Dienstag: Abschied von Dan Kaminsky, Deep-Fake um Nawalny und grüner Wasserstoff

Der "Retter des Internets" ist tot + Deep-Fake narrt Politiker + Speicher für grünen Wasserstoff in Ostdeutschland + Emotet deinstalliert sich selbst

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Dan Kaminsky

Hacker-Legende Dan Kaminsky ist im Alter von 42 Jahren verstorben

(Bild: CC BY 3.0 Dan Kaminsky2015portrait.jpg)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torge Löding

Die Welt der IT-Sicherheitsexperten trauert um Dan Kaminsky, der am vergangenen Freitag im Alter von 42 Jahren an einer Krankheit gestorben ist. Im Jahre 2008 hat ihn die "Technology Review" zum "Retter des Internet" gekürt.

In einer Videokonferenz sprachen unter anderem niederländische Politiker mit einem gefälschten Leonid Wolkow, Vertrauter des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny. Bereits im März hatte sich ein lettischer Abgeordneter mit dem Deep Fake über Russlands Krim-Politik ausgetauscht. Das Wichtigste vom Tage in Kürze:

Hacker sind gerne schwarz gekleidet, doch diesmal sind viele Hackerseiten schwarz gefärbt, oder tragen eine schwarze Banderole. Sie trauern um den 1979 geborenen Daniel Kaminsky, der an einer diabetischen Ketoazidose starb. Mit seiner Präsentation "Black Ops of TCP/IP" trat Kaminsky 2002 erstmals auf der Black Hat Conference in Las Vegas auf. Danach veröffentlichte er 2005 Details zu einem Rootkit, das Sony heimlich auf Computern installierte. Mit dieser Entdeckung trat er erstmals in Deutschland beim 22. Congress des Chaos Computer Clubs auf, wo der digitale Hausfriedensbruch des Konzerns ein zentrales Thema war.

Weit über die doch sehr engen Grenzen der IT-Security-Hacker hinaus wurde Kaminsky bekannt und als Retter des Internet gefeiert, als es ihm 2008 gelang, hinter den Kulissen eine gravierende Sicherheitslücke im Domanin Name System zu finden und behelfsmäßig zu flicken.

Ein Unbekannter soll sich in mehreren Videokonferenzen per Deep-Fake als Leonid Wolkow ausgegeben haben. Niederländische Politiker berichten von einem Gespräch via Zoom mit dem Vertrauten des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny. Auch Politiker in Großbritannien, den baltischen Staaten und der Ukraine sollen ähnliche Konferenzen gehabt haben.

Live-Aufnahmen vor Webcams derart zu fälschen ist eine noch gar nicht so alte und vor allem eine anspruchsvolle Technik. Deep Fakes gelten in jeglicher Form als Gefahr für Gesellschaft und Politik. So warnte etwa die Bundesregierung 2019 davor, die Manipulationen könnten demokratische Prozesse bedrohen und die Kriminalitätsbekämpfung erschweren. Entsprechend wird daran gearbeitet, Software zu entwickeln, die solche Fälschungen erkennt: Bei Microsoft heißt das etwa "Authenticator".

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Entscheidend sind Herstellung und Speicherung. Bundesweit laufen einige Wasserstoff-Forschungsvorhaben. Das Bundesforschungsministerium fördert die Grundlagenforschung. In Ostdeutschland gibt es konkrete Speicherprojekte, beispielsweise in Rüdersdorf zehn Kilometer östlich Berlins.

In der Lausitz setzt ein Netzwerk "DurcH2atmen" auf Wasserstoff speziell für die Zeit nach der Braunkohle. In Görlitz unterstützen das Land Sachsen und der Bund die Einrichtung einer Forschungsplattform für Wasserstofftechnologien mit 30,5 Millionen Euro. Unter dem Namen Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz (HLG) gehört es zu den Projekten für den Strukturwandel in der Lausitz. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette sollen neue technische Ansätze entwickelt und erprobt werden.

Der Elektro-PKW IONIQ 5 von Hyundai wurde mit Spannung erwartet. Dieser zeigt sich leise, kraftvoll und großzügig geschnitten. Der IONIQ 5 und der baugleiche Kia EV6 gehörten zu den Autos, die im zurückliegenden Quartal ungewöhnliche Neugier geweckt haben. Vor allem aufgrund der 800-Volt-Technologie, die vergleichsweise günstig ist. Nun stand der Hyundai IONIQ 5 für eine erste Testfahrt zur Verfügung.

Das Auto könnte sogar eine Rolle bei der internationalen Verteilung von COVID-19-Impfstoffen spielen. Korea ködert die USA mit Milliardeninvestitionen, unter anderem for eine IONIQ-Fabrik und eine Chip-Foundry. Im Gegenzug, so die Hoffnung in Südkorea, sollen die USA Impfstoffe herborgen.

Bei selbstfahrenden Autos schreitet die Marktbereinigung fort. Nach Uber verkauft auch Lyft seine Tochterfirma, die chauffeurlose Taxis hervorbringen wollte. Das ist schwieriger und kommt teurer, als viele Investoren zunächst glauben wollten.

Auf dem Mars hat der kleine Mars-Hubschrauber Ingenuity offenbar seinen Rhythmus gefunden und ist am Wochenende schon zum dritten Mal abgehoben. Er flog ganze 50 Meter weit. Den Verantwortlichen bei der NASA helfen die Fotos und die gesammelten Daten dabei, nicht nur weitere Flüge von Ingenuity, sondern auch mögliche künftiger Fluggeräte auf dem Mars vorzubereiten. Sie erinnern daran, dass Ingenuity jetzt Strecken zurücklegt, die sie auf der Erde nicht testen konnten, weil die dafür vorhandenen Druckkammern nicht groß genug sind.

Derweil macht der "König der Schad-Software" still und leise einen Abgang: Die Malware Emotet deinstallierte sich selbst. Bei einem koordinierten Schlag gegen die Cybercrime-Bande beschlagnahmten Behörden im Januar deren Server und lieferten anschließend nur noch harmlose Updates aus. Am 25. April deinstallierten sich die noch aktiven Emotet-Trojaner überall auf der Welt. Bislang haben wir keine Meldungen entdeckt, dass es dabei zu Problemen gekommen wäre.

Auch noch wichtig:

Gleich drei hochkarätige Konferenzen beschäftigen sich in dieser Woche mit Satelliten, Weltraum und Verteidigung.

- Die Small Satellites Conference von SMi untersucht Themen im Zusammenhang mit der Smallsat-Industrie, wobei der Schwerpunkt auf Europa liegt.

- Auf der Online-Konferenz Nuclear and Emerging Technologies in Space (NETS) 2021 werden Kernkraft- und Antriebstechnologien für den Einsatz im Weltraum diskutiert.

- Die siebte Planetary Defense Conference der International Academy of Astronautics (IAA) diskutiert die Forschung im Zusammenhang mit erdnahen Objekten und planetarer Verteidigung, einschließlich einer hypothetischen Einschlagsübung.

(tol)