojekts Mobilität.Leben der Technischen Universität München.

Auch habe das Deutschlandticket besonders wenig Einfluss auf die Autonutzung von Personen, die vorher schon ein ÖPNV-Abo besaßen. Sie reduzierten ihre Autonutzung um sieben Prozent. Über alle Studienteilnehmer mit Deutschlandticket hinweg stieg der Anteil der Nutzung des ÖPNV an ihrer Tagesmobilität im Schnitt um fünf bis sieben Prozentpunkte, heißt es in einer Mitteilung der TU München.

Der Mobilfunkanbieter Telefónica hat im Juli aus von ihm erhobenen Mobilitätsdaten errechnet, dass nach Einführung des Deutschlandtickets die Zahl der täglichen Zugfahrten über 30 km gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 um 9,6 Prozent angestiegen ist. Der Anteil der Zugfahrten am gesamten Verkehrsaufkommen habe um 2,5 Prozent zugenommen, täglich seien fast 100.000 weniger Pendler mit dem Auto unterwegs.

Eine abschließende Bewertung des zunächst bis 2025 laufenden Deutschlandtickets sei bisher nicht möglich, heißt es aus der TU München. Insbesondere müsse eine Gesamtbilanz gezogen werden zwischen den Kosten für die Steuerzahlenden durch die Subventionierung des Preises von 49 Euro und den eingesparten Folgekosten durch CO₂-Reduktion, bessere Lebensqualität und weiteren möglichen positiven gesellschaftlichen Effekten.

Nach ersten Ergebnissen sei es gelungen, das Ansehen des ÖPNV in Deutschland zu heben und Schritte hin zu einem nachhaltigeren Mobilitätssystem anzustoßen. Nun müsse dringend das ÖPNV-Angebot flächendeckend weiter ausgebaut werden, um noch mehr Menschen auch tatsächlich eine sinnvolle Nutzung des Deutschlandtickets zu ermöglichen. Für das Projekt Mobilität.Leben wurden per Smartphone-App die Daten von 506 Nutzenden an insgesamt 18.222 Personentagen ausgewertet. An den zusätzlichen zwei Online-Umfragen nahmen jeweils 991 Menschen teil.

(anw)