Die dunkle Seite des Silicon Valley

Der Dokumentarfilm "Secret of Silicon Valley" zeigt Lebens- und Arbeitsumstände der Verlierer der New-Economy.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 127 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Rohse

Jahrelang galt das Silicon Valley als Synonym für Reichtum und Erfolg. Doch jetzt zeichnet ein in den USA veröffentlichter Dokumentar-Film ein düsteres Bild der Lebens- und Arbeitsumstände im High-Tech-Land. "Secrets of Silicon Valley" wirft einen Blick hinter die glitzernden Fassaden und verrät ein offenes Geheimnis: Geld kennt keine Moral.

Ein Jahr lang haben die Filmemacher Alan Snitow und Deborah Kaufmann ihre beiden Hauptfiguren auf der anderen Seite der Digital Divide beobachtet. Raj Jayadev arbeitet bei der Zeitarbeitsfirma Manpower für 6.50 US-Dollar in der Stunde und verpackt im Akkord Drucker von Hewlett-Packard – bis zu 800 Stück am Tag. Der Film zeigt Menschen, die für die reichsten Firmen der Welt arbeiten und die ihre Nächte auf Busfahrten von hunderten Meilen verbringen, weil sie sich eine Wohnung im Silicon Valley nicht leisten können.

Magda Escobar, die zweite Hauptfigur kümmert sich mit ihrem Hilfs-Projekt Plugged-In um die IT-Qualifizierung von Kindern und Jugendlichen in East Palo Alto, einem der ärmsten Teile des Silicon Valley. Sie organsiert Seifenkistenrennen und klappert die Firmen in der Stadt ab, um Gelder für ihr Projekt zu sammeln.

Bei Rajs Zeitarbeitsjob ist die Zahl der Arbeitsunfälle doppelt so hoch wie im Branchen-Durchschnitt. Wegen der Arbeit mit gesundheitsschädlichem Drucker-Toner haben die Arbeiter ständig Nasenbluten und Atembeschwerden. Magda muss das Gebäude, in dem sie ihr Projekt untergebracht hat, wegen zu hoher Mieten räumen. Beide schlagen sich durch und zeigen die typischen Eigenschaften, die man von Helden erwartet.

Den Filmemachern stand für den Film, der mit sechs Kritikerpreisen ausgezeichnet wurde, nur ein Minimal-Budget von 350.000 US-Dollar zur Verfügung. Gedacht war er als Fernsehbeitrag, doch nachdem mehrere Kino-Vorstellungen in San Jose, der inoffiziellen Hauptstadt des Silicon Valley ausverkauft waren, zeigen sich auch zunehmend große Verleihfirmen interessiert. In Deutschland wird er vorerst noch nicht zu sehen sein. Die Autoren bieten allerdings auf ihrer Website eine Videokopie des Films für kommunale Einrichtungen, Gewerkschaften und Universitäten an. (fro)