"Die Theorie von Allem": Schwarz-Weißes Multiversum-Mysterium läuft im Kino​ an

Ein deutscher Film Noir, schwarz-weiß und in den Sechzigern angesiedelt, spielt mit Parallelwelten und Zeitreisen. Er mischt altmodische und frische Elemente.

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(Bild: Neue Visionen)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • René Meyer

1965: Ein Physiker und sein Doktorvater reisen in ein entlegenes Berghotel in die Schweiz zu einem Kongress. Angekündigt ist ein bahnbrechender Vortrag über Quantenmechanik. Doch der Referent verspätet sich. Während man sich beim Warten die Zeit vertreibt, mit Plaudereien, Essen, Partys und Blicken auf die Berge, passiert Sonderbares: Menschen verschwinden, haben einen Unfall, werden ermordet, tauchen wieder auf, wirken verändert. Der Film "Die Theorie von Allem" gibt ab dem 26. Oktober im Kino Rätsel auf.

Durch die Rätsel stolpert der Doktorand ("Lindenberg"-Darsteller Jan Bülow), der an seiner eigenen Welt-Formel bastelt, aber nicht so recht vorankommt. Vorbei an mysteriösen Männern mit schwarzen Mänteln und schwarzen Hüten. Unter dem Einfluss bedrohlicher Wolkenformationen. Eine geheimnisvolle Brünette (die in Paris geborene Britin Olivia Ross) wirft mehr Fragen auf, und die Antworten scheinen unter dem Berg zu liegen.

Eine heiße Spur bekommt der Zuschauer schon in den ersten Minuten serviert: Es geht um Multiversen, um Menschen, die durch Welten und damit durch die Zeit reisen. Der Film ist mit vielem durchtränkt: Inhaltlich mit Erinnerungen an den Nationalsozialismus, mit Namen wie Niels Bohr, mit Radioaktivität. Mit den Krimis von Hitchcock, in denen ein Unschuldiger in Verbrechen verwickelt wird. Visuell mit dem von Regisseuren wie Murnau geprägten expressionistischen Kino mit dem Spiel von Licht und Schatten – schon wegen der Entscheidung, einen Schwarzweißfilm zu drehen. Der Vergleich mit Thomas Manns "Zauberberg" und seiner einsamen Heilanstalt drängt sich auf. Und man denkt an "Welt am Draht" mit seinen virtuellen Welten, vielen Spiegeln und der allgegenwärtigen Zigarette.

Filmemacher Timm Kröger lässt sich von vielem inspirieren. Auch wenn er manches gar nicht gesehen hat. Wie "Ich kämpfe um Dich" von Hitchcock mit der Bewältigung eines Traumas aus der Kindheit und seiner Ski-Szene oder die deutsche Netflix-Serie "Dark" mit ihren Zeitreisen. Er will eine vertraute Welt zeigen, die von einer Falschheit unterwandert wird, sagt er der Berliner Morgenpost.

Aktuelle Themen verpackt in ein verträumtes Panorama, das an das große Hollywood-Kino vergangener Zeiten erinnert. Ein "Film wie eine Wundertüte", schwärmt der NDR, und die F.A.Z. erkennt klug: Es ist vor allem ein Film über das Kino. Es vergehen viele Jahre, um aus all den Ideen und Visionen eine runde Sache zu entwickeln – und sie mit Hilfe vieler Geldgeber zu finanzieren: Produktionsfirmen, Förderern, Fernsehsendern.

Noch bevor der Film fertiggestellt ist, wird er nach in Venedig eingeladen. Dort auf den renommierten Festspielen hatte er vor wenigen Wochen Premiere. Nun läuft er regulär im Kino. Die Theorie von Allem" ist das Mittelstück einer losen Trilogie. Sie beginnt mit "Zerrumpelt Herz", angesiedelt 1929, und soll mit "Das letzte Radio" enden.

(dahe)