Die Leere und ihr Gegengewicht: Die Bilder der Woche (KW 1)

Die ersten Bilder der Woche im Jahr 2024 zeigen, wie sowohl die Ab- als auch die Anwesenheit eines Sujets das Bild stark beeinflussen kann.

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(Bild: dermaeus)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tom Leon Zacharek

Mit den Bildern dieser Woche verlassen wir das Fotojahr 2023 und starten in ein frisches 2024. Als Redaktion wünschen wir unseren Galeriefotografen einen guten Start in die neue Saison und ein Jahr, das wieder mit gelungenen und vielleicht auch unerwarteten Bildern begeistern kann.

c't Fotografie 3/24

Aufnahmen, in denen sich nur wenige oder gar keine Menschen finden, betonen die Schönheit des Ortes, den man im Bild erkennt. Die Szene wirkt eindringlicher und der Betrachter kann sich nur auf das Wesentliche konzentrieren.

Viele Fotografen nutzen dies für ihren persönlichen Fotostil. So setzt beispielsweise der Künstler Michael Kenna in vielen seiner Aufnahmen darauf, Menschen explizit aus dem Foto herauszuhalten.

Auch das Bild "Spaziergang im Winter" von Stefan Kierek (Radonart) zeigt den leeren Raum auf beeindruckende Art und Weise. Der Nebel im Wald gibt der Aufnahme ihren besonderen Charme. Selbst sagt er über sein Bild: „Da ich direkt an einer der schönsten Alleen am Niederrhein wohne, bieten sich dort je nach Wetterlage immer sehr schöne Motive bzw. Szene an. In diesem Fall habe ich mich bei diesem feuchten und kalten Wetter für eine monochrome Bearbeitung entschieden. Um die Wirkung des Nebels und der Kälte zu verstärken, habe ich im Bereich der Bäume den Filter „Bewegungsunschärfe“ eingesetzt.“

Thomas Bartel (dermaeus) lässt den Betrachter die Menschen in seinem Bild "Weihnachten am Strand" nur erahnen. Sie halten sich in der Nähe des Wassers auf, was zu einer sehr kleinen Abbildung führt und so zur gefühlten Weite der Szene beiträgt. "Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Um dem Regen zu entfliehen, haben meine Partnerin und ich am Weihnachtsvorabend einen Ausflug an die holländische Küste gemacht, wo es diesen perfekten Sonnenuntergang gab. Das Bild habe ich mit der Lightroom Panoramafunktion aus vier Fotos zusammengesetzt."

Lediglich zwei Menschen stehen vor einem Schaufenster. Sonst wirkt die Straße in der Aufnahme "Weihnachtszeit" von Florian Dehn (Katzenfutter) verlassen. Die Gebäude leiten den Blick zum Tannenbaum, der mit einer Lichterkette geschmückt wurde. "Das Foto entstand in der Vorweihnachtszeit bei einem Spaziergang durch die weihnachtlich geschmückte Wetzlarer Straße im hessischen Butzbach," schreibt der Fotograf. "Kalt und leer erscheint die Stadt, abgesehen vom älteren Ehepaar, das mit dem Hund Gassi geht. Kalt, etwas nass und ungemütlich mag dieser 15.12.2023 erscheinen. Die festlich beleuchteten Fachwerkhäuser strahlen dennoch für mich Wärme aus, etwas, das meine Heimat Mittelhessen ausmacht.“

Werden Menschen oder Tiere formatfüllend fotografiert, spielt weniger ihre Umgebung, dafür umso stärker das Licht, in dem sie sich bewegen, eine große Rolle. Dennoch trägt die Komposition der Umgebung wesentlich zur Bildaussage bei, wenn sie dennoch sichtbar wird. Sie sollte daher ebenfalls Beachtung finden. Die Fotografin Vivian Maier wurde dafür bekannt, dass sie die Umgebung der porträtierten Personen meisterlich ins Bild integrieren konnte. Ihre Arbeit kann als Inspiration für eigene Aufnahmen dienen.

Joachim Kopatzki porträtiert an einer Bahnstation in Lissabon drei Menschen, die gemeinsam auf einer Bank sitzen, aber alle auf ihr Handy schauen. Mit dem Titel "Jeder für sich" drückt er bereits aus, dass sich jeder nur auf sich selbst konzentriert. Die Elemente der Bahnstation rahmen die drei Personen zusätzlich ein und ergeben eine gelungene Komposition.

Eine Gruppe von vier Kranichen fliegt im Bild "Kraniche auf Augenhöhe" von Georg May dem Sonnenuntergang entgegen. Die Silhouetten der Vögel wirken vor dem orangen Himmel elegant. "Das Foto wurde Anfang Dezember spätnachmittags über der Südeifel bei Kronenburg aus dem UL-Flieger in einer Flughöhe von circa 240 Metern über Grund abgelichtet. Kurz vor unserem Heimatflugplatz Dahlemer Binz sah ich die Kranich-Formation im Gegenlicht in Richtung Nürburg. Das Foto zeigt einen Bildausschnitt mit einer kleinen Gruppe Kraniche (Grus grus) aus einer Formation aus circa 50 Vögeln auf ihrem Weg nach Süden", erklärt der Fotograf.

„Ich wollte eigentlich in Swinemünde auf Usedom das Leuchtfeuer in der Hafeneinfahrt im Abendlicht fotografieren. Vorher bin ich noch am Strand entlang gegangen. Dabei hat sich ein Schwarm Alpenstrandläufer zur Futtersuche am Strand aufgehalten. Die Alpenstrandläufer zeigten relativ wenig scheu und ich hatte glücklicherweise mein Teleobjektiv dabei. Dazu kam dann die schöne Lichtstimmung der Abendsonne. Das Leuchtfeuer konnte ich dann nicht mehr zum Sonnenuntergang fotografieren, aber das fliegt auch nicht weg“, schieb uns Christian Bertram (Kosh_hh) zu seinem Bild, dass den Namen des abgebildeten Vogels trägt. Ähnlich wie bei den Kranichen macht auch der Sonnenuntergang, mit seinen leuchtenden Farben, die Szene zu einem echten Hingucker.

Enrico Sporleder (ES-Fotogalerie) zeigt dagenen ein völlig anderes Motiv. Die Makroaufnahme mit dem Titel "Wassertropfen auf der Nadel" passt zwar nicht zu hundert Prozent in eine der beiden Kategorien doch sie begeistert es durch die Farben und Formen. Durch sie wirkt sie eher wie ein Gemälde oder eine Kunstinstallation. Der Fotograf verrät: „Die Idee ist bei schlechtem Wetter mal umgesetzt worden, um das Bild so zu haben, wie es im Kopf war, habe ich circa zehn Stunden gebraucht, aufgeteilt auf drei Tage. Entstanden ist die Idee, bei einem Kaffee mit einem Freund bei mir zuhause.“

Alle "Bilder des Tages" der vergangenen Woche finden Sie in unserer Bilderstrecke:

Die Bilder der Woche (KW 1) (7 Bilder)

Samstag: Spaziergang im Winter
(Bild: Radonart)

(cbr)